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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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und deshalb muss es jetzt zwei davon geben, ist das richtig? Aber nur einer ist in der Zelle, wie ich hörte. Der andere muss sich also irgendwo außerhalb der Klinik aufhalten!«
    »Sie haben gesagt, dass sie sich nur an die Hälfte der Worte ihres normalen Vokabulars erinnerte?« sagte Dr. Innis tonlos.
    »Das stimmt.«
    »Aber selbst die Tatsache, dass sich diese Kreatur an nur einige Worte erinnerte, ist unglaublich – und entsetzlich!« Innis sprang auf. »Wenn sie zusammen mit der Gestalt eines menschlichen Körpers auch die menschliche Sprache und die menschliche Fähigkeit rationalen Denkens übernommen hat, muss sie nach einigen, wenigen weiteren Teilungen alle Fähigkeiten besitzen, die sie – und die ständige wachsende Zahl der ›Doppelgänger‹ – braucht: Sprache, Logik, Bewusstsein, alles, was dazu nötig ist, um als Mitglied unserer eigenen Spezies akzeptiert zu werden!«
    Die anderen schwiegen, von der Vorstellung entsetzt.
    Schließlich trat Branksome zur Tür und stieß sie auf. »Ob Sie damit recht haben oder nicht, eins muss ich sofort erledigen: Dr. Nimms informieren, dass das, was er in Miss Beedings Zelle hat, kein Mensch ist, sondern ein Fisch!«

 
21
     
    Durch einen Anruf auf den Besuch vorbereitet, begrüßte Dr. Nimms Sergeant Branksome und Chief Inspector Neville – der nur durch den wissenschaftlichen Ruf von Dr. Innis hatte dazu gebracht werden können, Sergeant Branksome zu begleiten –, als die beiden Männer in der Nervenklinik eintrafen.
    »Ich habe nicht ein Wort von dem Zeug verstanden, das Sie mir vorhin am Telefon erzählt haben«, sagte Dr. Nimms zu dem Sergeanten. »Aber sofort nach unserem Gespräch bin ich zu der Zelle gegangen und habe mir diesen – Stevens noch einmal genau angesehen. Wir haben hier ungeheuer viel Arbeit, viel zu wenig Personal, und so weiter, und, ehrlich gesagt, alles, was ich bis dahin feststellen konnte, war, dass sein Zustand dem von Miss Beeding in alles Details glich: fehlende Worte bei jedem Satz, den er sagte, plötzliche, irrationale Gewalttätigkeit, wenn ich versuchte, ihn zu berühren. Aber nach Ihrem Anruf habe ich ihn mir, wie schon gesagt, genauer angesehen, und offen gestanden, ich kann keine Erklärung für das finden, was ich festgestellt habe, falls ich nicht bereit bin, diese unglaubliche Hypothese zu akzeptieren, die Sie mir erläutert haben.«
     
    Während er sprach, gingen sie eilig die Korridore entlang und durch Krankensäle. Und die Ärzte, Pfleger und Schwestern, die sie sahen, zeigten denselben beunruhigten und niedergedrückten Gesichtsausdruck wie die Patienten.
    »Hier ist es«, sagte Dr. Nimms schließlich und blieb vor einer Zellentür stehen. »Die Dinge, die ich jetzt bemerkt und vorher übersehen habe, sind einfach fantastisch«, erklärte er. »Stevens ist – war – ich weiß nicht, welche Zeitform ich gebrauchen soll – ein kräftiger junger Mann, sogar ein wenig untersetzt. Wer immer jetzt dort unter dem Fenster steht, ist gut zwei oder drei Zoll kleiner als Stevens. Ich habe das festgestellt, indem ich die Fensterhöhe der Nachbarzelle gemessen habe: sie sind identisch. Und er ist auch nicht so muskulös, wie er sein sollte. Eher aufgedunsen und weich, wie Miss Beeding. Und seine Kleidung. Sie stimmt nicht. Sie sieht so glatt und glänzend aus – irgendwie feucht – als ob sie aus PVC wäre. Sehen Sie selbst.«
    Er schob die Klappe zur Seite und winkte Branksome und Neville, in die Zelle zu blicken.
    »Sind Sie sicher bei dem, was Sie uns eben gesagt haben?« fragte Neville nach einer Weile.
    »Wegen seiner Größe und seinem Körperbau? Ja, absolut sicher.«
    »Dann müssen wir wohl, in Ermangelung einer besseren Erklärung, Dr. Innis’ Theorie akzeptieren«, seufzte Neville. »Aber der Himmel mag wissen, wie ich das dem Chief Constable beibringen soll.« Sein Gesicht hellte sich ein wenig auf. »Ach ja, der Bursche ist übers Wochenende fortgefahren. Ich brauche mich also nur mit dem ACC auseinandersetzen, und das ist eine andere Tasse Tee.«
    Dr. Nimms schloss die Klappe wieder, als ob er dem feindseligen, starren Blick der pseudomenschlichen Kreatur in der Zelle entrinnen wollte, und fuhr dann fort: »Wenn ich richtig verstanden habe, besteht das Hauptproblem darin, dass eine Art identischer Zwilling dieses Pflegers irgendwo umherwandert. Ist das richtig, Sergeant?«
    Branksome nickte.
     
    »Wie hat er aus der Klinik kommen können?« fragte Neville. »Warum ist seine Abwesenheit nicht schon

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