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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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sah sich nach rechts und links um. Zum Glück schien sie niemand bemerkt zu haben. Er betrat den Hof. Lawn kniete in einer hinteren Ecke auf dem Boden.
    »Hilf mir mal!«
    »Was soll das? Wir wollten doch nach O’Shady sehen!«
    »Komm her! Ich zeig dir was!«
    Lawn rutschte auf den Knien über das Kopfsteinpflaster. Mit der rechten Hand tastete sie in der Luft über dem Boden herum. Zum Glück trägt sie heute Abend Jeans und nicht mehr dieses Kleid, dachte Siebeneisen und ging neben ihr in die Hocke. Es roch ganz schwach nach Patschuli.
    »Fühl mal hier …« Lawn zeigte auf eine Stelle über den Pflastersteinen. Sie sah exakt so aus wie die Stellen davor, dahinter und daneben. Siebeneisen streckte seine Hand aus. Er fühlte nichts. Irgendwo in der Nachbarschaft legte jemand den Rückwärtsgang in einem Lieferwagen ein; das Warnsystem quengelte ein piepsendes »Rudolph the red-nosed reindeer.«
    »Merkst du was? Die Stelle hier ist deutlich kühler als die anderen um sie herum. Das ist ein thermischer Abdruck. An dieser Stelle ist irgendwann etwas Schlimmes passiert.«
    Siebeneisen schmerzten die Knie. Warum machte er das? Warum kroch er in stockfinsterer Nacht auf einem fremden Grundstück herum und suchte thermische Abdrücke? Er tastete noch einmal mit der Hand über den Boden, fühlte noch immer nichts, stöhnte kurz auf wegen seiner Knie, tastete erneut, bis Lawn seine Hand nahm und sie über einen ganz bestimmten Fleck hielt.
    »Fühlst du es jetzt?«

    Und dann wurde es zwar nicht kalt, aber nass, weil nämlich der wahrscheinlich gewaltigste Platzregen begann, der über dem French Quarter niedergegangen war, seit Jean Lafitte die letzte spanische Galeere versenkt hatte. Innerhalb von Sekunden waren sie nass bis auf die Haut. Sie standen auf, schauten zum Himmel und lachten verlegen. Lawn zitterte, Regentropfen kullerten über ihre Oberlippe, die ein winziges Stück über die Unterlippe ragte. Und irgendwo in der Ferne spielte ein Cello, und der Regen fiel, und der Lieferwagenrückwärtsgang quengelte »Rudolph the red-nosed reindeer«, und Siebeneisen wusste, dass es jetzt dann wohl passiert war.

23
    (Drei Tage später, New Orleans)
    Der Sohn der Internetcafébesitzerin erkannte ihn sofort wieder. Er unterbrach das Gefecht gegen die Schergen eines Medicifürsten an seiner Spielekonsole, rückte seine Baseballmütze gerade und schlurfte mit dem provozierenden Gang eines Rappers zu Siebeneisen hinüber, dem er bis zur Gürtellinie reichte.
    »Check your Facebook?«
    Siebeneisen nickte. Der Kleine schaltete einen der Computer ein. Seine Mutter war nirgends zu sehen, offenbar leitete er den Laden, wenn er am Nachmittag aus dem Kindergarten kam. Jetzt schlurfte er zurück zu seinem Kreuzritter und seiner Mission bei den Medici.
    Siebeneisen meldete sich bei seinem neuen Facebookaccount an. Sein Profil erschien. Er erschrak: Mittlerweile »gefiel« die von Wipperfürth aktivierte Seite 19 Personen, was immer das bedeutete. Seine Pinnwand war voller neuer Nachrichten.
    Schatten:
    Du kannst dir nicht vorstellen, wie heiß es hier in Oer-Erkenschwick ist. Die wenigen Meter von der Wohnung in den Hecht sind eine Qual. Du hast es gut! Beneide dich!
    Lucky Jim:
    Sehe gerade, dass du eine Facebookseite hast, mate! Good on you! Hab leider gar keine Zeit, muss rüber zu Crabby George, du weißt schon, hab ich dir von erzählt, der Cousin von Talkin’ Bob, der drüben bei Perth mal diese legendäre Begegnung mit dem Hai hatte, da hat anschließend ein Riesenstück vom Surfboat gefehlt, ganz schöner Mist, das hatte er nämlich ja aus Adelaide, verstehste, ist damals extra deswegen mit dem Pick-up hingefahren, das war die Tour, auf der er unten in Victoria diesen Ärger mit dem Winzer hatte, muss ich dir bei Gelegenheit von erzählen, krasse Story, jetzt muss ich aber erst rüber zu Crabby. See ’ya!
    PS : Was macht die Nase? Wilbur bestellt Grüße!
    Schatten:
    Es ist immer noch so heiß. Heute bestimmt 25 Grad, mindestens. Natürlich ist das Global Warming!
    Mathilda Pankovic:
    Lieber Herr Siebeneisen, es war so schön, Sie kennengelernt zu haben! Ihre Bekanntschaft hat dazu beigetragen, unsere Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Dafür danken wir alle Ihnen ganz herzlich …
    Siebeneisen stutzte. Wer war Mathilda Pankovic? Er konnte sich nicht erinnern, je eine Person dieses Namens getroffen zu haben. Mathilda Pankovic?
    … als kleines Souvenir haben wir etwas aufgenommen, damit Sie sich jederzeit an

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