Doppelspiel
dem, wegen dem sie gekommen waren.
Fedir Kuchin betrat den Raum. Er trug Jeans, ein Cordhemd und schwere Arbeitsstiefel. Er lächelte nicht triumphierend, und er sah auch nicht wütend aus. Tatsächlich war ihm überhaupt nichts anzusehen, und das machte Shaw nervöser, als wenn der Mann sich auf sie gestürzt hätte. Es bewies eiserne Selbstbeherrschung und deutete auf eine sorgfältige Planung hin. Aber was genau hatte er geplant?
Als Shaw die nächste Person sah, vergaß er Fedir Kuchin.
Eine geschunden aussehende Katie James lächelte ihn schwach an.
Kapitel dreiundneunzig
E gal, was sonst noch passiert , dachte Shaw, als er Katie anschaute, ich werde den Kerl umbringen .
»Bist du in Ordnung, Katie?«, fragte er, als sie sich anschickte, zu ihm zu gehen, doch Pascal versperrte ihr den Weg.
»Ja. Es tut mir leid.«
»Es tut dir leid? Ich bin der einzige Grund, warum du überhaupt hier bist, und …«
Die Explosion kam so unerwartet, dass Rice sich duckte und selbst Pascal unwillkürlich zusammenzuckte.
Eine Kugel war so dicht an Shaws Ohr vorbeigerast, dass es einem Wunder glich, dass er es noch hatte. Kuchin senkte die Waffe wieder und schaute erst zu Reggie und dann zu Shaw.
»Danke, dass Sie mir Ihre Aufmerksamkeit schenken«, sagte er. »Die Angelegenheit ist eigentlich recht simpel.« Er richtete die Waffe auf Katie. »Sie war der Köder, mit dem ich Sie hierhergelockt habe. Und jetzt sind Sie hier.« Er ließ seinen Blick über Whit und Dominic wandern. »Und gleich alle vier, einschließlich des Iren, der so begierig darauf war, mich in die Knochenkiste zu stopfen.«
»Darauf freue ich mich immer noch«, sagte Whit und brachte ein Grinsen zustande.
Kuchin drehte sich zu Reggie um und drückte ihr die Pistole an die Schläfe. »Und unsere liebreizende Janie, die mich so sorglos hat werden lassen. Du – ich darf doch ›Du‹ sagen, oder? – hast mich zwei Dinge gelehrt, von denen ich geglaubt habe, dass ich es nicht bin: alt und dumm.«
»Es war mir ein Vergnügen«, entgegnete Reggie und erwiderte seinen Blick. Die Waffe an ihrem Kopf schien sie nicht im Mindesten zu beeindrucken.
Als Nächstes drückte Kuchin ihr den Lauf auf die Stirn, und Shaw spannte unwillkürlich die Muskeln an. Doch Kuchin nahm die Waffe genauso schnell wieder weg. »Nein, so leicht wird das nicht«, sagte er. »Ihr habt mir euer kleines Ritual vorgeführt; jetzt bin ich dran.«
Kuchin richtete seine Aufmerksamkeit auf Dominic. »Und hier haben wir den Glücklichen. Den Mann, der einen aufgesetzten Schuss in den Kopf überlebt hat, weil mein treuer Diener Pascal mir eine ungeladene Waffe gegeben hat.«
Kuchin hob die Pistole und drückte sie Dominic auf die Stirn, wie er es auch schon bei Reggie gemacht hatte. Nur diesmal drückte er ab. Der Schädel des jungen Mannes explodierte förmlich, und Knochensplitter, Blut und Hirnmasse flogen durch den Raum.
»Dominic!«, kreischte Reggie, als Dominic mit weit aufgerissenen Augen zu Boden sank.
Whit setzte alles daran, Kuchin zu erreichen, doch gefesselt wie er war, fiel er nur unbeholfen nach vorne. Kuchin stellte ihm den Fuß auf den Kopf, als wäre er eine Kakerlake.
Shaw stand einfach nur da. Sein Blick zuckte von dem toten Dominic zu der in Tränen aufgelösten Reggie und von dort zu Katie.
Es tut mir leid , formte er mit seinen Lippen.
Ihr Blick sagte, dass sie ihn verstand, aber wie konnte sie? Wie konnte irgendjemand das verstehen?
Kuchin steckte die noch qualmende Waffe in sein Gürtelholster. Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht im Mindesten verändert. Ob er nun einem Mann den Schädel wegpustete oder über das Wetter redete, war ihm offenbar egal.
»Niemand hat zwei Mal so viel Glück«, sagte er. Er nahm den Fuß von Whits Gesicht und gab seinen Männern ein Zeichen. Zwei der Leibwächter zogen den Iren in die Höhe, während der Kuchin mit Flüchen eindeckte.
Als Whit endlich wieder verstummt war und zitternd auf die Leiche seines Freundes starrte, sagte Kuchin: »Ihr habt doch nicht ernsthaft etwas anderes erwartet, oder? Ihr wusstet, dass ihr sterben würdet, wenn ihr hierherkommt. Es wird nicht allzu kompliziert werden. Ich mag es einfach. Das habe ich immer schon.«
»Wie in dem Büro in Ihrem Penthouse?«, sagte Shaw. »Das war auch recht einfach. Ein Schreibtisch, Aktenschränke, ein Spind mit Ihrer alten Uniform. Und natürlich Ihr kleines Filmarchiv.«
Kuchin drehte sich zu ihm um, zog die Waffe und drückte sie Shaw auf die Stirn.
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