Doppelspiel
Shaw, im Gegenteil: Ich werde mein Bestes tun, um dir zu helfen.«
»Das weiß ich zu schätzen. Aber …«
»Ich will nämlich auch nicht, dass du zu Schaden kommst, weißt du?«
»Meine Sicherheit sollte dich nicht kümmern.«
»Tut sie aber. Ich werde dir den Rücken decken. Du mir auch?«
»Ja.«
»Eines musst du aber bitte verstehen: Wenn es heißt Kuchin oder ich, dann sag dem Monster, dass ich ihn in der Hölle wiedersehen werde. Lass ihn nicht entkommen, Shaw, selbst wenn das heißt, dass ich dabei draufgehe. Versprichst du mir das?«
Shaw antwortete nicht darauf.
Kapitel sechsundachtzig
D er Truck fuhr rückwärts in die Ladebucht hinter dem Wohnturm. Die Papiere wurden pflichtbewusst gescannt und die notwendigen Unterschriften eingeholt. Dann wurden die beiden großen Kisten ausgeladen und im Lager verstaut. Laut Lieferschein handelte es sich dabei um ein paar Antiquitäten, die einem Hausbewohner gehörten, der für den Sommer weggefahren war. Die Kisten sollten nun eingelagert und erst bei Rückkehr des Besitzers geöffnet werden.
Ein paar Stunden später wurde die Ladebucht wieder abgeschlossen, und der Lagerchef und seine Männer gingen nach Hause. Dreißig Minuten vergingen, dann brach die Seite einer der beiden Kisten auf, und Shaw kletterte heraus. Im Licht einer kleinen Taschenlampe ging er zur zweiten Kiste und half Reggie aus ihrem Versteck.
Beide trugen sie Schwarz und die unterschiedlichsten Werkzeuge am Gürtel.
»Bereit?«, flüsterte Shaw.
Reggie nickte.
Shaw klemmte sich ein Headset ans Ohr, schaltete es ein und sagte: »Bist du da, Frank?«
»Jep. Sag deiner Partnerin, sie soll die Kamera einschalten.«
Frank war getrennt von den beiden aus England hierhergeflogen, um sie beim Einbruch in Kuchins Penthouse so gut wie möglich zu unterstützen.
Shaw nickte Reggie zu, und Reggie zog ein Band um ihre Brust straff, in dessen Mitte ein Einstellrad mit einer Linse prangte. Sie schaltete das Gerät ein, und ein rotes Licht leuchtete auf.
Shaw fragte ins Headset: »Und? Hast du ein Bild?«
»Ja. Der Videostream steht. Auf zum Zielbereich.«
Die Sicherheitsmaßnahmen am Aufzug wurden mit einer geklonten Chipkarte ausgehebelt, die Shaw in den Schlitz steckte.
Erneut kam Franks Stimme über das Headset. »Die Überwachungskameras bewegen sich nach einem festen Muster, aber wir haben die Bilder der Kameras im Lieferaufzug und vor Kuchins Penthouse eingefroren. Der Aufzug wird üblicherweise abends nicht mehr benutzt, und die Wachen werden nicht mit irgendetwas bei dieser Kamera rechnen oder bei der vor Kuchins Wohnung, denn schließlich ist er ja nicht in der Stadt. Aber sie gehen regelmäßig Streife. Die nächste ist in genau sechzig Minuten. Bis dahin habt ihr freie Bahn.«
Sie nahmen den Aufzug in den obersten Stock. Als die Tür sich öffnete, traten sie in ein kleines Foyer mit einer Stahltür und einer Sicherheitstafel daneben. Shaw schaute zu der Überwachungskamera in der Ecke, winkte und sprach ein stummes Gebet, dass es Frank tatsächlich gelungen war, das Bild einzufrieren. Er winkte Reggie, die Tafel mit der Kamera aufzunehmen.
»Hast du das Bild?«, fragte Shaw in sein Headset. »Es ist tatsächlich ein Retinaerkennungssystem, wie in unseren Berichten stand.«
»Hab es. Sag Reggie, sie soll näher herangehen, damit wir einen besseren Blick darauf werfen und den Hersteller bestätigen können.«
Shaw gab den Befehl an Reggie weiter.
»Okay, das passt«, sagte Frank. »Bereite den Laser vor, Shaw. In fünf Sekunden schalten wir den Strom im Gebäude ab. Das Sicherheitssystem hat eine Back-up-Batterie, aber wir jagen dem Abschaltbefehl eine Stromspitze hinterher, damit sie durchbrennt. Trotzdem müssen wir den Saft schnell wieder andrehen, um eine Notfallreaktion zu vermeiden.«
»Verstanden.«
Shaw nahm den Laser von seinem Gürtel und richtete ihn genau auf den Retina-Abtaster.
»Auf mein Kommando«, sagte Frank. »Fünf … vier … drei …«
Kaum hatte er bis eins gezählt, da hatte das Gebäude keinen Strom mehr, und Shaw und Reggie standen im Dunkeln. Auch das rote Licht an dem Abtaster verschwand. Shaw schaltete den Laser ein und richtete ihn auf das Gerät. Der rote Strahl schoss in die Glasscheibe und füllte sie mit einem blutroten Licht. Einen Augenblick später war der Strom wieder da.
Mit einem Klicken öffnete sich die Tür.
Reggie schaute zu Shaw, als er den Laser wieder wegsteckte. »Das ist ein kleiner Fehler in diesem bestimmten System, den
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