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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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sagen, dass sie dem fremden Mann aus Deutschland keine Gelegenheit habe geben wollen, sich in sie zu verlieben, aber davon hatte der fremde Mann aus Deutschland zum Glück nichts gemerkt).
    »Wie habt ihr uns denn so schnell gefunden?« Kenneth O’Shady verstaute die Maschinenpistolen der Wilderer in einer Kiste.
    »Ich habe den Angriff auf dem Computer beobachtet – natürlich ohne zu wissen, dass es ein Angriff war.« Simon half O’Shady beim Verladen der Kiste. »Das markierte Tier hat sich aber derart merkwürdig verhalten, dass ich es im Auge behalten habe. So lange das möglich war.«
    »So lange es möglich war? Hat der Sender nicht funktioniert? Gab es Probleme?«
    »Ein bisschen. Wir haben ja nicht den besten Datendurchsatz. Sobald ein anderes Programm aktiv ist, funktioniert die Überwachungssoftware nur noch bedingt.«
    »Gab’s denn heute Morgen schon wieder Fußball?«
    »Bitte? Wie kommst du denn darauf?« Simon war überrascht. »Nein. Aber unsere Skype-Software war aktiv. Und irgend so ein Typ aus Deutschland hat uns ständig zugechattet. Der wollte unbedingt eine Videokonferenz starten.« Simon sah Siebeneisen an.
    »War übrigens für Sie. Weppfurt? Weppingfoert? So ähnlich jedenfalls. Ich hab ihm gesagt, Sie seien im Park unterwegs. Er hat dann verlangt, dass ich ihn durchstelle. Als ich ihm erklärt habe, dass wir seit zwei Tagen keinerlei Kontakt zu Ihnen hätten, meinte er bloß, dass Sie schon wiederauftauchen würden. Ich soll Ihnen ausrichten, die Tickets nach Ulan Bator lägen am Flughafen.«
    Und so begann in Afrika ein neuer Tag. Die flache Sonne ließ das Savannengras golden leuchten, der Wind raschelte in den Bäumen, und in der flimmernden Luft des Morgens zogen Zebras, Giraffen, Antilopen und Gnus zu den Wasserlöchern. Weit weg, in der Krone eines Baobabs am Rande eines großen Wulumba-Gebüsches, langweilte sich ein Epaulettenflughund. Weil er nichts anderes zu tun hatte, beschloss er, ein bisschen zielen zu üben. Die Datteln der Nacht lagen ihm schwer im Magen, und das Auto mit den vier platten Reifen unter ihm war nun wirklich groß genug.

37
    (Wieder mal in 10 000 Meter Höhe. Ein paar Tage später.)
    Und nun lass mich dir ein Lied erzählen, doch, so heißt das bei uns: Wir erzählen Lieder. Es ist ein altes Lied, ein sehr altes, mein Vater hat es mich gelehrt und ihn wiederum sein Vater. Es handelt vom Wind, der über die Steppen streift und den Sand der Dünen zu kleinen Kapriolen verführt, vom sternenzerstoßenen Himmel und jenem Moment, in dem die Sonne über die Hügel lugt nach einer Nacht kalt wie Eis. Von der Schönheit der Frauen handelt es und von der Wildheit der Pferde, von Klöstern, Schluchten, flirrenden Horizonten. Und von den Mongolen, stolzen Menschen mit Gesichtern wie Geschichtsbücher, die in den Ebenen des Landes umherziehen und sich frei fühlen wie besagter Wind. Es ist ein altes Lied, ein sehr altes. Vielleicht wurde es schon im Lager des großen Khan gesungen. Vielleicht ist es sogar älter als die Zeit.
    Das war ein wunderbarer Zufall! Siebeneisen hatte im Flugzeug eine Reportage über die Mongolei entdeckt. Nicht bei den Kollegen von National Geographic, sondern in einem Modemagazin, das sich Lawn von der Flugbegleiterin hatte geben lassen. Siebeneisen kannte diese Madame nicht, war aber elektrisiert, als er den Bericht über die Mongolei im Reiseteil des Magazins entdeckte. Er ließ sich noch ein paar Erdnüsse bringen, die einzige Verpflegung, die ihnen auf diesem Flug gewährt wurde. Wipperfürth hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet und eine Fluglinie entdeckt, die sie auf abenteuerlichem Zickzackkurs über etliche Zwischenstopps nach Moskau bringen sollte. Angeblich handelte es sich um die staatliche Airline eines ehemaligen Teilstaates des Sowjetreiches, von dem Siebeneisen allerdings noch nie gehört hatte. Er bezweifelte, dass es dieses Land tatsächlich gab. Viel wahrscheinlicher war, dass es sich um das Kunstprodukt eines dieser Oligarchen handelte, der sich statt eines englischen Fußballclubs eine trostlose Bergregion irgendwo hinter dem Ural gekauft hatte und nun so tat, als erkenne die UN seine Ländereien als Staat an.
    Das Flugzeug war vielleicht zur Hälfte gefüllt. Außer Lawn und Siebeneisen saßen ausschließlich sinistre Männer mit schwarzen Haaren und Schnauzbärten in der Economy Class. Sie trugen bordeauxfarbene oder bläulich changierende Anzüge mit goldenen Knöpfen und gewaltigem Revers. Soweit Siebeneisen das

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