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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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vor seine Pflicht, seinen Job und vielleicht sogar sein Schicksal.
    Obwohl Kuchin jetzt das gute Leben eines erfolgreichen Kapitalisten lebte und das in einem Land, wo die persönliche Freiheit hoch im Kurs stand, würde er ewig glauben, dass nur ein paar Auserwählte das Recht hatten, über andere zu herrschen. Und solch einen Status erreichte man nur, wenn man Macht selektiv und effizient einsetzte. Die meisten Menschen waren jedoch nur zu Gefolgsleuten geboren. Selbst im Westen stiegen nur die wenigsten in Führungspositionen auf und erwarben Reichtum. Damals, in der Ukraine, hatte Kuchin in nur fünf Minuten sagen können, welche seiner Männer für immer Schafe bleiben würden und welche Schäfer. Und er hatte sich nie geirrt.
    Ja, der Westen war der Teil der Welt, wo jeder seine Chance hatte. Kuchin konnte darüber nur verächtlich die Nase rümpfen. In seinem Heimatland war er ein Führer gewesen, und das war er auch hier. Und ein Gefolgsmann drüben war auch nur ein Gefolgsmann hier. Schafe wurden nicht plötzlich zu Wölfen, nur weil man ihnen die Chance dazu gab.
    ›Werde ich jetzt wieder eine Niederlage erleidend?‹
    Kuchin konnte nicht endlos hierbleiben. Er konnte seine Männer nicht mehr viel länger durch die Stadt schicken, ohne Verdacht zu erregen. Washington D. C. war vermutlich der Ort mit den höchsten Sicherheitsmaßnahmen der Welt. Überall wimmelte es nur so von Polizisten, Spionen und Bundesagenten. Hier hatten die Wände Ohren. Wenn sie nach Kuchin suchten, spielte er ihnen gerade vielleicht direkt in die Hände. Aber wenn er diese Stadt ohne Katie James verließ, dann hatte er nichts. Er wäre geschlagen.
    Kuchin griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Die Nachrichten liefen. Das Hauptthema war der Ärger, den die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan hatten. Das ließ Kuchin lächeln, beschwor aber auch bittere Erinnerungen an die Niederlage seiner Heimat in dem uralten Land herauf.
    Die Frau, die den Bericht moderierte, war um die fünfzig, das genaue Gegenteil zu den jungen, langbeinigen, blonden Schönheiten, die »Kriegsberichte« aus der Ferne von einem Teleprompter ablasen. Ihre Berichte waren knapp, präzise und fundiert. Kuchin erkannte sofort, dass sie wusste, wovon sie sprach. Er nahm an, dass Katie James über ähnliche Fähigkeiten verfügte, obwohl sie deutlich jünger und hübscher war als diese Frau hier. Nach dem zu urteilen, was er über ihren Hintergrund gelesen hatte, hatte James in den letzten fünfzehn Jahren so ziemlich von jedem Krisenherd aus auf der Welt berichtet. Sie brauchte auch keinen Teleprompter.
    Kuchin konzentrierte sich wieder auf die Sendung. Er wollte sehen, was genau das Problem der Amerikaner war. Das würde ihn wenigstens für ein paar Minuten von seinen eigenen Problemen ablenken. Dass sich dadurch aber auch eines dieser Probleme lösen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
    »Das war Roberta McCormick, live aus Kabul«, sagte die Frau auf dem Bildschirm.
    Bei dem Namen klingelte es bei Kuchin. Roberta McCormick?
    Er sprang auf und lief durch den Raum und zu dem Aktenkoffer auf seinem Tisch. Er klappte ihn auf und fand die Liste.
    Dort standen die Namen und Adressen der Kollegen von Katie James, die in D. C. lebten. Kuchin hatte seine Männer angewiesen, zwei der Adressen zu überwachen, da ihre Besitzer außer Landes waren. Die anderen beiden waren angeblich in der Stadt, weshalb Kuchin auf eine Überwachung verzichtet hatte. Er schaute auf den letzten Namen. Roberta McCormick. Sie war nicht zu Hause, wie es hier stand, sondern offensichtlich in Kabul, Tausende von Meilen entfernt. Das hatte er gerade selbst gesehen. Sie lebte in Georgetown, in der Nähe der R Street, die unmittelbar hinter dem Suchbereich lag, den Kuchin für seine Männer abgesteckt hatte. Ihr Mann war verstorben und ihre Kinder längst erwachsen und aus dem Haus. Sie lebte allein.
    Aber vielleicht stand ihr Haus ja gar nicht leer.

Kapitel achtundachtzig
    M ein Gott«, keuchte Reggie, als sie und Shaw sich in dem Raum umsahen.
    »Ich habe das Gefühl, als wäre ich gerade mit einer Zeitmaschine in den Kalten Krieg zurückgereist«, bemerkte Shaw.
    Das Licht war automatisch angegangen, als sie den Raum betreten hatten.
    »Heilige Scheiße!«, sagte Frank über das Headset. Dank der Kamera an Reggies Brust sah er, was sie sahen. »Der Kerl ist wirklich nicht ganz dicht.«
    »Glaubst du?«, erwiderte Shaw und ließ seinen Blick über die sowjetische Flagge,

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