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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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Siebeneisen geradewegs zu einem Geländewagen geführt, der am Ende der Taxischlange stand. Es gab ein ziemliches Palaver, weil vor dem Allradtaxi mindestens 23 andere Fahrer warteten, aber Lawn setzte sich durch. Zum Glück, dachte Siebeneisen. Sie waren bereits an etlichen normalen Autos vorbeigefahren, die in den kreuzungsgroßen Seen von Ulan Bator abgesoffen waren. Vor ihnen stockte der Verkehr jetzt abermals, offenbar hatte ein weiteres Fahrzeug Schiffbruch erlitten, von allen Seiten liefen Fußgänger in diese Richtung. Der Fahrer brummelte vor sich hin. Zusammen mit der Gangschaltung hielt er ein zusammengeknülltes Stofftaschentuch in der rechten Hand, mit dem er sich alle zwei Minuten theatralisch den Schweiß aus dem Gesicht wischte.
    Siebeneisen sah auf die Uhr: Es war gleich schon Mittag.
    »Das kann dauern. Ich hoffe nur, unsere Adresse ist nicht untergegangen, bevor wir da sind.«
    »Und unser Hotel hat eine Badewanne und heißes Wasser.« Lawn holte die »Was ist los in Ulan Bator?«-Broschüren aus ihrer Handtasche, die ihnen am Flughafen in die Hand gedrückt worden waren.
    »Suchst du uns was für heute Abend aus? Ich hätte gerne etwas Ruhiges. Und Trockenes. Bitte nichts mit dem Donkosakenchor.« Siebeneisen schaute finster nach vorne, wo er den Blick des Fahrers im Rückspiegel erwischte. Der Mongole ignorierte ihn. Er hantierte erneut an Schaltern und Hebeln.
    »Für heute Abend? Glaubst du nicht, dass wir da bei Pat O’Shady zu Hause sitzen und irischen Whiskey trinken?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Es wäre das erste Mal auf dieser Reise, dass einer dieser O’Shadys da wäre, wo er hingehört. Offenbar kennt sein Chef ihn noch nicht einmal persönlich. Wahrscheinlich wird es wieder so sein, dass ich in diesem Büro, das Wipperfürth da aufgespürt hat, einen vagen Hinweis bekomme. Und anschließend müssen wir dann mit einem mehr oder weniger auseinanderfallenden Auto los, um den Mann zu suchen.«
    »Du meinst, es wird so wie in Südafrika?«
    »Ich meine, es wird so wie in Südafrika. Und übrigens auch wie in der Antarktis oder im Himalaja oder in Australien, wenn wir gerade dabei sind. Diese kleinen Spritztouren hast du ja verpasst …«
    »Worüber ich nicht böse bin.«
    »Worüber du zu Recht nicht böse bist.«
    Allmählich wurde es wärmer. Siebeneisen stellte erfreut fest, dass es dem Fahrer – offensichtlich aus purem Überlebenswillen – gelungen war, die Heißluft aus dem Heizungsgebläse komplett in den Fußraum vor der Rückbank zu leiten. Siebeneisens Hose war beinahe wieder trocken.
    »Und wenn wir Pat O’Shady haben? Dann brauchen wir doch nur noch einen einzigen anderen Erben zu finden, oder?« Lawn steckte die Veranstaltungsmagazine in ihre Tasche. Sie schien nichts gefunden zu haben.
    »Genau.«
    »Und was passiert eigentlich dann?«
    »Dann muss Schatten es hinbekommen, dass alle sieben Erbberechtigten zu einem bestimmten Termin nach Dublin kommen. Zum Nachlassverwalter der Verstorbenen. Er selbst muss natürlich auch antanzen. Und wenn dann alle da sind, bekommt jeder sein Geld.«
    »Dieses Treffen … wird das auch von Wipperfürth organisiert werden? Ich meine – die Flüge und die Shuttles und die Übernachtungen?«
    »Ich fürchte ja. Wir haben übrigens Glück: Ursprünglich war es noch ein Erbberechtigter mehr, aber der ist kurz vor der Testamentseröffnung verstorben.«
    »Wirklich?«
    »Der war so eine Art Guru. In Indien. So was wie der Bhagwan, glaube ich. Oder der Maharishi.«
    »Aber der war doch auch ein Ire, der, der gestorben ist … oder?«
    »Ja. Hat es aber offenbar ziemlich weit gebracht bei den Indern. Schatten hat erzählt, dass er zehntausende Anhänger hatte. ›Der Weise O‹ – so haben sie ihn genannt.«
    »Und wie ist er gestorben?«
    »Kann ich dir nicht so genau sagen. Ich glaube, während einer Dauermeditation. Ist einfach nicht mehr aufgewacht.«
    »Oh.« Lawn sah aus dem Fenster. »Das ist schon ein interessantes Völkchen, diese Iren. Findest du nicht?«
    Der Taxifahrer brauchte noch eine weitere Stunde, bevor er die Adresse endlich fand. Am Ende hielt er im Hof eines hufeisenförmig angelegten Plattenbaus, der leer zu stehen schien. Die meisten Fenster fehlten, ein Flügel des Gebäudes war noch nicht verputzt. Das obere Stockwerk sah aus, als seien die Bauarbeiten an einem lauen Frühlingstag 1991 unterbrochen worden, für eine Mittagspause, die noch immer anhielt. Aus dem Flachdach ragten rostige Eisenstangen wie

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