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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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inzwischen zurückgekehrt war, sah bestimmt zum tausendsten Mal auf die Uhr. »Wo bleibt der Arzt?«
    »Ich suche lieber einen anderen Parkplatz«, erklärte George und ging zur Tür. »Gib mir über Handy Bescheid. Ich warte in einer Seitenstraße. Lang wird’s ja nicht mehr dauern, oder?«
    »Ich glaube, es ist eine Ärztin«, korrigierte Jeanie sie geistesabwesend. Weder Chanty noch George schien sie zu hören. Sie fragte sich kurz, ob sie wirklich etwas gesagt hatte, weil ihre Gedanken nur noch um die Frage kreisten, ob ihr Geheimnis auffliegen, ob ihre Tochter den Namen Ray in Gegenwart von George aussprechen würde, um sie zu testen.
    Als sie sich am Abend im Spiegel betrachtete, sah sie, dass der Stress neue Falten in ihr Gesicht gegraben hatte und ihre Augenlider vor Erschöpfung schwer waren. Ihr Leben schien sich aufzulösen. George war ziemlich verwirrt über Chantys kühle Behandlung von Alex gewesen, als sie Ellie heimgebracht hatten.
    »Ich weiß, dass sie unter Druck steht, aber warum schnauzt sie den armen Alex so an? Er steht auch unter Druck.«
    Chanty hatte ihren Mann ungehalten angeherrscht, als er die Tür aufmachte und versuchte, ihr Ellie abzunehmen.
    »Sie ist wütend auf ihn, weil er nach Ellies Sturz in die Stadt gefahren ist.«
    »Ich dachte, du warst bei ihr, als sie hingefallen ist.«
    »Nein, ich bin erst kurz danach dazugestoßen. Jemand auf dem Spielplatz hat Alex geraten, Ellie untersuchen zu lassen. Alex hat den Rat nicht beachtet und ist zu seinem Termin gegangen.«
    »Ich kann verstehen, dass sie darüber sauer ist. Wann wird der Junge endlich vernünftig?«
    »Er ist kein Junge mehr, sondern zweiundvierzig und ein erwachsener Mann.«
    »Okay, okay, reg dich nicht auf. Am Ende ist ja nichts passiert, oder?«
    Ihr Telefon hatte geklingelt, als er vorsichtig rückwärts in eine Parklücke stieß. Da Jeanie ihre Brille nicht trug, hatte sie die Nummer auf dem Display nicht erkennen können, jedoch vermutet, dass es Ray war.
    George hatte den Motor ausgeschaltet und sie schweigend gemustert. »Das könnte Chanty sein«, hatte er festgestellt, als sie es weiterklingeln ließ.
    »Nein. Ich erkenne die Nummer nicht und habe im Moment keine Lust, mit jemandem zu reden.«
    »Soll ich für dich rangehen und sagen, du bist beschäftigt?«, hatte George gefragt und nach dem Handy gegriffen.
    Jeanie hatte es hastig weggesteckt. »Nein danke.«
    George hatte mit den Achseln gezuckt.
    Nun trug sie Creme auf Gesicht, Dekolleté und unter den Augen auf, begutachtete ihren Teint, bürstete ihre Haare und wandte sich seufzend vom Spiegel ab. Wie kann ein attraktiver Mann wie Ray so eine alte Vogelscheuche sexy finden?, fragte sie sich. Hoffentlich fängt er nicht irgendwann von »Freundschaft« zu reden an.
    Rita kehrte mit beneidenswert gebräunter Haut von ihrem Urlaub auf Antigua zurück; sie schien sich wohlzufühlen in ihrem knappen leuchtend roten Badeanzug. Für Jeanie hingegen war es das erste Mal in diesem Jahr, dass sie ihren Körper fast nackt zur Schau stellte. Sie schlüpfte, sich ihrer Blässe und Zellulitis sehr bewusst, in ihren schwarzen Speedo. Rita schleppte ihre Freundin jeden Sommer so oft wie möglich zu den Hampstead Ponds. Der den Frauen vorbehaltene Teich gefiel Rita am besten, weil er, inmitten der wilden Vegetation der Heath gelegen und mit munter zwischen den Schwimmerinnen hindurchpaddelnden Enten, wie ein abgelegener Winkel auf dem Land anmutete. Jeanie hatte hier das Gefühl, Mitglied eines Privatklubs zu sein, zu einer Elite aus taffen, fitten, zupackenden, starken Frauen zu gehören, obwohl der Eintritt so gut wie nichts kostete.
    Wieder war es ein ausgesprochen heißer Tag. Das Wasser hingegen würde ziemlich kühl sein, das wusste Jeanie, und nach dem anfänglichen Schock köstlich erfrischend, ohne das stinkende Chlor des Schwimmbads.
    Rita sprang vor ihr hinein.
    »Mach schon, du Feigling!«, rief sie, als Jeanie zögerte, die Füße auf der schwankenden Holzleiter, die Hände um das kalte Metallgeländer geklammert. Die anderen Schwimmerinnen wandten sich ihr neugierig zu, so dass ihr keine andere Wahl blieb, als ins Wasser zu tauchen.
    »Puh!«, keuchte sie und begann sofort zu kraulen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen.
    Schon bald schwammen sie in Gesellschaft eines Stockentenpärchens nebeneinander her.
    »Du Arme.« Jeanie hatte Rita gerade von Ellie erzählt. »Das muss schlimm gewesen sein. Ich kann dich wirklich keine Minute allein lassen. Da bin

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