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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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Meter von der Straße entfernt. In drei Stunden wären wir im Camp gewesen!«
    Der Bus war jetzt komplett zu sehen. Und das Italienisch so deutlich zu verstehen, dass Siebeneisen mehrmals die Worte »Mama« und »Pasta« heraushören konnte. Lawn fiel ihm um den Hals, löste sich wieder und begann, winkend auf und ab zu hüpfen und laut zu rufen. Zuerst Lawn, dann auch er, und dann Sam und Marcus und O’Shady, fünf lärmende Menschen in der ewigen Stille der afrikanischen Nacht, dreihundert Meter entfernt von der Nachtsafari des Tavango Camps, im ausrangierten Schulbus ohne Fenster, 20 Euro pro Person inkl. alkoholfreie Getränke, aber ohne Tiersichtungsgarantie. Der Bus fuhr weiter. An ihnen vorbei. Er hielt nicht an. Er wurde noch nicht einmal langsamer. Die italienischen Touristen hörten noch nicht einmal zu diskutieren auf.
    Lawn zog Siebeneisen an der Hand Richtung Straße.
    »Bleiben Sie stehen!«, Sam hielt die beiden zurück. »Zwischen uns und denen sind dreihundert Meter pechschwarze Savanne! Und die Löwen liegen da irgendwo!«
    »Die im Bus sehen uns aber nicht!« Siebeneisen musste plötzlich an bestimmte Momente aus Seefahrerfilmen denken, an Schiffsbrüchige, die nach endlosem Warten eines schönen Tages Segel am Horizont sahen und schrien und winkten und sogar schon vor Freude tanzten, bevor sie feststellten, dass sie zwar das Schiff, das Schiff aber keinesfalls sie bemerkt hatte. Und einfach weitersegelte.
    Der Bus schwankte jetzt leicht. Seine Insassen schienen ihn hin und her zu wippen. Das Palaver hatte aufgehört, man konnte eine hohe, lang gezogene Stimme hören, und dazu einen Chor, der etwas wie »Awimmbawee, awimmbawee!« sang. »The Lion sleeps tonight«, dachte Siebeneisen, während er weiterhin auf und ab hüpfte und sich die Seele aus dem Leib brüllte, wir rufen um unser Leben, und sie singen »The Lion sleeps tonight.«
    »Ich gebe einen Signalschuss ab!« O’Shady drehte sich um und griff nach dem Gewehr, das er an die Kühlerhaube des Landrovers gelehnt hatte.
    »Wo zum Teufel …«
    Das Gewehr war weg. Stattdessen war da eine dunkle Stimme. Eine Stimme, die aus der Wulumba-Hecke kam.
    »You be quiet. You do not move. You come with us. Now!«
    Hoch über ihnen, in den knorrigen Ästen des alten Baobabs, riss der Epaulettenflughund vor Schreck die Augen auf. Und kackte.

32
    (Headquarter der Nationalpark-Ranger, zur gleichen Zeit.)
    Simon Winter hatte Kaffee gekocht. Er balancierte das Tablett mit den beiden Tassen aus der winzigen Küche neben ihrem Büro hinüber zu den Schreibtischen. Monica sah nur kurz auf und malte dann weiter an ihren Fingernägeln. Zebrastreifen, dachte Simon, warum um alles in der Welt pinselt sich in letzter Zeit jede Frau Zebrastreifen auf die Fingernägel? Seine Freundin in Johannesburg tat das auch. Sie arbeitete für »Safari Air«. Möglicherweise waren solche Muster da verkaufsfördernd.
    »Du könntest wenigstens Danke sagen!«
    »Danke, lieber Simon! Ich freue mich über deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich heute nach Feierabend mit dir in die Bar gehen werde, wo du dann versuchen wirst, mich betrunken zu machen.«
    Simon seufzte. Es hatte sich nicht gebessert, immer noch nicht. Wieso glaubte diese Frau, dass er sie ins Bett bekommen wollte? Dass sein ganzes Tun ausschließlich darauf ausgelegt war, Sex mit ihr zu haben? Wie kam sie auf solche Gedanken? Nicht nur bei ihm, Monica dachte das auch bei allen seinen Kollegen. Und Kolleginnen. Egal, was gesagt wurde, egal, was geschah, alles war angeblich darauf ausgerichtet, ein sexuelles Intermezzo mit ihr in die Wege zu leiten. Und wenn es nicht um sie ging, spekulierte sie über Liebesaffären, Seitensprünge und nächtliche Eskapaden ihrer Kollegen. Und Kolleginnen. Die aber alle nur begonnen worden waren, weil sie selbst, Monica die Unwiderstehliche, kein Interesse signalisiert hatte.
    Simon war sich sicher, dass eine Krankheit dahintersteckte. Es konnte nicht normal sein, dass jemand glaubte, die komplette Welt sei scharf auf einen. Vor allem nicht, wenn man mindestens drei Zentner wog und schon Probleme hatte, von einem Bürostuhl aufzustehen.
    »Wollen wir uns mal die Neumarkierten ansehen?«
    Simon versuchte, auf neutrales Terrain zu gelangen. Eigentlich hatten sie Dienstschluss, aber vielleicht besserte es die Stimmung, wenn sie jetzt noch ein paar Minuten zusammenarbeiteten. Er öffnete das GPS -Überwachungsprogramm. Monica stand mühsam auf und stampfte

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