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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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offenbar keine Zeit verschwendet .
    Shaw folgte ihnen unauffällig. Immer wieder musste er sich hinter einem Marktstand oder einem Passanten verstecken, wann immer sich jemand aus der kleinen Gruppe umdrehte. Das war einige der wenigen Situationen, wo seine Größe ein echter Nachteil war. Er duckte sich hinter einen Stand, wo alte Grammophone und T-Shirts verkauft wurden, und schaute sich Evan Waller einmal genauer an. Er war beeindruckt, sowohl von der offensichtlichen Fitness des Mannes als auch von seiner selbstbewussten Ausstrahlung. Offenkundig unterhielt er seine Begleiterin mit amüsanten Anekdoten, und aus irgendeinem Grund zog sich Shaw jedes Mal der Magen zusammen, wann immer er Janie über eine Bemerkung des Mannes lachen sah.
    Kurz glaubte Shaw, Waller blicke in seine Richtung, als er vor einem Stand mit Lederjacken stand, doch dann drehte der Mann sich wieder um und führte seine Begleitung in eine andere Richtung. Shaw beobachtete, wie Waller Janie eine handgearbeitete Halskette kaufte, sie ihr um den Hals legte und dabei leicht ihre Haut berührte. Zwanzig Minuten später war der Einkaufskorb voll, und gefolgt von den stummen Leibwächtern kehrte das Paar zu seinen Villen zurück. Shaw versuchte, das Beobachtete kurz zu analysieren, kam jedoch zu keinem Ergebnis.
    Er lief in sein Hotel zurück und rief Frank an.
    »Die Frau spielt mit dem Feuer und könnte sich die Finger verbrennen«, sagte Shaw. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, sie vor dem Kerl zu beschützen.«
    »Langsam, Shaw, langsam! Ich dachte, wir hätten das schon diskutiert. Wir haben dich nicht in die Provence geschickt, um irgendeine reiche Braut aus den Staaten zu beschützen. Du sollst dir Waller schnappen. Das ist alles.«
    »Wir können doch nicht zulassen, dass dieser Kerl …«
    »Dass dieser Kerl was? Dass er sie sich nimmt?« Frank lachte leise. »Himmel, du bist wirklich ein hartes Stück Arbeit.«
    Shaw setzte sich aufs Bett und rieb Daumen und Zeigefinger so hart, dass ein Quietschen zu hören war. »Er könnte sie töten oder entführen und sie zur Prostitution zwingen.«
    »Ja, klar. Er schnappt sich ja immer reiche, junge Amerikanerinnen, deren Verschwinden groß angelegte Ermittlungen nach sich ziehen würde. Außerdem hat er in seiner Branche Zugriff auf so viele vierzehn Jahre alte Waisen aus Asien, wie er haben will. Der Mann ist im Urlaub, und er hat herausgefunden, dass nebenan eine hübsche Frau wohnt, die nackt zu schwimmen pflegt. Vermutlich will er nur mit ihr in die Kiste.«
    »Und das stört dich nicht?«
    »Das geht mich nichts an. Siehst du das etwa anders?«
    Shaw zögerte. Er war sich nicht sicher, wie er das sah. Nein, vielleicht störte es ihn ja wirklich, doch er hatte Angst, das auszusprechen – jedenfalls Frank gegenüber.
    »Was, wenn sie die Operation gefährdet?«
    »Wie das denn?«
    »Ich weiß nicht. Aber wie wäre es, wenn wir das Ganze einfach abblasen?«
    »Bist du verrückt?«, bellte Frank. »Wenn wir ihn uns jetzt nicht schnappen, wird sich vermutlich keine Gelegenheit mehr dazu bieten, bevor über London oder New York ein Atompilz in den Himmel steigt. Jetzt konzentrier dich gefälligst auf die Operation, Shaw, und vergiss das andere.«
    Shaw legte auf und stöhnte leise. Wenn das hier vorbei war, würde er nie, nie wieder nach Frankreich zurückkehren.

Kapitel dreiunddreißig
    R eggie beugte sich vor, um eine Biene auf einer Lavendelblüte zu fotografieren. Dann richtete sie sich wieder auf, steckte die Kamera in die Tasche ihrer weißen Jeans und ging auf die Abbaye de Sénanque zu. Das Kloster war im 12. Jahrhundert von Zisterziensermönchen gegründet worden und lag gut dreißig Kilometer von Gordes entfernt. Man gelangte nur über eine Serpentinenstraße durch die Berge dorthin, die angeblich zweispurig war, tatsächlich aber nur Platz für ein Auto bot.
    Reggie ging zu dem alten Gebäude, wo Männer über Jahrhunderte hinweg die Komplexität ihres Glaubens studiert hatten. Jetzt gab es dort eine Kapelle, einen Buch- und Geschenkladen sowie viel Platz für die unterschiedlichsten Events. Aber es lebten auch noch Mönche hier, die die verschiedensten Dinge produzierten, einschließlich Honig und Likör. Das Gelände war von den Lavendelfeldern bedeckt, für die die Provence berühmt war; allerdings hatte Reggie auf dem Weg hierher ebenso beeindruckende Felder voller Sonnenblumen gesehen. Doch sie war nicht wegen der Schönheit von Abtei und Landschaft hier, sondern für ein

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