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Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)

Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
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vor Nicolòs Villa, sondern mitten auf einer belebten Kreuzung: Ein gelbes Auto kam auf sie zu. Doch die Erinnerung war mit so viel Angst und Schmerzen verbunden, dass das Bild sogleich wieder verschwand.
    Wie durch ein Wunder kam der Geländewagen wenige Zentimeter vor Kiley und Brutus zum Stehen. Sie spürte sogar die Wärme des Motors in ihrem Rücken, so nah war das Auto. Auch nahm sie deutlich den Öl- und Benzingeruch wahr. Davon und von dem Schock wurde ihr fast übel.
    Die Stimme des Fahrers, der offensichtlich ebenso verärgert wie besorgt war, drang nur undeutlich zu ihr durch. Ebenso Nicolòs Antwort.
    Dann fuhr der Geländewagen – wiederum durchdringend hupend – davon, wovon Kiley aufs Neue erbebte. Auch Brutus’ Wimmern und Nicolòs tröstende Worte vernahm sie wie aus der Ferne.
    Sie stand wie angewurzelt auf dem Bürgersteig und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dann leckte Brutus ihr die Hand, und Nicolò zog sie in die Vorhalle, wo sie erschöpft in seine Arme sank. Dann löste sich die Anspannung in einem schier endlosen Schluchzen.
    „Ist ja gut, Liebling. Alles in Ordnung. Du bist wieder in Sicherheit.“
    „Und Bru… Brutus?“, stammelte sie, denn von dem heftigen Schock klapperten ihr die Zähne.
    „Ihm geht es gut.“ Als Nicolò mit den Fingern schnippte, erschien sofort mit eingezogenem Schwanz der Hund und ging voraus ins Haus. Nicolò, der Kiley so vorsichtig trug wie eine Figur aus kostbarem Porzellan, folgte ihm. „Was hast du dir nur dabei gedacht, einfach auf die Straße zu laufen?“ Obwohl seine Stimme ärgerlich klingen sollte, war ihm doch die Angst anzumerken, die er ausgestanden hatte.
    „Gedacht? Gar nichts. Ich habe lediglich – reagiert.“
    „Hm. In der Tat. Hast du wirklich geglaubt, du könntest Brutus schützen, indem du dich zwischen ihn und einen Geländewagen mit einem Gewicht von zweieinhalb Tonnen wirfst?“
    Sie lachte unter Tränen. „Noch nicht gemerkt? Ich bin anscheinend unverwüstlich.“
    „Das finde ich nicht zum Lachen“, stieß er mit rauer Stimme hervor. „Die Aktion hätte dich das Leben kosten können.“
    „Hat sie aber nicht. Zum Glück.“
    Sie drückte den Mund gegen seinen Hals und genoss Nicolòs frischen männlichen Duft. Ihre Emotionen gerieten durcheinander, und sie fühlte sich ebenso intensiv zu ihm hingezogen wie auf der Insel. Wie ist das möglich, dachte sie, nach dem, was ich gerade durchgemacht habe?
    Nicolò entließ Kiley einen Moment aus seinen Armen, um die Koffer und Taschen aus der Vorhalle in die Diele zu holen und die Eingangstür zu schließen. Dann hob er Kiley wieder hoch und wollte sie ins Schlafzimmer tragen. Doch er stolperte über das abgestellte Gepäck, und alles purzelte durcheinander, einschließlich Kiley, Brutus und ihm selbst.
    Nicolò rappelte sich hoch und half auch Kiley. Dabei kamen sie einander ziemlich nahe, und er spürte, wie er auf diese Nähe reagierte, er konnte nichts dagegen tun. „Ach, Kiley“, gestand er. „Ich habe ja solche Angst um dich gehabt.“
    „Du Armer“, sagte sie mitfühlend. „Ich wollte doch nur Brutus retten. Mir geht es schon wieder gut. Und ihm auch.“
    „Gott sei Dank.“ Er senkte den Kopf und genoss ihren Duft, ihre Berührungen – und küsste sie lange. „Schon zum zweiten Mal habe ich dich in Lebensgefahr gesehen – und konnte dir nicht helfen.“
    „Ist ja gut, Liebling. Ich habe es überstanden.“ Sie nahm Brutus am Halsband und zog ihn zwischen sie beide. „Und er auch.“
    Für Nicolò wurde es Zeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Über die Frau im „Le Premier“ wusste er nichts. Aber wer auch immer sie war, mit der Kiley, wie er sie kannte, hatte sie nichts zu tun. Die Frau vor dem Unfall hätte wohl kaum ihr Outfit auf das Spiel gesetzt, nur um einen Hund zu retten. Ebenso wenig hätte sie den betörenden Duft eines einfachen Geißblattzweiges zu schätzen gewusst, geschweige denn glücklich ein Baby in den Armen gewiegt. Die „alte Kiley“ gab es nicht mehr, und mit ein bisschen Glück würde es dabei bleiben.
    „Brutus, geh in den Garten“, befahl er. Bei aller Liebe zu dem Tier – jetzt wollte er mit Kiley allein sein, mit seiner Frau.
    Nein, dachte er, sie ist ja gar nicht meine Frau. Zumindest bisher nicht.
    Zärtlich umfasste er ihr Gesicht, und wieder küsste er sie, diesmal voller Lebensfreude. Das Schicksal hatte es gut mit ihnen gemeint, denn Kiley hatte nicht nur einmal, sondern sogar zweimal einen Schutzengel gehabt.

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