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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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…«
    Ein leiser Knall. Die Leine war gerissen, und das Ding, was immer es sein mochte, fiel klatschend in die See zurück und verschwand.
    Ein paar Sekunden lang herrschte verblüffte Stille. Schließlich sagte Gerry: »Krake?«
    »Nein, kein Krake. Tintenfisch.«
    Rory starrte in das schmutzige Wasser, das sich langsam wieder glättete. »Aber Tintenfische haben keinen Schwanz!«
    Mitch schaltete die Filmkamera ab und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
    »Mach dir nichts draus, Baby«, sagte er. »Hier ist mehr Beweis für das, was du am Haken gehabt hast, als die meisten anderen Angler nach Hause bringen.« Und er klopfte an das Gehäuse der Filmkamera.
    »Ja«, sagte Rory nachdenklich. »Ja, und ich glaube, den werde ich auch brauchen.«
     
    Es war eine sehr deprimierte Gruppe von Musikern und Sängern, die an diesem Abend im Mellow Cellar eintraf. Selbst Rupert White, der vierte Instrumentalist, hatte die kurze Meldung in der Morgenzeitung gesehen und Bruno sofort angerufen, nachdem er zu der auf der Hand liegenden, wenn auch falschen Schlussfolgerung gekommen war, und Bruno war in denkbar schlechter Laune, als Dick Marvell, der Manager des Pop-Kellers, ihn begrüßte.
    »Na, was ist, kriechen bei dir schon die Bullen herum?« fragte er ironisch.
    »Tut mir leid, Bruno«, sagte Dick beschwichtigend. »Aber sogar Monty hat geglaubt …«
     
    »Ja, sogar Monty hat geglaubt«, sagte Bruno und ließ ihn stehen.
    In der engen Garderobe stellte er seine Bass-Gitarre ab und setzte sich auf den einzigen Stuhl, der nicht mit irgendwelchen Sachen der ›Sceneshifters‹ belegt war, der anderen Gruppe, die in der Vormitternachtsschicht auftrat, und deren drei Gitarren und Schlagzeug die Wände erzittern ließen. Er begann seine Requisiten zurechtzulegen: Masken, Hüte und lange, fingerlose Handschuhe aus glitzernder Aluminiumfolie.
    »Dick sagt, der Schuppen ist wieder zum Brechen voll«, sagte Gideon, der jetzt hereintrat.
    »Und?« grunzte Bruno.
    Es herrschte bedrückte Stille, als nun die anderen hereinkamen und sich für ihren ersten Auftritt vorbereiteten. Liz, die ein gerade über die Hüften reichendes Kleid aus fünf Netzstoffen in kontrastierenden Farben über orangefarbene Strumpfhosen trug, brauchte sich nicht weiter vorzubereiten und saß schweigend in einer Ecke.
    »Das ist doch nicht das Ende der Welt, Bruno. Verdammt noch mal!« sagte sie schließlich.
    »Darum mache ich mir auch keine Gedanken«, sagte Bruno scharf. »Und auch nicht um uns! Aber es könnte das Ende der Welt für den Typ am Strand gewesen sein, hm?«
    Er hob seine Bass-Gitarre aus ihrem Etui. Schweigend taten die anderen das gleiche: Gideon mit seiner Lead-Gitarre und Rupert mit seiner Kollektion verschiedener Instrumente, zu denen auch Exotika wie eine Swanee-Pfeife und eine Maultrommel gehörten. Sein eigentliches Instrument war die elektronische Orgel, aber die war bereits auf die Bühne geschafft worden, ebenso wie Glenns Schlagzeug.
    Kurz darauf steckte Dick Marvell den Kopf herein. »Wir spielen zwei Nummern von der neuen Stones-LP, dann seid ihr dran, okay?« sagte er. »Bühne B, wie beim letzten Mal.«
    »Wer tritt nach uns auf?« rief Gideon, als er wieder verschwinden wollte.
    »Sanny French und Mick Conti – Lyrik mit Jazz. Und für ein Uhr ist eine Art halbgares Happening geplant. Rupert weiß Bescheid.«
    Rupert sah Dick wütend an. Er war der Begabteste der Gruppe, darin waren sich alle anderen einig. Er hatte am Royal College of Music studiert, fand jedoch sein Können langweilig. Er spielte neunzehn Instrumente, von der Mundharmonika bis zum Dudelsack, und hatte sich in letzter Zeit auf elektronische Effekte konzentriert, die er aus einem Tonbandgerät herausholte, das er an einige seltsame Geräte eigener Konstruktion angeschlossen hatte. Einige der Effekte waren äußerst wirkungsvoll, doch bis jetzt hatte die Gruppe noch keine Möglichkeit gefunden, seine neueste Entdeckung bei ihren Bühnenauftritten einzusetzen, sondern nur bei Studio-Aufnahmen.
    Durch seine enorme Größe und sein wirres, brandrotes Haar war Rupert ein noch größerer Publikumsliebling als Gideon mit seinen geistreichen, manchmal frechen Texten und dem, was er immer als seine ›eingebaute Wirkung auf Liberale‹ bezeichnete: seine westindische Abstammung.
    »Heb es dir für später auf!« sagte Bruno, als er sah, dass er sich mit Dick auseinandersetzen wollte. »Gehen wir!«
    Der Mellow Cellar war der umgebaute Kellerraum einer

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