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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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Richtung Strand, an dem sie dann mehr oder weniger lustlos herumknabbern. Wenn es so drauf ist, könnte man fast glauben, auch ein Meer könne irgendwann wegdösen.
    Siebeneisen hörte das Meer natürlich trotzdem, da draußen vor seiner Balkontür. Er war längst wach. Vier Stunden zuvor war er hundemüde und mit dem Vorsatz ins Bett gefallen, bis mindestens zum nächsten Mittag tief und fest zu schlafen. Jetzt aber war er noch vor der Morgendämmerung wach und dachte schon mal vorsorglich missmutig an die Stunden nach Mittag, wenn der Jetlag über ihn herfallen würde wie ein Kommando Cheyenne über einen festgefahrenen Siedlertreck. Er kannte das von seiner Reise nach Las Vegas: Da war er am ersten Nachmittag an einem Casino-Tisch eingenickt. Mehrmals. Mitten im Spiel. Und einmal sogar für längere Zeit – als er aufgewacht war, hatten Mitspieler um ihn herumgesessen, die vorher nicht da gewesen waren. Der Croupier hatte ihm damals empfohlen, doch eine kleine Pause einzulegen. Wahrscheinlich hatte er vermutet, Siebeneisen hätte seit Tagen ununterbrochen im Casino gehockt.
    Der Flug nach Cairns hatte gefühlte zwei Wochen gedauert. Wipperfürth hatte das Ticket offensichtlich auf einer Webseite für Billigtarife gebucht, anders ließen sich die endlosen Zwischenstopps in Tirana, Ekaterinburg und Peking nicht erklären. Und auch der Sitzabstand in der Touristenklasse nicht. Als Siebeneisen eben aufgewacht war, lag er auf der Seite und hatte die Knie in exakt jenem Winkel angezogen, den er im Flugzeug hatte einnehmen müssen. Er befürchtete, dass er später nur mit Mühe würde gehen können. Gerade mal ein paar Tage war er nun unterwegs, und schon war klar, dass Schattens hehre Versprechungen natürlich leere Versprechungen gewesen waren. Von wegen Spesen spielten keine Rolle! Der Ire Schatten war ein Schotte, wenn es ums Geld ging. Und Wipperfürth ein williger Handlanger.
    Von draußen sickerte die Dämmerung ins Zimmer. Mein erster australischer Morgen, dachte Siebeneisen, ach was: Mein erster Morgen auf der Südhalbkugel! Er beschloss aufzustehen und zu überprüfen, ob das Wasser hier tatsächlich in der anderen Richtung ablief, wie Wipperfürth zu Hause behauptet hatte. Er ließ das Waschbecken volllaufen, zog den Stöpsel und betrachtete, wie der Inhalt ziemlich zügig verschwand, ohne dass er einen Wirbel sehen konnte. Er drehte den Hahn erneut auf, riss einen kleinen Schnipsel von der Pappkarte auf der Ablage (»Hängen Sie Ihr Handtuch an den Haken, wenn Sie es ein zweites Mal benutzen wollen!«), warf ihn ins Wasser und zog den Stöpsel. Der Schnipsel trudelte in kleinen Kreiseln Richtung Ausguss und verschwand. Siebeneisen sah ihm hinterher. Im Uhrzeigersinn, dachte er. Aber war das zu Hause nicht auch so? Er versuchte, sich daran zu erinnern, während er sich mit der Maschine auf dem Schreibtisch einen Kaffee machte. Natürlich kam er zu keinem eindeutigen Ergebnis. Natürlich gelang es ihm stattdessen, den Schreibtisch zu fluten.
    »G’day!« Die Frau an der Rezeption hatte eine Ewigkeit gebraucht, bis sie am Telefon war.
    » Good day! Ich würde gerne Frühstück bestellen.«
    »Australian oder Continental?«
    Siebeneisen überlegte kurz und bestellte dann das australische Frühstück, so oft würde er ja nicht in dieses Land kommen. Bevor er aber sagen konnte, dass er gerne Espresso hätte und vielleicht Margarine zu den Vollkornbrötchen und lieber Kirsch- als Erdbeermarmelade und das Ei auf jeden Fall hart gekocht, tutete schon das Aufgelegtzeichen aus dem Hörer. Sofort danach klopfte es an der Tür und die Frau von der Rezeption brachte: »Frühstück!«
    Siebeneisen schaute auf das Tablett: ein Styroporbecher mit heißem Wasser, ein Teebeutel, eine gelbe Tube und drei wabblige Toastscheiben, die eiskalt zu sein schienen.
    »Was ist denn in der Tube?«
    »Vegemite. Typisch australisch! Werden Sie mögen!«
    Die Frau knallte zuerst das Tablett auf den Tisch und dann die Tür ins Schloss. Siebeneisen nahm die Tube und drückte aus ihr eine Masse auf den Toast, die aussah wie etwas, das man Katzen bei Wurmbefall verabreicht. Er beschloss, den typischen Geschmack Australiens nicht schmecken zu wollen. Er nahm den Tee und ging hinaus auf den Balkon.
    Da war es, das Meer. Zumindest bei der Wahl des Hotels hatte Wipperfürth Geschmack bewiesen. Es war nicht luxuriös, natürlich nicht. Aber es lag tatsächlich direkt am Strand, das Hotel, und nicht an einer Schnellstraße, wie Siebeneisen

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