Doppelspiel
Schmierblätter?«
»Die New York Times , Der Spiegel in Deutschland und sogar der Rolling Stone , also wirklich unterste Schublade.«
»Ich dachte, du wolltest wieder so richtig einsteigen.«
»Ja, aber dann habe ich es mir doch anders überlegt. Wie geht’s Frank?«
»Wie immer.«
»Dann hast du das mit dem Wiedereinstieg also durchgezogen, ja?«
»Sieht so aus«, murmelte er.
»Wo steckst du eigentlich?«
»Auf der Arbeit.«
»Ich bin im Moment in San Francisco. Und wann, schätzt du, bist du mit der Arbeit fertig?«
»Ich weiß nicht.«
»Meinst du damit, du weißt nicht, ob du deinen nächsten Job überleben wirst?«
Shaw antwortete nicht darauf.
»Nun denn, wenn du irgendwann mal reden willst … Du hast ja meine Nummer.«
»Katie?«
»Ja?« Shaw hörte, dass sie ein wenig schneller atmete.
»Es war schön, deine Stimme zu hören.«
»Pass auf dich auf. Und vergiss nicht: Du musst nicht alles tun, was Frank dir sagt.«
Katie legte auf, und Shaw warf das Handy aufs Bett.
Kapitel neun
D ominic nahm das Bierglas wieder herunter und tippte Reggie auf den Arm.
»Tut mir leid, Dom. Was hast du gesagt?«, fragte sie verlegen.
Sie waren in einem Restaurant ein paar Blocks von Reggies Apartment in London entfernt, doch während Dom geredet hatte, war Reggie in Gedanken ganz woanders gewesen.
»Ich habe gesagt, dass ich weiß, dass Whit mit dir über die Mission gesprochen hat.«
»Er hat mich vor der Schießanlage abgefangen. Hat er dir erzählt, dass er das vorhat?«
»Das musste er nicht. Ich war derjenige, der ihm überhaupt erst vorgeschlagen hat, mit dir zu reden.«
»Warum mit mir? Er hätte doch direkt zum Professor gehen können.«
»Der Prof und Whit kommen nicht immer gut miteinander zurecht.«
Reggie runzelte die Stirn. »Wir haben alle mal unsere Probleme miteinander. So ist das eben.«
Sie trank einen Schluck Tee und spielte mit einem Keks auf ihrem Teller. Draußen war es grau und nass, und ein scharfer Wind schlug gegen das Fenster, als wolle er sich mit Gewalt einen Weg hineinbahnen. Reggie und Dom gegenüber knisterte ein schlecht geschürtes Feuer in einem verrußten Kamin. Reggie wusste, wenn das Wetter den ganzen Sommer über so blieb, dann würde halb London Selbstmordgedanken hegen und die andere Hälfte stünde kurz davor. Normalerweise wäre eine Reise in die warme, sonnendurchflutete Provence in so einem Fall ein Gottesgeschenk gewesen … normalerweise .
»Wusstest du, dass Whit schon bei Huber ganz vorn dabei sein wollte, aber der Professor Nein gesagt hat?«
Reggie beugte sich vor und senkte die Stimme. »Das war Huber. Whit mit seinen Knarren hätte uns da nichts genutzt. Der alte Nazi wollte Titten und Arsch, keinen übernervösen Iren mit Tätowierungen und einer Glock.«
Dominic hob die Augenbrauen. »Whit ist tätowiert?«
Reggie seufzte genervt. »Mach einfach voran, Dom. Ich bin müde.«
»Aber vielleicht kann Whit bei Kuchin ja mitmachen.«
»Ich habe Whit gesagt, dass ich mit Mallory reden werde, und das werde ich auch tun.« Reggie schaute Dom über den Rand ihrer Tasse hinweg an. »Was ist eigentlich mit dir? Welche Rolle willst du spielen?«
Dominic zuckte mit den Schultern. »Seit dem ersten Meeting habe ich mich über den Holodomor eingelesen. Ich will diesen Bastard, je schneller, desto besser.«
»Lass dich nicht von deinen Gefühlen leiten. Das provoziert nur Fehler.«
»Kannst du die etwa einfach so abstellen? Wenn du wirklich nichts fühlst, wie machst du das?«
Reggie beugte sich noch näher an ihn heran, und ihre hübschen Augen wurden groß und ihr Lächeln verführerisch. »Das will ich dir sagen. Jedes Mal, wenn Huber mir an den Arsch gepackt hat, habe ich mir vorgestellt, das seiest du, Dom, der mich da begrapscht. So habe ich das durchgestanden.« Sie hob den Keks an den Mund und leckte mit der Zungenspitze darüber.
Dominic blinzelte. Er war verwirrt und lief rot an.
Reggie lachte. »Das war ein Witz, Dom. Whit hat mir geraten, mal ein wenig lockerer zu werden, und das habe ich mir zu Herzen genommen. Aber ernsthaft … Wenn er an mir herumgefingert hat, dann hat er in Wirklichkeit nicht mich, sondern Barbara begrapscht, sein deutsches Dummchen. Ich musste diese Rolle spielen, um ihn zur Strecke zu bringen. Ein Schritt nach dem anderen. Es war nur eine Rolle. So habe ich das durchgestanden. Wenn ich mich meinen Gefühlen ergebe und die Kontrolle verliere, dann kommt das Monster davon. Das ist die beste Motivation, nüchtern
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