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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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erstaunlicher Geschwindigkeit wellenartig auszubreiten schien. Gerechter Zorn. Heiliger Zorn.
    »YOU stop!« Er packte die Hand des Mannes und schob sie langsam, aber sehr bestimmt von seiner Schulter.
    Leider kam die Hand augenblicklich zurück: Der Mann rammte sie ihm in die Magengrube, ebenfalls sehr bestimmt. Siebeneisen glaubte, in der Mitte zusammenzuklappen. Einen Moment später lag er auf dem Boden. Wahrscheinlich waren augenblicklich die Ameisen im Anmarsch auf ihn.
    »You idiot!« Der Wilderer riss ihn hoch, packte ihn im oberen Bereich seines Hemdes und zog sein Gesicht sehr nah an seines heran. Siebeneisen stieg ein beißender Geruch in die Nase, der von mehreren weißen Flecken auf den Schulterstücken des Mannes und seinem Barett zu kommen schien. Der Wilderer konnte seine Wut nur mühsam beherrschen. In seinem Gesicht zuckten Muskeln unter der schwarzen Haut, die Augen waren weit aufgerissen. Fünf, sechs Sekunden lang starrte er Siebeneisen ins Gesicht, dann stieß er ihn weg.
    »You go!«
    Und also liefen sie weiter.
    Die drei sandfarbenen Jeeps sahen sie erst, als sie unmittelbar vor ihnen standen. Ihre Entführer stießen sie in die Fahrzeuge und fuhren mit ihnen auf einer breiten, sandigen Piste über eine Stunde lang nach Norden. Im Licht des fahlen Mondes bemerkte Siebeneisen, dass der natürliche Wall aus Steinen und Felsen, hinter dem sie gelagert hatten, immer auf der rechten Seite der Fahrzeuge zu sehen war. Er schätzte, dass sie mindestens 50 oder 60 Kilometer von ihrem Landrover entfernt waren, als sie auf einer freien Fläche hielten, auf der zwei alte Armeezelte standen. Mehrere kleine Scheinwerfer erhellten die Lichtung. Hinter einem der Zelte arbeitete ein Dieselgenerator.
    »You sit!«
    Ihre Bewacher stießen sie ins Gras und bildeten einen Kreis um sie. Siebeneisen versuchte, eine halbwegs bequeme Haltung zu finden. Er schnippte sieben Ameisen von seiner linken Hand.
    »Alles in Ordnung?« Zum ersten Mal seit ihrer Entführung konnte er mit Lawn sprechen. Sie sah unverletzt aus. Ihr Haar hing in Strähnen vor dem Gesicht, an der Stirn hatte ein Ast einen Kratzer gerissen, ihre Augen aber waren hellwach.
    »Bei mir ist alles klar. Bei dir?«
    »Geht schon wieder. Ich hätte besser die Klappe halten sollen.«
    »Hättest du. Was wollen die denn von uns?«
    »Ich fürchte, die waren hinter Ken und Marcus her. Hat bestimmt etwas mit den Nashörnern zu tun. Wir waren halt dummerweise gerade in der Nähe.« So wie ich dummerweise immer in den vergangenen Wochen, fügte er in Gedanken hinzu. Er sah sich vorsichtig um. Ihre Entführer schienen sich entspannt zu haben, sie standen um sie herum und unterhielten sich in einer fremden Sprache. Nur einer von ihnen beobachtete weiterhin jede ihrer Bewegungen: Es war derjenige mit den stinkenden weißen Flecken.
    »Guten Abend!«
    Aus dem größeren der beiden Zelte trat ein Asiate auf die Lichtung. Er war hager und von einem undefinierbaren Alter, trug sein schwarzes Haar akkurat gescheitelt und eines jener Kassengestelle mit Tropfengläsern, mit denen Deutschlands Optiker um 1980 herum den kompletten kurzsichtigen Teil der Bevölkerung entstellt hatten. Sein gestreiftes Polohemd steckte in einer schlecht sitzenden Stoffhose, die von einem Gürtel mit Plastikschnalle gehalten wurde. An einem Riemen in der rechten Hand baumelte eine Herrentasche aus Lederimitat.
    »Ich möchte mich bei Ihnen allen für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die wir Ihnen bereitet haben.«
    Sein Englisch war absolut akzentfrei. Die Stimme klang leiernd, eigenartig emotionslos und gleichzeitig drohend. Wie ein nicht mehr ganz so scharfes Messer, mit dem man versuchte, durch eine Brotrinde zu kommen. Der Asiate lächelte. Es sah nicht wirklich freundlich aus.
    »Lassen Sie mich eines vorwegschicken: Es wäre schön, wenn Sie nur dann sprechen, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Wir möchten nur einige Informationen von Ihnen. Sobald wir sie bekommen und auf ihre Richtigkeit überprüft haben, geleiten wir Sie zu Ihrem Fahrzeug zurück.«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit!« O’Shady zischte die Worte wütend heraus. Der Entführer, der Siebeneisen niedergeschlagen hatte, entsicherte seine Waffe und richtete sie auf den Iren. O’Shady verstummte.
    »Ich hatte doch gerade erwähnt, wie wir unsere kleine Unterhaltung gestalten wollen …« Der Asiate sprach im gleichen leiernden Tonfall weiter.
    »Lassen Sie mich also kurz den Stand der Dinge erläutern. Vor etwa zwei

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