Doppelspiel
denn?«
Sie lächelte. »Ich glaube, er wollte wissen, ob du eine ernsthafte Konkurrenz für ihn bist.«
»Und was hast du ihm geantwortet?«
»Dass ich dich kaum kennen würde, und das stimmt ja auch.«
»Ihn kennst du auch nicht«, wandte Shaw ein.
»Er scheint mir aber recht nett zu sein. Ich meine, er ist natürlich viel zu alt für mich.« Sie schlug Shaw spielerisch auf den Arm. »Er ist sogar noch älter als du.«
»Aus irgendeinem Grund glaube ich, dass der Altersunterschied für so jemanden nicht wirklich eine Rolle spielt.«
»Und ich denke, das ist meine Entscheidung, nicht seine. Wenn ich ihm sage, bis hierhin und nicht weiter, dann wird er sich daran halten; dessen bin ich sicher.«
»Er sieht mir nicht gerade wie jemand aus, der ein Nein als Antwort akzeptiert.«
»Du kennst ihn doch gar nicht. Du hast ja noch nicht einmal ein Wort mit ihm gewechselt.«
»Hat er dir erzählt, womit er seinen Lebensunterhalt verdient?«
»Er ist Geschäftsmann.«
»Das kann vieles bedeuten.«
»Ich bin sicher, es wird nichts passieren. Ich meine, das ist die Provence. Was will er da schon machen?«
Shaw wandte sich rasch ab. Das Blut pochte in seinen Schläfen.
»Alles okay mit dir?«, fragte Reggie.
»Das Dinner ist mir nicht bekommen.«
»Möchtest du in dein Zimmer zurück? Ich kann auch allein zu meiner Villa.«
»Nein, nein, ich begleite dich.«
Sie nahmen die Abkürzung und trafen ein paar Minuten später an Reggies Villa ein. »Sieht aus, als wäre dein Freund für heute ausgeflogen«, bemerkte Shaw und schaute zu den leeren Parkbuchten vor Wallers Villa.
»Er ist nach dem Essen recht schnell gegangen«, sagte Reggie. »Er hat gesagt, er habe noch etwas Geschäftliches zu erledigen.«
»Er hat wohl viel zu tun.«
Reggies nächste Worte jagten Shaw einen kalten Schauder über den Rücken. »Er will nach Les Baux, um sich dort die Goya-Ausstellung anzusehen, und er hat gefragt, ob ich ihn begleite.«
»Und was hast du geantwortet?«, fragte Shaw ein wenig zu scharf.
Reggie starrte ihn erstaunt an. »Ich habe ihm gesagt, dass ich darüber nachdenken werde.«
Shaw überlegte rasch; dann sprudelte es nur so aus ihm raus: »Du musst das nicht tun.«
»Warum nicht?«
»Weil du mit mir nach Les Baux fahren wirst. Morgen. Ich wollte mir die Ausstellung auch ansehen und hatte mir sowieso schon vorgenommen, dich zu fragen.«
»Wirklich?«, fragte Reggie misstrauisch.
»Wir können einen Tagesausflug daraus machen und in Saint-Rémy was essen. Was hältst du davon?«
»Warum machst du das?«, erwiderte Reggie. »Ist das für dich auch ein Wettbewerb? Ich bin keine Trophäe, die man einfach so gewinnen kann.«
»Das weiß ich doch, Janie. Und wenn du lieber mit ihm fahren willst, dann habe ich vollstes Verständnis dafür. Es ist nur …«
»Nur was?«
»Ich will einfach nur ein wenig Zeit mit dir verbringen. Das ist alles.«
Reggies Gesicht entspannte sich wieder, und sie streichelte Shaw den Arm. »Wie kann ich da Nein sagen, wenn du mich so nett fragst?« Sie lächelte. »Wir haben also eine Verabredung, doch eine Frage bleibt da noch: Vespa oder Auto?«
»Für die Vespa ist das ein wenig weit; also sollten wir besser deinen Renault nehmen. Sagen wir um neun? Ich komme runter zu dir.«
»Lass mich raufkommen und dich abholen.«
Shaw schaute sie neugierig an.
»Ich halte das schlicht für einfacher. Von da sind wir sofort auf der Hauptstraße.«
»Und Waller wird nichts davon erfahren, meinst du?«
»Stimmt.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Da bin ich mir sicher, Bill.« Sie hielt kurz inne. »Ich aber auch.«
Kapitel siebenunddreißig
W aller klebte ein dünnes Kabel in Abdul-Majeeds Nacken. Dann verband er das Kabel mit einem kleinen, batteriebetriebenen Monitor und schaltete ihn ein.
»Was ist das?«, fragte Abdul-Majeed nervös.
»Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Damit messe ich nur deinen Puls. Ich habe hier nicht genug Strom, um die Wahrheit aus dir herauszugrillen, mein muslimischer Freund; aber es gibt andere Methoden.« Waller legte ein Band um den Arm des Mannes und verband auch das mit dem Monitor. »Und damit wird natürlich der Blutdruck gemessen.«
»Wofür brauchst du das?«
»Ich will sicherstellen, dass ich dich nicht versehentlich umbringe.«
Abdul-Majeed verspannte sich und begann, leise zu singen.
»Dein Gott ist also groß, ja, Abdul-Majeed?«, sagte Waller, der die Worte nur allzu gut verstand. »Nun, gleich werden wir ja
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