Doppelgänger
gemerkt, um welches Thema es ging. Sie hörten auf, Autogramme zu schreiben, und blickten interessiert nach vorn.
»Das ist es ja!« sagte Leigh-Warden. »Sie kann nicht ermordet worden sein! Man hat sie aufgegriffen und in eine Klapsmühle gebracht. Aber seitdem sind in dieser Gegend eine Menge unheimlicher Dinge geschehen. Und erst gestern ist etwas unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen zu der Meeres-Forschungsstation gebracht worden, wie ich hörte. Normalerweise machen sie dort übers Wochenende den Laden zu, und es ist nur jemand da, um nach dem … Fischrogen zu sehen, oder was sie sonst dort haben. Und als ich versuchte, mit dem leitenden Arzt der Nervenklinik zu sprechen, hat der mich sozusagen hinausgeworfen. Und heute kam dann der Knüller – das heißt, eigentlich schon gestern, aber ich habe erst jetzt davon erfahren, weil ich hinter einer anderen Sache her war –, jedenfalls ist heute morgen die Hälfte der Polizisten von ganz Kent aus dem Wochenendurlaub zurückgepfiffen worden, und sie jagen einen jungen Mann in Pflegerkleidung. Ich habe das entsetzliche Gefühl, dass ich auf der dicksten Story seit dem Jahr Null sitze und nicht weiß, wie ich sie in den Griff kriegen soll.«
Sie schwiegen. Einer der Jungen, der sein Autogrammheft in den Wagen gereicht hatte, beschwerte sich. »He, dauert das noch lange?« Sie beachteten ihn nicht.
Schließlich sagte Gideon: »Wir haben jemanden gesehen, der so aussah. Auf der Landstraße. Er ging auf diesen Ort zu.«
»Was?« rief Leigh-Warden aufgeregt. »Wann war das?«
»Vor zehn Minuten ungefähr«, sagte Bruno. »Was wollen sie von dem Mann?«
Leigh-Warden zappelte vor Aufregung, nahm sich jedoch so weit zusammen, um antworten zu können.
»Das wollen sie mir nicht sagen. Ich weiß nur, dass die Polizei ihn dringend sucht und die Bevölkerung aufgerufen hat, sofort Meldung zu machen, wenn er irgendwo gesehen werden sollte. Es muss sich mindestens um Mord handeln, aber sie haben vielleicht noch keine ausreichenden Beweise. Schnell! Wenden Sie Ihren Wagen und fahren Sie zu der Stelle zurück, wo Sie ihn gesehen haben! Ich folge Ihnen!«
24
Doch sie konnten keine Spur von dem jungen Mann in dem weißen Kittel entdecken, als sie zurückfuhren und die Stelle erreichten, an der sie ihn gesehen hatten. Entweder war er so rasch gegangen, dass er schon den Stadtrand erreicht hatte und zwischen den anderen Menschen untertauchen konnte, oder er hatte die Straße irgendwo verlassen.
Hupend und mit dem Arm fuchtelnd forderte Leigh-Warden sie auf, ihm zu folgen, und fuhr zu dem Tor zurück, hinter dem sie die Polizisten gesehen hatten. Er stoppte, stieg aus und lief zum Tor.
Bruno und die anderen blieben in ihrem Wagen und tauschten beunruhigte Blicke.
»Wenn der Mann, den wir aus der See kommen sahen, wirklich jemanden ermordet hat …«, sagte Liz leise.
»Sei froh, dass es nicht du warst, Baby«, bemerkte Glenn zynisch.
»Haltet den Mund!« sagte Bruno und steckte den Kopf aus dem Fenster. Er sah Leigh-Warden jemandem zuwinken, der sich außerhalb seines Blickfeldes befand; dann tauchte Branksome in Begleitung eines jungen Constable auf, und er schien nicht sehr erfreut zu sein, als er den Reporter erkannte. Sie sprachen ein paar Worte miteinander, und dann kamen sie auf den Wagen zugelaufen.
»Sie haben einen Mann gesehen, der wie ein Pfleger gekleidet war?« sagte Branksome ohne Einleitung.
Bruno nickte schweigend.
»Auf der Straße nach Coastley?«
»Ja. Vor einer Viertelstunde oder so.«
»Haben Sie verstanden?« fragte Branksome den Constable.
»Ich gebe es sofort durch«, sagte der Mann und lief zu dem geparkten Streifenwagen.
»Aber das ist noch nicht alles, Sergeant«, sagte Leigh-Warden. »Bitte, zeigen Sie ihm die Maske, Mr. Twentyman.«
Schweigend reichte Bruno sie hinaus. Branksome drehte sie in seinen Händen hin und her. »Aber sein Bild war doch in der Zeitung …« Seine Stimme erstarb im Zweifel. Und dann schien er zu einem Entschluss zu kommen.
»Ich denke, Chief Inspector Neville sollte davon erfahren. Es klingt zwar nicht sehr viel versprechend, aber in einem Fall wie diesem ist eine kleine Chance besser als gar keine.«
»Worum geht es überhaupt, Sergeant?« drängte Leigh-Warden. »Mord? Es muss Mord sein, sonst würden Sie nicht einen solchen Aufwand treiben.«
Branksome starrte ihn ein paar Sekunden lang schweigend an. »Nein«, sagte er schließlich, »ich glaube nicht, dass man es als Mord bezeichnen
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