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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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früher bemerkt worden?«
    Nimms wich seinem Blick aus. »Ein Fehler im Dienstplan der Pfleger – kommt höchstens einmal im Jahr vor. Die Sekretärin, die ihn aufgestellt hat, hat die Zeiten normaler Wochentage eingetragen und nicht die Wochenendzeiten, und heute hatte ein neuer Pfleger Dienst, der keine Ahnung hatte, dass er eine Stunde zu spät kam. Als er es feststellte, nahm er natürlich an, dass Stevens bereits von der Tagschwester abgelöst worden sei, die pünktlich eingetroffen war, und erst, als ich selbst in die Klinik kam, wurde die Situation aufgeklärt.«
    »Also konnte er unbehelligt, ohne am Tor aufgehalten zu werden, hinausgehen?« fragte Neville.
    »So ist es.«
    »Dann hat er – wie viel Vorsprung?«
    Nimms warf einen Blick auf seine Uhr. »Oh – vier Stunden, vielleicht mehr.«
    »Könnte sich diese … diese Kreatur in menschlicher Gesellschaft so verhalten, dass ihre wirkliche Identität unentdeckt bleibt?« fragte Neville.
    »Das … das kann ich nicht sagen, aber es wäre durchaus möglich«, murmelte Nimms. »Nach dem, was mir Ihr Sergeant am Telefon mitgeteilt hat, braucht sie nicht zu essen – außer auf die ihr eigene, ekelerregende Art, und damit hat sie noch eine ganze Weile Zeit. Also kann sie nicht auffallen, wenn sie nicht weiß, wie man für so etwas bezahlt, oder durch ähnliches offensichtliches Fehlverhalten. Dabei fällt mir ein: wenn diese Kreatur Miss Beedings Erinnerungen übernommen hat – oder vielmehr Miss Beedings Erinnerungen durch zwei geteilt –, so erklärt das die partielle Amnesie. An die häufig verwendeten Worte, die Miss Beeding Tag für Tag hundertmal wiederholt hatte, wie ›und‹, ›oder‹, ›der‹, ›die‹, ›das‹, und so weiter, konnte sie sich sehr gut erinnern. Es waren nur die seltener gebrauchten Worte, die ihr entfallen zu sein schienen, und wenn auch einige von ihnen zu denen gehörten, die wir ebenfalls zum Alltagsvokabular zählen, waren sie doch, wie ich jetzt sehe, vielleicht Worte, die Miss Beeding nur selten verwendet hat. Ich habe sie allerdings nicht gekannt, muss ich zugeben.« Er sprach wie eine Maschine, als ob er sich von der neuen, entsetzlichen Lage ablenken wollte, an die sie sich alle zu gewöhnen bemühten.
    »Aber jetzt hat sie eine neue Hälfte von Erinnerungen in sich aufgenommen, wenn ich alles richtig verstanden habe«, sagte Branksome ruhig.
    Nimms nickte wortlos. Erst nach einer langen Pause sagte er: »Unter der Voraussetzung, dass diese Hypothese zutreffend sein sollte.«
    »Dann müssen wir, selbst falls nur ein Funken Wahrheit in ihr steckt, sehr rasch handeln«, sagte Neville entschlossen. »Auf jeden Fall, bevor dieses … diese Kreatur, die Stevens imitiert, wieder Nahrung aufnehmen und sich teilen muss. Wie viel Zeit haben wir?«
    Branksome zögerte und runzelte die Stirn, während er rechnete und verglich. »Wenn es stimmt, dass die Kreatur von dieser Pop-Gruppe gesehen wurde, als sie aus der See stieg – ich habe Ihnen davon berichtet, Sir –, müssen die Intervalle zwischen den … ah … Nahrungsaufnahmen etwa zwei Tage betragen. Doch das sollten Sie lieber mit den Fachleuten der Meeres-Forschungsstation besprechen.«
    »Das werde ich auch tun«, versprach Neville. »Aber vor allem müssen wir sie dazu bringen, diesen Pseudo-Stevens gründlich zu untersuchen, auch wenn es noch so schwierig sein sollte!«
    »Aber dem Nachtwächter des Chemiewerks ist der Ärmel verätzt worden, als dieses Ding ihn berührte«, wandte Branksome ein. »Und der arme Teufel, dem es die Hand …«
    »Ich glaube, darüber brauchen Sie sich vorläufig keine Sorgen zu machen, jedenfalls nicht für die nächsten Stunden«, sagte Neville. »Doktor, hat einer Ihrer Mitarbeiter Verätzungen erlitten, als er Miss Beeding – ich meine, die Frau die Sie für Miss Beeding hielten – berührte?«
    Nimms streckte seine Hände aus. »Ich habe sie selbst festgehalten«, sagte er. »Und der einzige Grund, warum ich sie loslassen musste, war, dass sie für mich zu kräftig war.«
    »Gut. Es ist also anzunehmen, Sergeant«, wandte er sich wieder an Branksome, »dass diese Säure – was immer sie sein mag – nur ausgeschieden wird, wenn die Kreatur Nahrung aufnehmen will. Wir haben deshalb genügend Zeit, diese hier an einen sicheren Ort zu schaffen. Vielleicht haben sie in der Meeres-Forschungsstation einen geeigneten Käfig. Rufen Sie gleich dort an und fragen Sie den Direktor. Bis wir ein paar Top-Experten aus London herbringen

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