Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Grab bei Frankfurt. Anna?«
    Shaw schaute auf das eingefallene Grab. »Die Frau in dem Grab kannte ich wenigstens.«
    Reggie folgte seinem Blick. »Wie ich gesagt habe: Ticks. Aber ich würde gerne mehr über sie erfahren.«
    »Über wen? Über die Frau in meinem oder in deinem Grab?«
    »Über beide.«
    Shaw hob den Blick und beobachtete einen Vogel, der sich vom Wind in den Himmel tragen ließ. »Was ist mit deiner Familie passiert?«
    »Sie sind gestorben«, antwortete Reggie in scharfem Ton. »Sie sind einfach gestorben«, fügte sie in ruhigerem Tonfall hinzu und blickte an Shaw vorbei. »Das tun Menschen manchmal, weißt du? Und das ständig, jeden Tag.« Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Und? Was hast du bis jetzt über uns gelernt?«
    »Dass ihr Glück habt, noch am Leben zu sein.«
    Reggie runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Ihr mögt da draußen ja gut sein, obwohl ich nur das Debakel in Gordes miterlebt habe. Aber hier gibt es keine Außensicherung, nur wenige Wachen im Inneren, und die meisten Leute, die ich getroffen habe, würden niemals durch eine Sicherheitsüberprüfung kommen. Nehmen wir zum Beispiel Whit. Er ist eine wandelnde Zeitbombe. Und euer furchtloser Führer kommt mir wie die Reinkarnation von C. S. Lewis vor, nur mit einem mörderischen Touch.«
    »Ich glaube, er steht mehr auf Tolkien.«
    »Das ändert nichts am Endergebnis. Ihr befindet euch auf dünnem Eis.«
    Reggie stand auf. »Weißt du was? Wir sind bis jetzt ganz gut zurechtgekommen. Bis du aufgetaucht bist.«
    »Wäre ich nicht aufgetaucht, dann wärt ihr jetzt tot«, erinnerte er sie.
    »Schön. Soll ich jetzt auf die Knie fallen und deine gottgleichen Fähigkeiten preisen? Wir haben nun mal kein großes Budget oder Flugzeuge und so ein Zeug, aber wir erledigen den Job trotzdem.«
    »Ihr erledigt meistens den Job«, korrigierte Shaw sie.
    Reggie wandte sich ab und lief rot an. Als sie wieder zu Shaw schaute, sagte sie: »Hast du vielleicht noch ein paar Beleidigungen für uns auf Lager?«
    »Das sind keine Beleidigungen. Das ist konstruktive Kritik. Du hast mich gefragt, was ich denke, und ich habe es dir gesagt. Wenn du das nicht wissen wolltest, dann hättest du nicht fragen sollen.«
    »Du bist wirklich ein harter Brocken«, erklärte Reggie erregt.
    »Gibt es da ein Problem, das mir entgangen ist?«, fragte Shaw. »Du kommst mir nämlich gerade ein wenig feindselig vor.«
    »Nein, nein, kein Problem. Es ist, wie du gesagt hast: nur ein Job. Das ist alles, warum du hier bist. Ein verdammter Job. Richtig? Ein ›vorübergehendes Engagement‹, ja, so hast du es genannt, wobei die Betonung auf ›vorübergehend‹ liegt, nehme ich an.«
    »Und ich habe dir auch gesagt, dass ich nicht einfach so mit jemandem ins Bett springe.«
    »Ja genau, das hast du gesagt .«
    »Und ich habe es auch so gemeint.«
    »Da bin ich sicher.«
    »Ich bin hier, um euch zu helfen. Bedeutet das denn gar nichts?«
    »Ich glaube, du bist auch hier, um Kuchin zu schnappen, damit du nicht für den Rest deines Lebens über die Schulter schauen musst. Tu nicht so, als würdest du das alles nur aus Nächstenliebe tun.«
    »Offen gesagt muss ich ohnehin schon ständig über die Schulter schauen. Und Kuchin ist noch nicht einmal der übelste Typ, hinter dem ich je her war.«
    »Und hattest du immer Erfolg?«
    Shaw warf einen Blick auf das Grab. »Nicht immer, nein.«
    Eine Minute lang schwiegen sich die beiden an; dann entspannte sich Reggies Gesicht wieder. »Ich habe es gerade wohl ein wenig übertrieben. Ich bin eben auch verwirrt, und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so recht, wie ich mit der ganzen verdammten Sache umgehen soll.« Sie schaute sich um. »Harrowsfield und das, was wir hier tun, ist alles, was ich habe, Shaw. Das kommt dir vielleicht erbärmlich vor, aber so ist es nun mal. Und wenn ich das hier verliere, dann weiß ich nicht, was mir noch bleibt.«
    »Also werden wir eben dafür sorgen, dass du es nicht verlierst.«
    »Und ob das klappt, werden wir wohl bald herausfinden, nicht wahr?«
    »Davon ist auszugehen.«

Kapitel achtzig
    F edir Kuchin blickte aus dem Fenster seines Hotelzimmers auf die hell erleuchteten Straßen. Im Geiste sezierte er die Stadt. Washington, D. C., war in vier Quadrante aufgeteilt. Der Teil, den die Touristen kannten, war der Nordwesten, wo sich die meisten Monumente und das Weiße Haus befanden. Dieses Areal war verhältnismäßig sicher. Doch im Rest der Stadt gab es kleine, aber beständige

Weitere Kostenlose Bücher