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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Ja gesagt … und das sogar in mehreren Sprachen, denn Anna war eine begnadete Linguistin gewesen. Shaw war sogar in die deutsche Kleinstadt gefahren, wo ihre Eltern lebten, um bei ihrem Vater formell um die Hand seiner Tochter anzuhalten.
    Und dann war sie einfach gestorben. Sie war ermordet worden.
    Sein Weg führte Shaw am Fluss entlang. Er überquerte ihn und betrat die Insel mit der Kathedrale von Notre-Dame. Die Kathedrale war vor Kurzem erst gereinigt worden. Mit Hochdruckreinigern hatte man jahrhundertealten Dreck von der Fassade gespritzt. Aus irgendeinem Grund hatte sie Shaw schmutzig mehr gefallen. Er schaute auf seine Uhr. Es war fast neun, und die Kathedrale schloss werktags um 18.45 Uhr. Doch noch immer wimmelte es hier von Touristen, die sich vor der berühmten Fassade fotografierten. Shaw war kein sonderlich frommer Mann, und er wusste auch nicht so recht, warum er überhaupt hierhergekommen war.
    Um zu beten? Nun, da hatte er wohl Pech. Gott hatte seinen Laden für heute bereits geschlossen.
    Shaw ging weiter und zurück zu seinem Hotel. Er schloss die Tür zu seinem Zimmer auf, setzte sich auf den kleinen Schreibtischstuhl und holte Franks Zettel aus der Tasche. Dann griff er nach seinem Handy und wählte die Nummer.
    »Hallo?«
    Shaw hatte diese Stimme schon seit Monaten nicht mehr gehört. Unvorbereitet legte er sofort wieder auf. Verdammt sollst du sein, Frank . Shaw hatte geglaubt, die Telefonnummer habe etwas mit seiner aktuellen Mission zu tun, doch dem war nicht so.
    Das war die Stimme von Katie James gewesen.
    Shaw legte sich aufs Bett und starrte an die blassblaue Decke.
    Ihr letzter gemeinsamer Tag war nicht wirklich so gelaufen, wie Shaw es sich vorgestellt hatte. Aber wie auch immer, in jedem Fall hatte er sich bei Morgengrauen aus dem Hotelzimmer in Zürich geschlichen, das sie gemeinsam bewohnt hatten, war mit dem Shuttle zum Flughafen gefahren und hatte den erstbesten Flug genommen; wohin war ihm egal gewesen. Katie war dann vermutlich irgendwann ebenfalls aufgestanden und zum Frühstück runtergegangen, um sich dort mit ihm zu treffen. Als er jedoch nicht aufgetaucht war, hatte sie sich wahrscheinlich schier unglaublich aufgeregt. Sie hatte versucht, ihn über Handy zu erreichen, doch er hatte nie zurückgerufen. Er hatte seine Nummer geändert. Shaw wusste eigentlich gar nicht, warum er das alles getan hatte. Er war in seinem ganzen Leben noch nie vor etwas weggerannt. Aber eines kalten Morgens war er in der Schweiz aufgewacht, und er hatte schlicht gewusst, dass er allein sein musste.
    Also bin ich einfach gerannt .
    Shaw starrte wieder auf den Zettel. Er sollte Katie zumindest die Chance geben, ihn dafür, was er getan hatte, zur Sau zu machen. Doch eine Stunde später hatte er noch immer keinen Finger gerührt.
    Shaw setzte sich wieder auf und wählte die Nummer.
    »Hallo, Shaw«, meldete sich Katie.
    »Woher weißt du, dass ich es bin?«
    »Du hast vor über einer Stunde schon einmal angerufen und dann aufgelegt.«
    »Das kannst du doch unmöglich wissen. Ich habe eine Rufnummernunterdrückung.«
    »Ich habe trotzdem gewusst, dass du das warst.«
    »Wie denn? Ruft dich sonst niemand an?«
    »Nicht auf diesem Telefon. Die Nummer habe ich nur Frank gegeben, damit er sie an dich weiterleiten kann.«
    »Okay«, sagte Shaw langsam. »Warum hast du dann nicht einfach versucht zurückzurufen? Du musstest doch nur auf Wahlwiederholung drücken.«
    »Wie sollte das denn gehen? Hast du nicht gerade gesagt, du hättest eine Rufnummernunterdrückung? Und? Wie ist es dir so ergangen?«
    »Willst du mich nicht anschreien?«
    »Warum? Wäre das irgendwie produktiv?«
    Das klang ganz und gar nicht wie die Katie James, die Shaw kannte. Katie machte nie einen Hehl aus ihren Gefühlen, weder im Leben noch in ihrem Beruf, wenn sie ihre Artikel schrieb. Sie war schier unglaublich impulsiv, eine Eigenschaft, die Shaw sowohl missbilligte als auch bewunderte, denn dadurch war sie so vollkommen anders als er … Oder zumindest anders als so, wie er früher einmal gewesen war, denn in ihrer Gesellschaft war er dann doch recht spontan gewesen.
    Shaw stand auf und ging zum Fenster, von wo aus er in den gepflasterten Hof des Hotels hinabschauen konnte, während die Nacht sich über Paris senkte. »Es geht mir gut. Und wie geht es dir?«
    »Ich arbeite wieder freiberuflich. Ich habe zwar ein paar Angebote für eine Festanstellung bekommen, doch die haben mich nicht interessiert.«
    »Alles

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