Doppelspiel
»Ich habe einen Plan«, sagte er. »Einen gut durchdachten Plan. Aber ich kann diesen Plan jederzeit ändern.« Er spannte den Hahn.
Doch bevor er abdrücken konnte, legte sich eine Hand auf seinen Arm. »Bitte«, flehte Katie James. »Bitte, nicht.«
Kuchin schaute sie an und dann wieder zu Shaw. »Ich habe dir versprochen, wenn ihr meine Anweisungen buchstabengetreu befolgt, würde ich sie unversehrt wieder freilassen.«
»Und ich nehme Sie beim Wort«, sagte Shaw.
»Eine seltsame Bemerkung, wenn ich eine Waffe an dein Hirn drücke.«
»Beim Grab Ihrer Mutter? Dass ich in Ihrem Penthouse war, ändert nichts daran.«
Kuchin zögerte einen Augenblick, doch schließlich nahm er die Waffe wieder herunter. Er deutete auf Katie. »Sie wird hierbleiben. Ihr vier geht raus.« Er zeigte zum Fenster und in die Dunkelheit.
»Sie haben sich verrechnet«, sagte Shaw. »Wir sind nur noch zu dritt.«
»Du missverstehst mich. Deshalb habe ich ihn ja umgebracht. Ich wollte nur vier von euch, und er war das fünfte Rad am Wagen.«
Shaw starrte ihn verwirrt an. Kuchin schnippte mit den Fingern. Einer seiner Männer brachte einen gelben Overall und Sneakers. Kuchin nahm sie und drehte sich zu Alan Rice um.
»Alan, bitte ziehen Sie das an.«
Rice wich einen Schritt zurück. Sein Gesicht wurde zuerst rot, dann weiß, als er verstand, was sein Boss damit meinte.
»Evan?«
Kuchin warf Rice den Overall und die Schuhe zu. Den Overall fing Rice, doch die Schuhe fielen zu Boden.
»Evan?«, sagte er erneut, und er geriet ins Wanken. Seine Lippen zitterten.
»Du hättest in der Krypta besser zielen sollen, Alan.« Er berührte ihn am Ohr. »Aber es war sehr knapp. Es hat mir sogar ein wenig von meiner Haut angesengt.«
»Aber das war ein Unfall. Ich habe auf ihn gezielt.« Er deutete auf den toten Dominic. »Ich habe ihn angeschossen.«
»Dass du ihn angeschossen hast, war der Unfall. Mich zu verfehlen war eine unverzeihliche Sünde.«
»Ich … Ich bin nicht so gut mit Waffen. Das wissen Sie.«
»Du nimmst seit sechs Monaten Schießunterricht. Pascal ist dir auf meinen Befehl hin gefolgt. Und dass du etwas von Waffen verstehst, hast du selbst verraten. Dein Fehler war nur zu glauben, dass wenn du eine Papierscheibe auf fünfundzwanzig Yards treffen kannst, du auch einen Mann inmitten eines Gefechts auf zwanzig Yards treffen könntest. Konntest du aber nicht. Deshalb lebe ich noch.«
»Da irren Sie sich, Evan. Ich habe den Unterricht genommen, damit ich Sie nicht enttäusche, wenn es drauf ankommt. Sie haben mir das Leben gerettet.«
»Und ich habe dir gesagt, dass ich das Geschäft im Auge behalten würde.«
Rice erwachte zu neuem Leben. »Aber ich habe nicht ein einziges Mal gegen Ihre Interessen gehandelt. Alles, was ich getan habe, hält jeder Überprüfung stand.«
»Ja, jeder Cent ist genau da, wo er sein sollte.«
»Dann verstehe ich nicht, worum es hier geht.«
»Die Frachtkosten sind nicht gestiegen, Alan. Tatsächlich sind die Treibstoffkosten im Vergleich zum Vorjahr sogar um sechzig Prozent gesunken. Wir mussten zwar ein wenig suchen, aber schließlich haben wir das Konto gefunden, auf dem die ›Treibstoffkosten‹ gelandet sind.«
»Nein, da irren Sie sich. Die Kosten sind gestiegen, weil die Lieferungen auf zwei Schiffe aufgeteilt werden mussten. Das habe ich Ihnen doch erklärt.«
»Aber sie sind nicht in zwei Schiffen gekommen, sondern in einem, und du hast die Treibstoffkosten einfach verdoppelt. Ich weiß das, weil dein Kollege an den Docks das gestanden hat, bevor Pascal ihm die Zunge herausgeschnitten hat. Und dann versuchst du auch noch, mich umzubringen, um das Geschäft ganz zu übernehmen.«
»Nein, Evan, nein, ich …«
»Zieh die Sachen an, Alan. Sofort. Oder ich jage dir an Ort und Stelle eine Kugel in den Kopf. Die Wahl liegt bei dir.«
Schluchzend zog Alan Rice die Sachen an. Dabei zitterte er so stark, dass Pascal ihm helfen musste.
Kuchin drehte sich wieder zu den anderen um. »Ihr bekommt eine Stunde Vorsprung. Ich würde euch raten, nicht in Richtung Meer zu rennen und ins Wasser zu springen. Das ist nämlich selbst im Sommer zehn Grad Celsius kalt.« Er deutete auf das Fenster zu seiner Linken. »Da geht’s lang. Aber vergesst nicht, dass das einmal ein Gletscher war. Es gibt viele Fjorde und Spalten, die tief genug sind, um darin auf ewig verloren zu gehen. Und auch Hänge fallen oft steil ab. Außerdem gibt es da noch Tiere, die euch nachts zu Leibe rücken werden.«
»Sie
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