Doppelspiel
vollkommen Fremden.«
»Das sehe ich ähnlich. Vor allem sollten Sie nicht einfach so herausposaunen, wie reich Sie sind. Es gibt genug übles Gesindel, das daraus einen Vorteil ziehen könnte.«
Sie schaute zerknirscht drein. »Ich nehme an, da haben Sie wohl recht.«
»Wie kommt es eigentlich, dass Sie allein hier sind? Haben Sie keine Freunde, die Sie auf Ihren Reisen begleiten könnten? Sie reisen doch sicherlich erster Klasse.«
»Freunde haben Jobs. Das ist der Nachteil, wenn man selbst nicht arbeiten muss, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
»Ich denke, die meisten Leute würden nur allzu gerne mit Ihnen tauschen«, bemerkte Shaw in freundlichem Ton.
»Nun … Wir könnten ja ein bisschen zusammen rumhängen.«
»Sie kennen mich doch noch nicht einmal.«
»Wieso? Tue ich doch. Sie sind … äh …«
»Bill«, half Shaw ihr.
Spielerisch schlug sie ihm auf den Arm. »Aus D. C. Ein ehemaliger Lobbyist, geschieden und mit zwei wunderbaren Teenagern. Sehen Sie? Mein Gedächtnis ist gar nicht so schlecht.«
»Okay, Jane …«
»Janie für meine Freunde. Und was halten Sie vom Du?«
»Also schön … Janie … Aber ich rate dir, es mit Fremden ein wenig langsamer angehen zu lassen.«
Verlegen sagte sie: »Ich bin fast dreißig. Da sollte man meinen, ich hätte diese Lektion inzwischen gelernt.«
»Manche Leute lernen das nie.«
»Wo hast du so gut Französisch gelernt?«
»Woher willst du wissen, dass mein Französisch wirklich so gut ist? Die paar Worte, die ich mit dir gewechselt habe, haben geradeso gereicht, um mir einen Job bei der UNO zu verschaffen. Dein Französisch klang aber ziemlich echt. Wo hast du das gelernt?«
»Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich einen sechsmonatigen Intensivkurs belegt. Es ist schon fantastisch, wie viel Zeit man am Tag hat, wenn man nicht arbeiten muss.«
Shaw hob sein Weinglas und stieß mit ihr an. »Ich freue mich jetzt schon darauf herauszufinden, wie das ist.«
Ihre Bestellung kam, und sie unterhielten sich beim Essen weiter. Schließlich teilten sie sich die Rechnung und zahlten bar. Anschließend spazierten sie gemeinsam durch die Straßen. Die meisten Geschäfte waren um diese Zeit bereits geschlossen, doch die Luft war angenehm, und viele Leute spazierten noch ein wenig umher, und aus einer Bar im Stadtzentrum drang Musik.
Janie schaute an Shaw hinauf. »Wie groß bist du eigentlich?«
»Ungefähr sechs Fuß sechs.«
»Du musst der größte Lobbyist in D. C. gewesen sein.«
»Oh, nein. Dort treiben sich auch einige ehemalige NBA-Profis rum, die mit ihrem Starruhm gut Kasse machen. Einer von denen ist sieben Fuß groß. Der arme Kerl muss sich ducken, wenn er durch die Tür in die Senatskantine will.«
»So«, sagte Janie, »ich muss da runter.«
Shaw deutete über seine Schulter zurück. »Ich da.«
»Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.«
»Die Stadt ist klein. Also stehen die Chancen gar nicht mal so schlecht.«
Sie lächelte. »Nächstes Mal werde ich auch wesentlich zurückhaltender sein.«
Shaw erwiderte das Lächeln. »Und ich weniger kritisch.«
Reggie Campion kehrte sofort in ihre Villa zurück und tätigte einen Anruf. Sie erzählte Professor Mallory von ihrem Treffen mit Bill und beschrieb ihm den Mann in allen Einzelheiten. »Finden Sie so viel über ihn heraus, wie Sie können. Er hatte so etwas an sich.«
»Alles klar, Regina. Aber vielleicht ist alles ja ganz harmlos.«
»Vielleicht aber auch nicht. Ich vertraue meinen Instinkten. Gibt es was Neues zu Waller?«
»Es läuft alles nach Plan.«
»Schön zu hören. Aber sind Sie wirklich sicher, dass mein Cover perfekt ist?«
»Das besteht schon seit Längerem. Einer unserer Wohltäter besitzt eine Technologiefirma mit Topprogrammierern und Zugriff auf zahlreiche bedeutende Datenbanken. Er hat uns den entsprechenden Zugang verschafft, damit wir tun können, was wir tun müssen. Egal wo und wie jemand Ihr Alias überprüfen will, er wird immer alles finden. Geburtsurkunde, Sozialversicherungsnummer, Konten, Ausbildung, akademische Abschlüsse und die Geschichte der Eltern … oh … Gefällt Ihnen eigentlich Ihre Facebookseite?«
»Wunderbar. Was für nette Freunde ich habe. Und ich muss sagen, Professor, dass Sie offenbar mehr über Computer wissen, als Sie bisweilen durchscheinen lassen.«
»Nein, nein, ich bin ein alter Sack. Ich gebe nur wieder, was andere mir erzählen.«
»Wenn Sie das sagen.«
»Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher