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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ihn entdecken könnte. Und selbst wenn Wallers Männer ebenfalls Nachtsichtgeräte haben sollten, Shaw spähte durch einen schmalen Spalt zwischen zwei Felsen hindurch. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn hier entdeckten, tendierte gen null.
    Wallers Bewegungen waren gelassen. Er telefonierte gerade mit dem Handy. Ein paar Minuten vergingen, und Shaw wollte die Beobachtung gerade einstellen, als er Reggie im Bikini auf die Terrasse treten sah, in der Hand ein Handtuch.
    »Oh, jetzt komm aber«, murmelte Shaw vor sich hin. »Du weißt doch, dass der Perversling dich ausspioniert hat.«
    Als hätte er gehört, dass Reggie herausgekommen war, stand Waller auf und ging zu der Mauer, die die beiden Grundstücke voneinander trennte. Einer seiner Männer gesellte sich dort zu ihm und deutete auf Reggies Villa. Shaw zoomte näher ran. Das war derselbe Schläger, der Reggie schon letztens beobachtet hatte. Vermutlich berichtete er Waller gerade in allen delikaten Einzelheiten davon. Die Auflösung von Shaws Nachtsichtgerät war gut, aber nicht gut genug, um zu sehen, ob jemand lächelte. Allerdings war er auch ohne visuelle Bestätigung davon überzeugt, dass der Mann gerade über das ganze Gesicht grinste.
    Shaw zuckte unwillkürlich zusammen, als der Schläger sich vorbeugte und mit den Händen eine Räuberleiter machte. Einen Augenblick später wurde Waller in die Höhe gehoben und lugte über die Mauer. Reggie schwamm noch immer ihre Bahnen. Shaw hoffte, dass sie das weitermachen würde, bis die beiden Männer wieder im Haus verschwunden waren; doch seine Hoffnungen wurden zerstört, als sie wenige Schwimmzüge später aus dem Pool stieg und sich ihr Handtuch schnappte.
    Shaw blickte erneut zu Waller, der nach wie vor über die Mauer sah. Der Hurensohn sabberte vermutlich schon. Oder vielleicht überlegte er auch, ob die Frau als eine seiner Nutten taugte.
    Shaw schaute wieder zu ihr. Zieh dich bloß nicht aus, Janie. Bloß nicht .
    Jetzt sah es so aus, als hätte sie ihn gehört. Wenigstens ließ sie ihren Bikini an. Sie trocknete sich ab, wickelte sich das Handtuch um und kehrte wieder ins Haus zurück. Niemand von denen, die sie beobachteten, konnte den kleinen, wasserdichten Knopf in ihrem Ohr sehen, über den sie Informationen von Dominic erhielt, denn Shaw war nicht der Einzige oben auf der Klippe, der alles beobachtete.
    Waller stieg rasch wieder von seinem Aussichtspunkt herunter, und die beiden Männer gingen ins Haus. Shaw verließ seinen Spähposten und machte sich auf den Weg zum Hotel. Er schwitzte unter den Armen, obwohl die Nacht kühl war. In seinem Zimmer angekommen rief er Frank an und erzählte ihm, was er gerade gesehen hatte. Sein Boss war nicht annähernd so besorgt wie er.
    »Die Braut ist mir egal«, erklärte Frank unverhohlen. »Mich interessiert nur, dass Waller pünktlich nach Les Baux fährt.« Und mehrdeutig fügte er hinzu: »Und das sollte auch besser alles sein, was dich interessiert, Shaw.«
    Shaw legte auf. Er machte diesen Job schon ewig. Er war ein Profi. Das einzige Mal, als er wirklich die Kontrolle über eine Mission verloren hatte, hatte er sich mehr Sorgen über etwas anderes gemacht … über jemand anderen.

Kapitel einunddreißig
    R eggie trug ihr Sommerkleid, Sandalen und ein hellblaues Band im Haar. Sie schloss die Tür zu ihrer Villa auf, ging raus und wäre fast gegen ihn gelaufen. Sie schaute an dem Mann hinauf und musste feststellen, dass er in echt noch weit bedrohlicher aussah als auf den alten Fotos. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes kurzärmeliges Hemd, das seine schlanke Hüfte betonte. Er mochte ja schon über sechzig sein, doch er hatte noch die Muskeln eines Jüngeren. Seine Schultern waren breit, die Arme sehnig und seine Schenkel hart unter dem schwarzen Stoff. Und doch waren es vor allem seine Augen, die Reggies Aufmerksamkeit erregten.
    Reggie hatte schon vielen Massenmördern in die Augen geschaut, doch Fedir Kuchins waren noch einmal eine ganz andere Kategorie. Sie schienen in der Lage zu sein, tief in Reggies Seele zu schauen und ihr jedes noch so kleine Geheimnis zu entreißen. Im Vergleich zu ihm waren all die Altnazis nur verängstigte Kinder gewesen.
    Er streckte die Hand aus. »Wir sind offenbar Nachbarn«, sagte er. »Evan Waller.«
    Seinen ukrainischen Akzent hatte er nach all den Jahren abgelegt. Er klang voll und ganz wie ein Kanadier.
    Reggie schüttelte ihm die Hand. »Jane Collins.«
    Er war ihr unangenehm nah. Zwar war er gut vier

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