Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
vernünftig an. Dann verpasse ich nichts ... But how long do I have to wait until the ›Pause‹?«
»45 Minuten.«
Ich dachte nur:
Is that even possible? Ein Amerikaner, 45 Minuten, ohne Essen?
Und dann sagte ich das, was viele Amerikaner in so einer Situation sagen würden: »Holy shit! 45 Minutes! And the whole time without food!«
Aber heute, fast 20 Jahre später, ist das alles überhaupt kein Problem mehr für mich. Ich gucke mir mit meinen Kumpels die erste Hälfte des Spiels an und nach der Pause die zweite. Und zwischendurch gehe ich nicht ein einziges Mal Essen holen! Ehrlich!
Meine Mutter Judy fragte mich einmal am Telefon: »Aber wie hältst du das aus, John, so lange ohne Essen? Wie machst du das?«
»Mom, das ist überhaupt kein Problem, denn bevor ich ins Stadion gehe, nehme ich mir immer etwas zum Essen mit.«
Bei amerikanischen Sportarten wie Baseball zum Beispiel gibt es unheimlich viele Pausen. Ein Baseballspiel besteht aus mindestens neun Durchgängen, und bereits nach der Hälfte jedes Durchgangs - das muss man sich mal vorstellen — gibt es eine Pause, die Baseball-Fans oft dafür nutzen, um schnell für Nachschub zu sorgen. Im Yankee Stadion in New York City zum Beispiel sind die kulinarischen Möglichkeiten schier endlos. Da gibt es Hotdogs und Hamburger, Pommes und Pizza, Chips, Popcorn und Brezeln. Sogar gesunde Snacks wie Äpfel, Bananen und Birnen, die aber von den Besuchern fast komplett ignoriert werden, nach dem Motto: »Hey, was soll das? Ich gehe zum Baseballspiel und nicht zur Diätberatung.« Das ist so, als würde man bei einem deutschen Fußballspiel statt Würstchen plötzlich Tofu-Gerichte anbieten.
Beim American Football ist es genauso. Dort gibt es genauso viele Esspausen wie beim Baseball — wenn nicht sogar mehr. Wenn die Offensive zum Beispiel nach drei Versuchen von der Defensive gestoppt wird, dann muss die Offensive den Ball zu der anderen Mannschaft kicken und
selbst in die Defensive gehen. Und während die Spieler, die für die Offensive und die Defensive benötigt werden, aufs Feld gehen, gibt es ebenfalls eine Pause. Oft gibt es bei einem American Footballspiel pro Halbzeit 10, 12, 15 Pausen! Das muss man sich mal vorstellen! Auch wenn wir Amis — ganz nüchtern betrachtet - nur die Hälfte der Pause nutzen, um uns was zu essen zu holen, brauchen wir uns überhaupt nicht zu wundern, dass wir so dick sind! Wir fahren zwar zu Sportveranstaltungen, sind aber die ganze Zeit nur am Futtern! Deswegen mag ich mittlerweile Fußballspiele in Deutschland fast lieber. Die halten schlank!
Aber wirklich beeinträchtigt wurde meine Liebe zum deutschen Fußball am Anfang nicht nur durch die Tatsache, dass es weniger Essenspausen gibt. Was für mich am Anfang viel schwieriger nachvollziehbar war, war die Tatsache, dass die Spiele auch
unentschieden
ausgehen konnten. Bei amerikanischen Sportarten gibt es kein richtiges Unentschieden. Es wird meistens so lange weiter gespielt bis eine Mannschaft gewonnen hat. Bei American Football nennt man das zum Beispiel »Overtime« und beim Baseball »Extra innings«.
Als Kind war ich mit meinem Vater im Yankee Stadion, als die Yankees sage und schreibe 17 Durchgänge zum Sieg benötigten. Das Spiel fing um 20:00 Uhr an und endete erst um 3 Uhr morgens. Das war irrsinnig! Um die Yankees gewinnen zu sehen, durfte ich bis tief in die Nacht zuschauen, und alle 15 Minuten gab es auch noch Hotdogs! Viel besser hätte der Abend nicht laufen können!
Deswegen war ich auch so überrascht, als ich Jahre später mein erstes
Unentschieden
bei einem deutschen Fußballspiel erlebte. Damals war ich mit einem guten Freund bei einem 1. FC Köln-Spiel. Das Match fing mit einem Punktestand
von 0:0 an und endete 90 Minuten später ebenfalls bei 0:0. Als alle Besucher nach dem Spiel das Stadion verließen, fragte ich meinen Kumpel: »Why is everyone leaving? The game isn't over yet! Nobody won! Nothing happened!« »Wieso? Der 1. FC hat gerade einen Punkt geholt. Für Köln ist das großartig! Das reicht schon, um deswegen das ganze Jahr zu feiern!«
Ich war total verwirrt.
Tatsächlich sahen die Spieler beider Mannschaften zufrieden aus. Einige hatten sich die Hand gegeben. Einige hatten sich umarmt. Einige zogen sogar ihre Trikots aus und schenkten sie ihren Gegnern, während ich die ganze Zeit nur dachte:
I don't understand. Nobody won ...
Ich nehme an, dass es nicht nur für mich damals, sondern generell für die meisten Amerikaner
Weitere Kostenlose Bücher