Donnerstags im Park - Roman
ich mal ein paar Tage weg, und schon löst sich dein Leben auf«, stellte Rita fest, nachdem sie sich abgetrocknet hatten und Richtung Café am Lido gingen, wo es wie üblich von Kindern und Hunden wimmelte.
»Ich würde lieber spazieren gehen, als mich hinzusetzen«, sagte Jeanie. »Ich hole uns ein Eis. Wie viele Kugeln? Eine oder zwei?«
»Natürlich zwei. Vergiss die Vernunft.«
Als Jeanie sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte, nahm sie vor sich den Hinterkopf eines Mannes wahr und erkannte Ray. Er hatte Dylan und einen anderen Jungen dabei. Die beiden lehnten an der Tablettablage und wippten gelangweilt hin und her, bis Dylans Freund ein Tablett zu Boden stieß, auf dem sich zum Glück nicht mehr befand als ein Thunfisch-Mais-Sandwich in Plastikverpackung.
»Schluss jetzt mit dem Quatsch. Wartet draußen auf mich. Aber lauft nicht weg; bleibt bei den Tischen.« Ray scheuchte die Jungen in Richtung Tür. Dabei entdeckte er Jeanie und entfernte sich aus der Schlange.
»Ich bin mit meiner Freundin Rita hier«, erklärte sie und blickte sich nervös um.
»Und du möchtest nicht, dass ich sie kennenlerne?«
»Nein. Ich meine, ja, natürlich, aber …«
»Ich dachte, du hättest ihr von mir erzählt.«
»Ja. Es könnte trotzdem peinlich werden.« Jeanie wusste selbst nicht so recht, warum sie ein Treffen verhindern wollte.
Er zuckte mit den Achseln. »Okay, liegt ganz bei dir.« Er strich sich mit der Hand über die Stirn. »Ich bringe den Jungs jetzt lieber was zu trinken, sonst bricht die Hölle los.« Ray rang sich ein gequältes Lächeln ab.
»Es ist nur …« Ja, was?, fragte sie sich.
Während sie noch überlegte, entfernte Ray sich schon mit seinen Schützlingen aus dem Café. Jeanie sah, wie Dylan gegen die Entscheidung seines Großvaters protestierte.
»Wo ist das Eis? Du hast ewig gebraucht.« Rita gesellte sich zu ihr.
»Das war Ray.«
»Wo ist er hin?« Rita schaute sich neugierig um. »Warum hast du uns nicht miteinander bekanntgemacht, Schätzchen?«
»Keine Ahnung … Ich … Warte hier.« Sie hastete in die Richtung, in der Ray verschwunden war. Es dauerte nicht lange, bis sie ihn am Lido einholte.
»Ray! Ray, Dylan!«
Alle drei drehten sich um, Dylan mit einem breiten Grinsen, Ray mit ernster Miene.
»Hallo.« Sie war völlig außer Atem.
»Hallo, Gin«, begrüßte Dylan sie mit dem Namen, den er von Ellie gehört hatte.
»Das ist Ben.« Ray deutete auf den blonden Jungen neben Dylan. »Ein Freund von Dylan.«
»Hallo, Ben. Ray, kann ich kurz mit dir reden?«
Sie sahen einander so lange an, dass die Jungen das Interesse verloren und weitergingen.
»Bitte«, sagte sie, »komm mit, damit ich dir Rita vorstellen kann.«
»Vorher warst du nicht so erpicht drauf.«
»Ich wollte nicht, dass du auf den Prüfstand gestellt wirst«, erklärte sie mit leiser Stimme.
»Und die Prüfung nicht bestehe?«
Jeanie senkte den Blick. »Das meine ich nicht. Ich halte dich für den wunderbarsten Mann der Welt. Wie kannst du nur glauben, ich würde mich für dich schämen?«
Erst nach einer Weile wurde ihr bewusst, was sie gesagt hatte.
»Jeanie.« Ray unternahm keinen Versuch, sie zu berühren, obwohl sie sich nichts sehnlicher gewünscht hätte. »Wenn du dich nicht wohl dabei fühlst, mich ihr vorzustellen, ist das auch in Ordnung.«
»Das mit uns ist heilig. Ich wollte nicht, dass jemand aus meinem anderen Leben in das mit dir eindringt.«
Obwohl er nickte, wusste sie, dass er das nicht verstand.
»Rita ist meine beste Freundin, aber auch nur ein Mensch, und nicht gegen anzügliche Bemerkungen gefeit.«
Ray musste lachen. »Keine Ahnung, was du mir sagen willst.«
»Du würdest als mein Lover in einer Schublade landen und einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. So möchte ich das nicht.«
»Schon okay. Das wird mir zu kompliziert.« Er schaute sich nach seinem Enkel um. »Ich muss los, sonst büxen sie mir aus.« Er musterte sie noch einmal. »Ich hab dir doch gesagt, dass es keine gute Methode gibt, alle Probleme auf einen Schlag zu beseitigen.« Als er sich abwandte, streifte seine Hand kurz ihren nackten Arm.
»Tschüs.« Sie wartete, bis er außer Sichtweite war, und trottete dann zurück zum Café, wo Rita mit den Beinen wippend auf dem Umgrenzungsmäuerchen saß. Rita hob fragend die Augenbrauen.
»Ich habe gerade alles verdorben. Jetzt glaubt er, ich schäme mich für ihn.«
»Und, stimmt das?«
»So ein Quatsch!«
Nun war es an Rita, beleidigt zu
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