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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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müssen …«
    »… allerspätestens. Wie spät ist es jetzt?«
    Siebeneisen sah auf seine Uhr: Kurz nach neun. Das Spiel lief seit über einer Viertelstunde.
    »Also: Was dagegen, wenn ich ihnen das Passwort verrate?« O’Shady grinste immer noch. Dann öffnete sich die Front des größeren Armeezeltes.
    »Ich denke, Sie hatten genügend Zeit, um sich zu beraten, oder?« Der Asiate schaute in seine Herrentasche und holte eine große Spritze heraus. Die Nadel schimmerte kalt im Licht des Mondes. Der Asiate hielt sie vor seine Augen und sah sie an, als frage er sich, wie dieses Ding in seine Hand gekommen war. Er lächelte. Es sah noch immer nicht sehr vertrauenerweckend aus.
    Zwei der Wilderer hatten einen Stuhl und einen Campingtisch aus dem Zelt geholt, auf den sie nun ein Notebook stellten. Der Asiate setzte sich.
    »Meine Herren? Wer möchte denn? Na?«
    »Ich weiß das Passwort.« O’Shady hob die Hand, als sei er in der Schule und von seinem Lehrer gefragt worden.
    »Wenn Sie dann so freundlich wären, es uns zu verraten?« Der Asiate ließ die Finger über die Tastatur schweben.
    »NashornwildererhabenkleineSchwänze.«
    Der Asiate sah ihn an, als habe er nicht verstanden.
    »Wie bitte?«
    »NashornwildererhabenkleineSchwänze. Alles zusammen, ein Wort. Und Schwänze groß schreiben vorne.«
    Der Asiate hob langsam den Kopf. Sein Gesicht war absolut ausdruckslos. Auf dem des Söldners neben ihm dagegen führten die Muskeln eine Art rhythmische Sportgymnastik auf.
    Der Asiate tippte das Passwort und drückte die Eingabetaste.
    Sofort änderte sich die Darstellung auf dem Bildschirm. In rasender Geschwindigkeit liefen grüne Codezeilen über den Monitor, und aus dem Lautsprecher kamen Geräusche wie aus einem alten Radio, an dem man den Sendersuchlauf noch per Drehen an einem Knopf mit der Hand betätigen musste. Dann war eine Stimme zu hören, Satzfetzen, immer wieder unterbrochen von statischem Rauschen, Knistern und Knastern, »… ein wunderschöner …«, »… große Kunst …«, »… sehr anstrengen müssen …«. Sie schauten gebannt auf den Monitor des Computers.
    Auf dem Monitor des Computers erschien ein Fußballspiel. Eine Zeitlupe wiederholte das soeben gefallene 1:0 für den FC Barcelona. Die Stimme aus den kleinen Lautsprechern schwärmte: »Schöner als Lionel Messi kann man das nicht machen!«
    Etliche Tagesmärsche entfernt, in einem Büro der Parkverwaltung, nutzte Simon Winter die siebte Wiederholung des Führungstreffers, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Wenn er anschließend die Überwachungssoftware gestartet hätte, anstatt sich erneut der Champions-League-Übertragung zu widmen, dann hätte er einen anderen runden Punkt sehen können, ähnlich wie ein Fußball, der ebenfalls die ganze Größe des Bildschirms nutzen wollte. Dieser kleine Punkt hatte soeben das Ende einer langen, geraden Linie erreicht, der er seit über einem Tag nach Norden gefolgt war. Jetzt bewegte er sich ein klein wenig nach links und drehte anschließend nach Süden ab. Der kleine grüne Punkt bewegte sich jetzt wieder schneller.

34
    »Wir könnten uns ja das Spiel anschauen? Wenn wir es schon mal auf dem Schirm haben?« Siebeneisen fand seine Frage gar nicht so abwegig. Sein Freund schon. Dem Wilderer mit den weißen Epaulettenflughund-Flecken auf Hemd und Barett stand der Schweiß auf der Stirn.
    »You shut up! Now! Sit!«
    Der Söldner dirigierte sie um den Tisch mit dem Notebook herum und befahl ihnen, sich ins Gras zu setzen. Noch immer schien er sich nur mit größter Mühe kontrollieren zu können. An seinen Schläfen traten die Adern hervor, die Augen zuckten hin und her, der Atem ging stoßweise. Außerdem konnte er offenbar keine Sekunde lang still stehen, unentwegt verlagerte er das Gewicht von einem Bein auf das andere und machte winzige Schritte, als würde er in einem restlos überfüllten Club samstagsnachts um kurz nach zwölf zu tanzen versuchen. Bestimmt etwas aus dem neurologischen Problemkreis, dachte Siebeneisen. Oder Drogen. Er beschloss, das zu recherchieren, wenn er wieder zu Hause sein würde.
    »Dafür werden Sie bezahlen!« Der Asiate sah über den Rand des aufgeklappten Laptops zu ihnen hinüber. Seine Stimme klang nicht mehr länger wie ein stumpfes Brotmesser, sondern war schneidend wie frisch geschliffener Stahl. Die tropfenförmigen Gläser in seinem Kassengestell reflektierten das Bild auf dem Notebookbildschirm. Sie schimmerten grünlich vom Rasen eines Stadions

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