Donnerstags im Park - Roman
Luft schnappte. Die Frau beugte sich über ihn und berührte seinen Arm. ›Hallo … Alles in Ordnung?‹, erkundigte sie sich. Der Mann – er war ebenfalls ziemlich jung – sah sich verwundert um. ›Sind Sie Epileptiker?‹, fragte die Frau, und er schüttelte den Kopf. ›Nein, nein. Alles okay …‹ Doch er war kreidebleich und schwitzte. Sie half ihm, sich aufzusetzen, und wischte ihm den Schweiß von der Stirn. Inzwischen hatte jemand den Notarzt gerufen, und am Ende wurde der Mann weggebracht. Jeanie, besagte junge Frau, war so ruhig, freundlich und sachkundig mit ihm umgegangen, dass alle, als sie zu ihrem Sitz zurückkehrte, klatschten.« George machte eine kurze Pause. »Ich war hingerissen von ihr und habe zu meinem Freund gesagt, ich müsste sie unbedingt kennenlernen. Als der Film zu Ende war, habe ich vor dem Kino auf sie gewartet.« Jeanie versuchte sich an die junge Frau zu erinnern, von der er erzählte. Also war ich damals schon verantwortungsbewusst, dachte sie mit einem ironischen Lächeln. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt, als sie George begegnete, bereits die Flucht vor dem düsteren Pfarrhaus in Norfolk und dem dort herrschenden Gefühl der Pflichterfüllung ergriffen hatte, war sie niemals unbekümmert oder sorglos gewesen. Ihr Bruder Will war der Scherzbold der Familie, der sich vergeblich abmühte, den Schlüssel zum Humor seiner Eltern zu finden. Jeanie hatte er immerhin zum Lachen gebracht. Beim Gedanken an ihren Bruder fragte sie sich schmunzelnd, was er dazu gesagt hätte, dass seine kleine Schwester heute sechzig wurde.
George redete weiter. »Als sie aus dem Kino kam, haben mein Freund und ich sie angesprochen und uns mit ihr über den Zwischenfall unterhalten. Sie war in Gesellschaft einer anderen jungen Frau, beide Krankenschwestern. Wir sind auf einen Drink gegangen. Der Rest …«, er streckte seiner Frau die Hand hin, »… ist bekannt. Was nicht heißen soll«, fuhr er fort, als der Applaus abebbte, »dass Jeanie eine Heilige ist …«
»Sie erträgt dich seit dreißig Jahren, du Glückspilz«, erinnerte ihn eine Männerstimme, und George grinste.
»Ich bin tatsächlich ein Glückspilz, und Jeanie ist mir lieber als jede Heilige. Sie hält mich mit ihrer Energie auf Zack und duldet keine Dummheit. Sie ist die treueste und toleranteste Freundin, die sich ein Mann nur wünschen kann.« Wieder Applaus und Jubelrufe. Jeanie senkte beschämt den Kopf. Als sie ihn hob, begegnete sie dem vielsagenden Blick von Rita.
George schwieg; er sah aus, als hätte er vorübergehend den Faden verloren. Alle hielten den Atem an. In die Stille hinein sagte er mit leiser, aber fester Stimme: »Ich liebe sie, habe sie immer geliebt und werde sie immer lieben.« Dann sank er erschöpft auf seinen Stuhl.
Chanty traten Tränen in die Augen, und nicht nur ihr. Alex musterte Jeanie mit ungewohnter Achtung. Und Bill nahm sie in den Arm.
»Lasst uns einen Toast auf Jeanie aussprechen, die, da stimmt ihr mir sicher zu, keinen Tag älter als zwölf aussieht«, meldete sich John Carver zu Wort, und die Gäste erhoben sich, Gläser in den Händen. »Auf Jeanie … Alles Gute zum Geburtstag.«
»Rede! Rede!«, forderten die Anwesenden Jeanie auf.
Jeanie schüttelte lachend den Kopf. »Die erspare ich euch. Ich möchte mich nur bedanken, dass ihr alle gekommen seid, um mit mir zu feiern, und ein besonderes Dankeschön geht natürlich an George für seine wunderbaren Worte.«
Sie gab ihrem Mann einen Kuss.
Er lächelte. »Jedes davon war ernst gemeint, Jeanie.«
Alex öffnete die Terrassentür im Esszimmer, so dass die warme Aprilluft hereinströmen und die Gäste hinausschlendern konnten, wo die Leute vom Catering-Service Laternen und Fackeln aufgestellt hatten.
»Was für eine fantastische Party, Schätzchen.« Rita legte von hinten den Arm um Jeanie.
»Wie bist du mit deinen Tischnachbarn zurechtgekommen?«
»Prima. Ich weiß, Alex ist nicht unbedingt deine Kragenweite, und selbstverständlich dreht sich immer alles nur um ihn, aber wenn er sich anstrengt, taugt er durchaus als Gesellschafter.«
»Hoffentlich hast du ein gutes Wort für mich eingelegt.«
»Allmählich komme ich mir vor wie deine Agentin.« Rita blickte sich um. »Alles in Ordnung? … Das war bestimmt schwierig für dich.«
Jeanie nickte. »Ich komme mir vor wie ein Stück Scheiße.«
»Es war ihm ernst«, stellte Rita fest.
»Nicht …«
»Mummy …« Chanty schloss die Arme um sie. »War Dads Rede nicht toll?«
»Ja. Danke,
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