Donnerstags im Park - Roman
übergeben.« George blinzelte Jeanie über den Rand seiner Frühstückstasse hinweg an. »So bald wie möglich.«
Sie nickte. »Hast du dich schon für einen entschieden?«
»Ich denke, wir sollten Savills nehmen, auch wenn die in Highgate keine Niederlassung haben, nur in Hampstead. Ich möchte jemanden, dem wir vertrauen können, und von den Maklern auf dem Hügel kenne ich die Hälfte nicht.«
»Das überlasse ich dir.« Jeanie zupfte die Kruste von ihrem Vollkorntoast und biss hinein, obwohl sie schon seit Wochen keinen rechten Appetit mehr hatte.
George war bester Laune aus Schottland zurückgekehrt. Das Wochenende schien ihm neue Kraft und Energie verliehen zu haben. War ihm das Siegen so wichtig? , fragte Jeanie sich. Seit seiner Rückkehr war es ihr gelungen, sich ihm gegenüber ganz normal zu verhalten und sich nicht mehr über ihn aufzuregen. Seine Anwesenheit brachte sie nicht mehr aus der Ruhe, sie fühlte sich seltsam ausgeglichen. Vielleicht lag es daran, dass sie sich nicht mehr richtig mit George auseinandersetzte.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte George.
Sie lächelte. »Entschuldige, was hast du gesagt?«
»Manchmal habe ich den Eindruck, dass du auf einem anderen Planeten lebst«, stellte ihr Mann fest. »Ich habe gerade gesagt, ich will einen Termin für diese Woche vereinbaren.«
»Gut … Du kümmerst dich drum, ja?«
»Ja, aber es wäre schön, wenn du auch Interesse dafür aufbringen könntest.«
»Du weißt ja, dass mir nicht daran liegt, dieses Haus zu verkaufen.«
George verdrehte die Augen. »Fang nicht wieder damit an, Jeanie, bitte. Das haben wir schon alles besprochen.«
Jeanie schwieg.
»Du legst mir doch keine Steine in den Weg, oder?«
Jeanie hob erstaunt den Blick. »Wie meinst du das?«
George zuckte mit den Achseln. »Indem du dich gegenüber dem Makler oder den Interessenten negativ gibst. Es ist so leicht, die falsche Stimmung zu erzeugen.«
»Ich werde bestimmt keine frischen Blumen kaufen und Kaffeebohnen mahlen, falls du das meinst, George, aber ich hindere dich auch nicht an der Umsetzung deiner Pläne.«
»Jeanie, bitte. Was ist bloß los mit dir? In letzter Zeit verstehe ich dich nicht mehr. Am Anfang warst du nicht gerade scharf auf den Umzug, doch das Haus hat dir gleich gefallen, das weiß ich. Musst du so stur sein?«
»Es hat keinen Sinn, mit dir zu reden, George, weil du mir nicht zuhörst und meine Meinung nicht gelten lässt.« Die Wut war aus ihren Worten gewichen; sie klang nur noch müde.
George stand auf, trat hinter sie und tätschelte ihren Rücken.
»Das stimmt nicht. Natürlich liegt mir etwas an deiner Meinung, aber du sagst einmal hü und einmal hott. Ich weiß nicht, woran ich bei dir bin.«
Sie hätte ihn gern gefragt, wann sie ihn bei diesem Projekt angefeuert hatte. Chanty hatte behauptet, ihr Vater würde nie umziehen, wenn Jeanie das nicht wolle. Jeanie hatte Chantys Rat beherzigt und ihm am Tag nach seiner Rückkehr vom Golfen am Küchentisch erklärt, dass sie nicht beabsichtige, aufs Land zu ziehen. Sie hatte ihre Sache ruhig vorgetragen und seine Position berücksichtigt, indem sie vorschlug, sich fürs Erste ein Wochenend-Cottage zuzulegen, und George hatte mit seinem üblichen Mantra reagiert: »Wenn wir erst mal da sind, wird’s dir schon gefallen; du magst das Haus; Chanty findet es richtig; du erkennst oft nicht, was das Beste für dich ist (im Gegensatz zu mir ).« Sie hätte sich ihre Erklärung sparen können.
»Sag dem Makler nichts von dem Laden.«
»Natürlich nicht; der gehört dir.« George, der ihren gefährlichen Blick sah, schlug einen versöhnlichen Ton an. »Aber was willst du damit, Jeanie? Von Somerset aus kannst du ihn nicht führen.«
Jeanie stand wortlos vom Tisch auf und verließ den Raum.
Als sie auf dem Bett lag, konnte sie nicht einmal mehr weinen. Ritas Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf. Warum verließ sie George nicht einfach? Weil sie buchstäblich nicht in der Lage war, sich das vorzustellen. Dabei drehte es sich nicht um Details – ihr Vater hätte sich beim Klang des Wortes »Scheidung« im Grab umgedreht. Sie empfand eher ein vages, amorphes, überwältigendes Gefühl des Verlustes, wie damals bei Wills Tod. Und jede Faser ihres Körpers wehrte sich gegen diesen Schmerz.
Die Donnerstage waren nicht mehr wie zuvor. Jeanie mied weiterhin den Waterlow Park, nicht weil sie Angst hatte, dass Alex und Chanty sie mit Ray sahen – sie wusste, dass Ray donnerstags nur noch selten
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