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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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Umweltoffizier auf der Hauptstraße vor dem Busbahnhof, wo er verloren auf einer Verkehrsinsel stand und sich mit beiden Händen an seine Marienkäfer-Trinkflasche klammerte. Als er Siebeneisen sah, hellten sich seine Gesichtszüge kurz auf. »Mein Name ist Rashid Shamesta, ich wohne in der Kamaladi Road 376 und habe mich verlaufen.« Siebeneisen war sprachlos. Er zog Rashid zu einem Verkehrspolizisten hinüber, bei dessen Anblick dieser erneut brav sein Sätzlein aufsagte. Siebeneisen hielt es für besser, sich bloß mit einem Klapps auf die Schulter zu verabschieden. Zu Hause in Oer-Erkenschwick würde er dieses Krankheitsbild unbedingt recherchieren müssen. Reinhold Messner wusste wahrscheinlich überhaupt nicht, was für ein Glück er gehabt hatte.
    Von Kathmandu konnte man das nicht unbedingt behaupten. In den Siebzigern war Nepals Hauptstadt ja ein Sehnsuchtsziel der Hippies gewesen; Siebeneisen hatte einen Kollegen beim Tagesboten , der damals mit einem VW -Bus von Düsseldorf bis nach Nepal gefahren war und bis heute davon schwärmte, wenn sie zusammen beim Chinesen zu Mittag aßen. Seitdem hatte sich Kathmandu allerdings offenbar gewaltig verändert. Vier Jahrzehnte nach dem Eintreffen der ersten Hippies standen keine unterschiedlichen Haschsorten mehr auf den Speisekarten, sondern Putenbrust-Enchiladas, Tofu-Currys und veganische Apfelkuchen. Es gab Shiatsu-Massagepraxen, Yogastudios und Internetcafés, in denen man Videokonferenzen mit Kollegen in Brisbane, London und Osaka abhalten konnte. Es gab Tattoostudios und T-Shirt-Designer und mehr israelische Wehrdienstflüchtlinge als Soldaten auf dem Golan. Und einen Irish Pub gab es auch.
    Das Happy Shamrock lag zwischen einem Spezialladen für Räucherstäbchen (»10 000 Duftrichtungen!«) und einem Schrein des Elefantengottes Ganesh, an dem die zehntausend Duftrichtungen gleich nach dem Kauf abgebrannt werden konnten. Jedes Mal, wenn jemand die Kneipentür öffnete, mogelten sich Moschus und Sandelholz in den Pub und vermischten sich mit dem wirren Sitargeklimpere aus den Lautsprecherboxen. Siebeneisen hatte sich auf einen Hocker weit hinten am Tresen gesetzt. Irgendwann würde Liam O’Shady hier auftauchen, da war er sich sicher. Und bis dahin? Könnte er darüber nachdenken, warum eine Institution wie der Irish Pub scheinbar zwangsläufig zu einem Tollhaus degenerierte, sobald er außerhalb der grünen Insel eröffnete. In Irland selbst war der Pub seit den Tagen von St. Patrick ja eine Rückzugsbastion vor allem Unbill des Alltags, eine Höhle, eine Insel. Überall sonst aber schien dieser heilige Ort zu Disneyland mutiert. Schatten beklagte das seit Jahren, und Siebeneisen ahnte allmählich, weshalb das so war. Er betrachtete den Barkeeper, einen hageren, bleichen Franzosen, der mit sich selbst redete und noch immer versuchte, seinen Nasenring zu polieren. Am anderen Ende des Tresens saß ein alter Mann, bekleidet nur mit einem Lendenschurz. Siebeneisen war auf dem Weg zurück aus Mustang etlichen dieser Pilger begegnet, die zwischen irgendwelchen heiligen Stätten Shivas oder Vishnus oder einer anderen Gottheit hin und her zogen. In solchen Momenten war er jedes Mal erleichtert, dass Schattens achter Miterbe noch vor der Testamentseröffnung in seinem Ashram verstorben war, das ersparte Siebeneisen zumindest den Abstecher nach Indien. Aus den Augenwinkeln sah er zu dem Pilger hinüber: Der Alte schien auf seinem Barhocker zu meditieren. Weiter hinten im Raum hatte ein Tisch deutscher Trekkingtouristen mit einer Gruppe junger Amerikanerinnen angebändelt, die bereits so betrunken waren, dass sie nur noch schrien, kicherten oder abwechselnd zur Toilette rannten. Das japanische Pärchen am Tisch links daneben schlief fest. Direkt hinter Siebeneisen saß eine Gruppe koreanischer Banker. Die Männer waren soeben von einem Pferdetrekking zurückgekehrt, von dem sie den zwei bekifften und schweigsamen Russen am Nebentisch in gebrochenem Englisch detailliert berichteten und zur Untermalung immer wieder die Titelmelodie von Bonanza sangen. Die italienische Familie am Tisch nebenan diskutierte noch lauter, offenbar ging es bei ihr um die Qualität der Snacks. Zur Auswahl standen nur »Shiva Potatoe Chips« oder »Lord Haruman Peanuts«. Auf die Packungen waren knatschbunte Heiligenbildchen gedruckt. Siebeneisen stellte sich Walburga vor, wie sie im Fetten Hecht »Maria Magdalena Erdnussflips« auftischte. Oder »Judas Ischariot Salzstangen«.
    Er begann, seine

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