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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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könnte.« Und dann sagte er zu Bruno: »Der Chief Inspector ist in der Meeres-Forschungsstation. Kennen Sie die?«
    »Ja, wir sind dort zufällig gelandet, als wir zum ersten Mal hier waren.«
    »Wir treffen uns in drei Minuten dort.«
     
    »Aber, Doreen«, sagte Sellers verzweifelt ins Telefon und suchte nach einem neuen Argument. Er fand eins und sagte mit fast flehentlicher Stimme: »Hast du nicht erst neulich gesagt, dass mein Job so ist, wie man es immer im Film und im Fernsehen sieht: ein Polizist ist immer im Dienst, selbst wenn er offiziell frei hat?«
     
    Sie schnaubte verächtlich durch die Nase und wies es damit als gültige Entschuldigung, seine Verabredung mit ihr abzusagen, zurück.
    »Ich kann doch nichts dafür!« rief er; er war in einem Büro am Ende des Korridors, den er bewachen sollte, und hörte jetzt ein leises Geräusch von draußen. Er trat auf das Fenster zu, soweit die Telefonschnur das zuließ, und sprach weiter: »Marty Swires ist in derselben Klemme wie ich, und auch Phil Paitch – wir sind alle hierher befohlen worden und sollen … Oh … Doreen, ich muss Schluss machen. Mein Sergeant ist gerade gekommen, und … ja, er hat Bruno und seine Gruppe mitgebracht … sie kommen auf das Haus zu! He! Wenn du mit den Jungens reden willst, kannst du dich auf dein Fahrrad schwingen und herkommen. Was hältst du davon?«
    Er hatte nicht mehr die Zeit, ihre Antwort zu hören. Er warf hastig den Hörer auf die Gabel und lief in den Korridor zurück, gerade rechtzeitig, um sich mit einem gelangweilten Gesicht vor die Stahltür zu stellen, die er ständig im Auge behalten sollte, und überrascht aufzublicken, als Sergeant Branksome die Außentür aufstieß und hereinblickte.
    »Ist Mr. Neville hier?« fragte er.
    »Nein, Sarge. Er ist zu den Wissenschaftlern ins Haupt-Labor gegangen. Mrs. Reedwall hat ihn vor knapp fünf Minuten gerufen.« Er sagte Branksome nicht, dass dies ihm die Möglichkeit verschafft hatte, seine Freundin anzurufen.
    Diese ganze Situation, in die er sich verstrickt sah, war ihm ein Buch mit sieben Siegeln. Warum man einen Pfleger von der Geddesley-Nervenklinik – er hatte ein gutes Personengedächtnis und hatte den Mann sofort wieder erkannt – in der Meeres-Forschungsstation einsperrte, deren Wissenschaftler wie aufgescheuchte Hühner hin und her liefen, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, und seit er hier Wache stand, war keiner der maßgebenden Leute lange genug bei ihm stehen geblieben, dass er hätte Fragen stellen können.
    Seufzend setzte er sich auf den Stuhl, den sie neben der Tür zum Brutraum für ihn aufgestellt hatten, und versuchte sich in das Buch zu vertiefen, das er mitgebracht hatte, um sich die Zeit zu vertreiben. Anscheinend würde er auch die Nacht hier verbringen müssen, auf einem Feldbett, und diese Aussicht war wenig erfreulich.
     
    Chief Inspector Neville runzelte die Stirn, als er den Kopf hob; er hatte durch das Mikroskop geblickt, unter dem die Gewebeprobe lag, auf die Netta ihre Kollegen aufmerksam gemacht hatte. Was er gesehen hatte, sagte ihm gar nichts, und es störte ihn, dass er sich völlig auf die Angaben der Wissenschaftler verlassen musste, die eine unglaublich fantastische Theorie entwickelt hatten. Der Mut, der es ihm ermöglicht hatte, den Assistant Chief Constable zu überreden, eine großangelegte Suchaktion zu starten – unter dem Vorwand, dass ein hypothetisch Irrer Miss Beeding umgebracht und sich mit gestohlener Pflegerkleidung maskiert hätte –, verließ ihn wieder, und er fragte sich, ob er vielleicht im kalten Licht des Montagmorgens eine völlig rationale Erklärung für diese alarmierenden Vorgänge finden würde.
    Das Erscheinen Branksomes war eine Erleichterung; mit ihm wurde alles wieder zu einer Polizeiangelegenheit, zu etwas, das er verstehen und mit dem er fertig werden konnte. Er strahlte beinahe, als er den Sergeant begrüßte.
    »Anscheinend ist der Mann, den wir suchen, auf der Landstraße nach Coastley gesehen worden«, sagte Branksome. »Das war vor – ungefähr zwanzig Minuten. Ich habe die Meldung bereits durchgeben lassen, und Geddesley hat versprochen, sofort einen Streifenwagen zu schicken. Aber das ist nicht alles, was ich Ihnen melden will, Sir. Es ist etwas … sehr Merkwürdiges passiert …«
    Er berichtete Neville von der Begegnung Brunos und seiner Gruppe mit dem Mann aus der See. Sie standen in der offenen Tür des Haupt-Labors und starrten auf den sezierten Fisch, der

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