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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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spielt?«
    »Nein.«
    »Tja, dann. Ihr steht noch ganz am Anfang, Jeanie. Du kennst den Mann erst seit ein paar Wochen.«
    »Du meinst, ich soll den Mund halten und es einfach genießen?«
    Rita zuckte mit den Achseln. »Ja.«
    »Und George weiter anlügen? Er war neulich Abend, als ich nach Hause kam, noch auf und außer sich vor Sorge. Wie immer hat er mich gemustert, gesagt, ich sehe beschwipst aus (was nicht stimmte, jedenfalls nicht vom Wein), mich gelöchert, in welcher Kneipe ich war, warum ich so spät dran bin und Lily mich nicht wie sonst nach Hause gebracht hat. Es war schrecklich. Es klingt nach Eifersucht, aber das ist es nicht. Ich glaube, er könnte sich nicht mal vorstellen, dass ich ihm untreu werde. Er bekommt nur einfach Panik, wenn er mich nicht kontrollieren kann. Aber jetzt habe ich tatsächlich etwas zu verbergen.«
    »Es ihm zu sagen, wo es noch gar nicht viel zu beichten gibt und vielleicht gar nichts aus der Sache wird, wäre doch gemein, oder?«
    Jeanie nickte. »Wahrscheinlich … Aber ich komme mir vor, als wäre ich krank, Rita. Fast wünschte ich mir, Ray nie begegnet zu sein. Dann könnte ich mich wieder meinem alten, sicheren Leben zuwenden.«
    »›Fast‹ dürfte hier das Schlüsselwort sein.« Rita hob die Augenbrauen, und Jeanie musste lachen.
    »Okay, okay.«
    »Genau. Wenn du das meinst, solltest du einen Schlussstrich ziehen und dich nie wieder mit ihm treffen.«
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Hab ich mir schon gedacht.« Rita seufzte. »Es ist wirklich nicht einfach. Ich weiß nicht, was ich dir raten soll. Weißt du inzwischen, was er beruflich macht?«
    »Ihm gehört eine Aikido-Schule in Archway.«
    »Also kein Nachtklub, gut. Kampfsportarten sind was Solides; sie erfordern Disziplin und festigen den Charakter.«
    »Freut mich, dass du seinen Beruf gut findest.« Jeanie schmunzelte.
    »Du weißt, dass ich nur dein Bestes will.« Sie faltete die Hände. »Aber nun zu den wirklich wichtigen Dingen: Wer ist morgen Abend mein Tischnachbar?«
    Nach chaotischen Ferien war der Waffenstillstand zwischen Jeanie und Alex endgültig passé. Es hatte die ganze Zeit über geregnet, das Dach war undicht gewesen, und Chanty hatte sich erkältet. Zu Hause wartete ein Berg Arbeit auf Alex, und seine Schwiegermutter wollte ihm nicht helfen. Jeanie konnte verstehen, warum er schlechte Laune hatte.
    »Hallo, komm rein.« Er knallte die Tür hinter Jeanie zu, als diese Ellie vom Park zurückbrachte, und begrüßte seine Tochter mit übertriebenem Enthusiasmus.
    »Wie war’s im Park, Liebes? Warst du auf der Schaukel? Hast du die Enten gefüttert?«
    Ellie verzog theatralisch das Gesicht. »Din lässt mich nicht mit Ball spielen … denkt nur an sich.«
    Alex lachte. »Wer ist Din?« Er sah Jeanie an.
    »Dylan … Er ist oft am Donnerstag im Park.« Jeanie löste die Gurte am Buggy, damit ihre Enkelin herauskonnte. Sie merkte, wie sie rot wurde und Alex das auffiel.
    »Ist das der Junge, mit dem ich dich vor ein paar Wochen gesehen habe?«
    Jeanie hielt den Atem an. »Wann genau?«
    »Du bist mit einem Mann und einem kleinen Jungen den Hügel hinaufgegangen, als ich aus der Stadt zurückgekommen bin.« Er kaute seitlich an seinem Daumennagel. »Das hatte ich völlig vergessen.«
    »Ray ist Dylans Großvater. Er macht das Gleiche wie ich, passt am Donnerstagnachmittag auf seinen Enkel auf. Wir sind ins Gespräch gekommen, und Ellie spielt mit Dylan.«
    »Klingt richtig gemütlich.«
    »Spielplatzfreunde sind nichts Ungewöhnliches, Alex.«
    Jeanie ließ sich nicht provozieren. Doch auf dem Nachhauseweg begann sie, sich Gedanken zu machen. Alex liebte es, anderen Probleme zu bereiten.
    Sie hatte Angst gehabt vor dem Park, davor, dass sich die Dinge mit Ray geändert hatten, dass er es sich anders überlegte und es ihr nicht zeigte. Gleichzeitig hatte sie sich danach gesehnt, ihn wiederzusehen. Sie führte nun zwei voneinander getrennte Leben: Ein Teil von ihr funktionierte wie bisher; dazu kam ihr geheimes Leben mit Ray. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich ärgerte, wenn jemand sie etwas fragte, denn das störte sie in ihren Gedanken an ihn. Die einzige Ausnahme war Ellie. In ihrer Gesellschaft vergaß sie ihre Sorgen, und sie lebte wie ihre Enkelin in der Gegenwart. Mit angehaltenem Atem hatte sie das Tor zum Spielplatz geöffnet, und er war wie immer dort gewesen und hatte nach ihr Ausschau gehalten. Der Blick aus seinen klaren graugrünen Augen hatte ihr Herz zum Klingen gebracht.

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