Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
Vom Netzwerk:
erschien ihr besser als diese schreckliche leere Sehnsucht.
    »Nein, jetzt Banane.«
    Als Ellie zu jammern anfing, gab Jeanie nach und reichte ihrer Enkelin ein Stück von der Frucht. Die Stunden mit Ellie waren wertvoll für sie. Für sie hatte die Kleine auf merkwürdige Weise mit Ray zu tun; sie hatte ihnen sozusagen ihren Segen gegeben. Die Vorstellung, dass sie ihre Besuche aufgeben sollte, um sich mit George im Haus zu vergraben – dem ihre Gegenwart nicht einmal auffallen würde –, war unerträglich. Trotzdem bekam sie jedes Mal, wenn sie ihn allein ließ, Gewissensbisse und kehrte mit schlimmen Vorahnungen nach Hause zurück.
    Sie setzte Ellie den roten Sonnenhut wieder auf, der ihr vom Kopf gerutscht war.
    »Nein, will nicht.« Ellie riss ihn herunter und schleuderte ihn auf den Boden.
    »Doch, Liebes. Die Sonne sticht herunter. Sie macht dich krank.«
    »Nein … Nein … Will nicht … Nein.« Ellie wand sich, als Jeanie versuchte, den Riemen unter ihrem Kinn festzumachen. Die Situation eskalierte in einem Tobsuchtsanfall. Am Ende saß der Sonnenhut auf Ellies Kopf, aber sie zerrte mit zornrotem Gesicht und Schweiß auf der Stirn daran herum.
    »Wir gehen nicht in den Park, sondern zu Gin nach Hause.« Jeanie traf die Entscheidung blitzschnell, weil sie nicht die Energie für einen Kampf hatte. Im Haus war es wenigstens kühl. Sie musste es mehrmals sagen, bis die nach wie vor kreischende Ellie sie hörte.
    »Zu Gin nach Hause … Ja, Opa sehen.« Sofort beruhigte sie sich, und auch der Sonnenhut schien Ellie nun nicht mehr zu stören.
    Jeanie gab Ellie etwas zu trinken und noch ein Stück Banane, als sie das Haus erreichten.
    »Lass uns was kleben.«
    »Kleben … Ja, hurra, kleben.« Ellie klatschte vor Begeisterung in die Hände und lief zu dem Schrank, in dem die Schachtel mit den Dingen stand, die George für Ellie zum Kleben gesammelt hatte: Klorollen, Folie, abgebrannte Streichhölzer und getrocknete Blumen. »Heb’s auf«, sagte er immer, wenn Jeanie etwas wegwerfen wollte.
    »Opa?«
    Jeanie rief George, ohne eine Antwort zu erhalten. Sie setzte Ellie mit einem Klebestift und Papier an den Tisch und ging hinauf zum Uhrenzimmer. Ihr Mann saß schlafend auf dem Stuhl, den Kopf zur Seite geneigt, die Hände vor dem Bauch verschränkt.
    »George … George … Ellie ist hier.«
    George zuckte zusammen und sah sie verständnislos an.
    »Komm runter, sie fragt nach dir.«
    Er stand schweigend auf. »Ich muss eingedöst sein.«
    Ellie sprang vor Begeisterung auf und ab. »Opa … Opa … Komm, hilf mir kleben. Schau, eine Feder.«
    George hob Ellie hoch, um sie zu umarmen, setzte sich neben sie, holte verschiedene Teile aus der Schachtel und reichte sie ihr. Ellie hilft uns allen, dachte Jeanie, während George Ellies unablässigem Geplapper lauschte. Seine Enkelin sorgte dafür, dass sein Gesicht wieder einen lebhaften Ausdruck annahm.
    Jeanie tippte den Kündigungsbrief an den Mieter des Apartments über ihrem Laden, einen Kunststudenten im letzten Semester, der ohnehin ein paar Wochen später ausziehen wollte. Jeanie hatte vor, die kleine Wohnung zu streichen und die Londoner Nächte dort zu verbringen. George hatte ihr vor seiner Erkrankung in den Ohren gelegen, sie solle das Projekt einem Makler übergeben und den Weg für den Verkauf frei machen. Doch obwohl die Sache sie belastete, hatte sie nichts unternommen. Jetzt nutzte sie mit schlechtem Gewissen Georges Mangel an Interesse und traf die Entscheidung, den Verkauf aufzuschieben, vorgeblich, weil sie sich momentan überfordert fühlte, doch in Wahrheit war der Laden das Einzige, was sie daran hinderte, den Verstand zu verlieren. Und das Einzige, was als Ausrede herhalten konnte, Somerset jede Woche den Rücken zu kehren.
    »Kann ich Mittag machen?«, fragte Jola.
    »Ja, natürlich.« Jeanie streckte sich. »Ist es schon so spät?«
    »Soll ich warten, bis du Mr Lawson angerufen hast?«
    Jeanie schüttelte den Kopf. »Nein, bei dem ist sicher alles in Ordnung. Das mache ich, wenn du zurück bist.«
    Jola hatte gelassen auf Georges Erkrankung reagiert.
    »Du wirst sehen, das dauert nicht lange. Meine Mutter hatte schon zwei- oder dreimal Depressionen. Jetzt schluckt sie Tabletten und ist wieder glücklich.«
    »George geht nicht zum Arzt«, hatte Jeanie ihr erklärt.
    Jola hatte den Kopf geschüttelt. »Nicht gut, sag ihm das. Die Tabletten helfen wirklich. Er muss zum Arzt. Bring ihn hin, Punkt.«
    Jeanie übernahm die Kasse mit ihrer

Weitere Kostenlose Bücher