Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
Vergangenheit nachspielen?“, erkundigte sie sich leicht enttäuscht.
„Da du beim letzten Mal in Tränen ausgebrochen bist, schlage ich vor, wir lassen es. Versuchen wir lieber etwas anderes. Mir ist die Idee gekommen, als du Joshua im Arm gehalten hast.“
Sie begriff nicht gleich. „Wie das?“
Er rückte ihren Sonnenhut zurecht, um ihre helle Haut vor den intensiven Sonnenstrahlen zu schützen. „Na ja, du hast gesagt, es wäre eine ganz neue Erfahrung für dich. Deshalb habe ich mir eine Überraschung für dich ausgedacht, am Strand. Ebenfalls ungewohnt für dich.“
Er ging mit ihr zur Lagune. Vor Verblüffung blieb Kiley einen Moment stehen. Unter einem Zeltdach aus Segeltuch stand ein großer Tisch mit einem Leinentischtuch. Darauf befanden sich Getränke und Speisen im Überfluss. Sogar an Blumen war gedacht worden.
„Wofür ist das?“, erkundige sich Kiley.
„Damit du Neues erlebst, woran du dich später erinnern kannst.“ Er deutete auf den Tisch. „Wir fangen mit den Vorspeisen an und arbeiten uns bis zum Dessert durch. Von allem ist etwas da.“
Noch immer staunte Kiley. „Und die Blumen?“
„Ich habe sie auf der ganzen Insel pflücken lassen. Du hast die Wahl, welche dir am besten gefallen.“
„Oh, Nicolò, wie galant von dir.“
Als sie die Arme um ihn schlang, küsste er sie, und beide dachten an die gemeinsame Nacht zurück.
Dann nahm Nicolò ihre Hand und ging mit ihr durch den Sand auf das Zelt zu. Drinnen betrachtete er die verschiedenen Blumenarrangements und wählte schließlich einen Strauß aus, den er ihr überreichte.
Eine ungewöhnliche Wahl, dachte sie. Blüten des rankenden Geißblattes, auch Jelängerjelieber genannt.
„Jelängerjelieber?“, fragte sie. „Wie kommst du gerade darauf?“
„Eine meiner frühesten Erinnerungen. Ich muss ungefähr drei Jahre alt gewesen sein und bin im Garten meiner Großeltern herumspaziert. Am Zaun blühte wunderbares rosafarbenes Geißblatt. Den herrlichen Duft werde ich nie vergessen. Einfach unbeschreiblich. Ich war wie betäubt davon.“
Kiley roch an den Blüten und bestätigte: „Umwerfend gut.“
„Sozusagen meine erste Blume, mein erster Duft.“
„Deine Lieblingsblumen, stimmt’s? Deswegen hast du sie mir gegeben.“
„Ja. Dennoch bin ich vor Jelängerjelieber auf der Hut.“
„Wegen der Insekten?“, fragte sie.
„Ja! An dem Tag bin ich zum ersten Mal von einer Biene gestochen worden.“
„Oh, du Armer. Dann ist deine schöne Erinnerung mit etwas sehr Schmerzhaftem verbunden.“
„Leider ist es oft so im Leben.“
„So pessimistisch, Mr. Dante?“
Er lachte. „Das liegt wahrscheinlich an meiner Arbeit. Als der Problemlöser der Dantes befasse ich mich oft mit Schwierigkeiten – und natürlich behebe ich sie.“
„Um jeden Preis?“
„Ja.“ Er sah sie nachdenklich an und fuhr fort: „Manchmal ist allerdings der Preis sehr hoch.“
„Darüber brauchst du dir jetzt keine Sorgen zu machen“, erklärte sie entschieden. „Hier auf Deseos musst du keine Probleme lösen. Entspanne dich und genieß das Leben.“
Er strich ihr eine Strähne, die sich gelöst hatte, zurück hinter das Ohr. Dann steckte ihr eine Geißblattrispe ins Haar. „Mein Liebling, mit dir sind Schwierigkeiten unvermeidlich.“
Er hatte es so gut gelaunt gesagt, dass sie ihm nicht böse war. „Ich hoffe, dass du auch etwas anderes mit mir verbindest, nicht nur Probleme“, neckte sie ihn und sah ihn unter ihrem Sonnenhut hervor schelmisch an. „Aber jetzt wollen wir erst einmal diese Köstlichkeiten genießen.“
Der Tag verlief ausgesprochen angenehm, voller sinnlicher Genüsse und Freuden. Nicht nur wegen der Speisen und Getränke oder der Blumen, sondern weil sie alles mit ihrem Mann zusammen erlebte. Nicolò, der sie mit seinem Lächeln verzauberte. Der sie zum Lachen bringen und im nächsten Moment zu Tränen rühren konnte. Zum Beispiel, wenn er ihr ergreifende Familiengeschichten erzählte.
Als die Sonne unterging und die Schatten länger wurden, kuschelte sie sich in seine Arme.
„Danke für diesen wunderbaren Tag“, sagte sie und bot ihm wie zum Abschluss ihren Mund zum Kuss an. Nicolò zog sie näher zu sich und streichelte sie – wie in der vergangenen Nacht. Genauso fest und dabei doch so zärtlich, dass Kiley fast verrückt geworden wäre. Sie knabberte und saugte liebevoll an seiner Unterlippe.
Nicolò küsste sie lange und intensiv.
„Bitte, Nicolò. Heute habe ich so viel Neues erlebt. Jetzt
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