Doppelspiel
arbeitet er für mich, und wie ich sehe, sind Sie einfach nur eine wunderbare, junge Frau, in deren Gegenwart ich mich ausgesprochen sicher fühle.«
Ich freue mich schon darauf, dir das Gegenteil zu beweisen, Fedir , dachte Reggie.
»Und wenn ich richtig verstanden habe, waren Sie gestern Abend in Begleitung eines Mannes, korrekt? Bitte, sagen Sie mir, dass das nur ein flüchtiger Bekannter war, damit ich weiter hoffen kann, Sie dann und wann mal zu sehen.«
»Ich habe ihn gerade erst kennengelernt.«
»Wunderbar. Dann gibt es also keinen Ehemann oder einen langjährigen Freund?«
»Nein.« Reggie schaute mit verspielter Verwirrtheit zu ihm hinauf.
Und Kuchin schien ihren Blick genauso zu deuten, wie sie beabsichtigt hatte. »Nein, nein. Ich bin zwar Single, aber meine Kinder sind in Ihrem Alter, meine Liebe. Bitte, zeigen Sie ein wenig Nachsicht mit einem alten Mann, der nur die unschuldige Gesellschaft einer schönen, jungen Frau sucht, nicht mehr.«
Spielerisch erwiderte Reggie: »So alt sehen Sie gar nicht aus.«
»Und damit haben Sie mir gerade den Tag gerettet.« Er lächelte.
»Und Sie sind sich wirklich sicher, dass Sie nicht mehr wollen?«
»Sie spielen mit mir, nicht wahr?«
»Ein wenig vielleicht.«
»Gut. Das ist ein guter erster Schritt. Waren Sie schon mal in der Provence?«
»Einmal.«
»Ich war schon oft hier. Wenn Sie es mir gestatten, würde ich Ihnen gerne einige der schönsten Orte in der Gegend hier zeigen. Das Palais des Papes zum Beispiel, den Papstpalast in Avignon, oder den Pont du Gard, eines der schönsten römischen Aquädukte in Frankreich, oder die Goyaausstellung in Les Baux-de-Provence, die Schönheit von Roussillon und die Weinberge im Norden. Tatsächlich kenne ich ein Café in Gigondas, wo allein das Gebäck die Reise wert ist.«
»Meine Güte! Sie verschwenden wirklich keine Zeit, Mr Waller.«
»Warum sollte man Zeit verschwenden, wenn man stattdessen leben kann? Und zu leben ist sehr wichtig für mich. Ich mache immer weiter und weiter, denn ich weiß, dass eines Tages alles vorbei sein wird. Und egal, wie viel Geld man hat, wie viele Häuser oder Autos, all das ist ohne Bedeutung, wenn man seinen letzten Atemzug macht. Und bitte … Ich heiße Evan. Es ist mir peinlich, wenn Sie ständig meinen Nachnamen verwenden.«
»Nun denn, Evan , lassen Sie uns mit dem Markt beginnen und dann weitersehen. Wie klingt das?«
»Vollkommen logisch.« Er drückte Reggies Arm auf eine Art, die sein ›Nicht mehr‹ Lügen strafte. »Auf zum Markt.«
Jetzt verstand Reggie, was der Professor damit gemeint hatte, als er vom Charme des Mannes gesprochen hatte. Hätte sie Kuchins Vergangenheit nicht gekannt, sie wäre fasziniert von ihm gewesen und hätte sich von seinem Charme bezaubern lassen. Doch sie kannte seine Vergangenheit, und das machte sie gegen seinen Charme immun … Und von da war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Eliminierung des Mannes.
Kapitel zweiunddreißig
S haw suchte sich einen Weg durch die Menschenmassen, die sich bereits auf dem Markt versammelt hatten. Da waren Hunderte von Händlern, einige nur mit ein paar Körben, die sie aus den Kofferräumen ihrer Autos holten und auf klapperige Tische stellten, während andere ihre Waren an großen Ständen und professionell aufgereiht präsentierten. Shaw war schon seit einer Stunde hier und hatte die Zeit totgeschlagen. Er hatte zwei Tassen Kaffee getrunken, ein Mandelcroissant gegessen, und nun spazierte er gerade eine lange, schmale Straße hinunter, wo immer noch neue Händler eintrafen, als sie ihm entgegenkamen.
Instinktiv ging Shaw hinter einem Stand mit Baumwollkleidern und Damenhüten in Deckung. Er hockte sich hin und tat so, als wolle er sich ein paar Lederstiefel ansehen, doch in Wahrheit war sein Blick hinter der Sonnenbrille fest auf die zwei Leute gerichtet.
Janie Collins und Evan Waller schlenderten Arm in Arm links von ihm die Straße hinunter. Janie hatte einen Korb in der Hand, und Shaw sah, dass sie bereits ein paar Sachen gekauft hatte. Zwei Schritte hinter ihnen folgten die Leibwächter. Einer von ihnen war der kleine, drahtige Typ von gestern Abend; der andere war wesentlich größer und schwerer. Shaw ließ seinen Blick über die angrenzenden Straßen, die Türen und sogar die Dächer schweifen, um zu sehen, ob noch andere Schläger in der Nähe waren. Er sah jedoch niemanden, und das hätte er, wenn sie da gewesen wären.
Was zum Teufel macht sie da mit ihm? Der Kerl hatte
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