Doppelspiel
sehen, inwieweit das stimmt.«
Abdul-Majeed erwiderte nichts darauf, sondern sang weiter. Waller prüfte die Anzeigen auf dem Schirm. »Dein Puls ist bereits bei achtundneunzig, und dein Blutdruck ist leicht erhöht. Dabei habe ich noch nicht einmal angefangen. Du musst dich entspannen. Beruhige dich, mein Freund.«
»Du wirst mich nicht brechen!«, verkündete der Gefangene trotzig.
Waller holte Klebeband aus seinem Koffer und klebte damit Stirn, Kinn und Schultern des Mannes an den hochkant stehenden Tisch, sodass Abdul-Majeed sich keinen Zoll mehr rühren konnte.
»Weißt du, warum ich das tue?«, fragte Waller. »Damit soll verhindert werden, dass du mit dem Kopf gegen die Tischplatte schlägst, um dich selbst k.o. zu schlagen und so dem Schmerz zu entgehen. Ich habe sogar schon gesehen, dass Männer sich selbst den Schädel eingeschlagen haben. Dieser Fehler wird mir nicht noch einmal passieren. Folter funktioniert nicht, wenn das Opfer den Schmerz nicht spürt.« Waller holte weitere Gegenstände aus seinem Koffer, steckte einen davon in seine Tasche und trat wieder an den Tisch. »Es heißt, der Schmerz eines einzigen Nierensteins, der durch den Körper wandert, sei sogar größer als der einer Geburt. Natürlich habe ich noch kein Kind auf die Welt gebracht, aber ich hatte schon einmal Nierensteine, und der Schmerz ist fürchterlich.« Er zog sich Latexhandschuhe an, schaute auf Abdul-Majeeds Geschlecht und hielt dann ein schmales, acht Zoll langes Glasröhrchen in die Höhe.
»Das hier sind sozusagen meine Nierensteine. Und jetzt … Atme tief durch, und entspann dich.«
Doch stattdessen beschleunigte sich der Atem des Mannes noch, und er blies die Wangen auf. »Du wirst mich nicht brechen!«, schrie er immer und immer wieder.
Systematisch führte Waller das Glasröhrchen in den Penis des Mannes ein und klopfte es mit einem kleinen Gummihammer fest. Abdul-Majeed schrie vor Schmerz.
»Das ist eigentlich nur ein Katheter«, erklärte Waller. »Der schmerzhafte Teil kommt jetzt erst.«
Er holte eine Kombizange aus seinem Koffer und schaute den Gefangenen an. »Ich brauche nur ein paar Namen.«
»Fahr zur Hölle!«, kreischte Abdul.
»Natürlich. Wie originell von dir.« Waller setzte die Zange präzise an und drückte zu, sodass das Glas in seinem Gefangenen zerbarst.
Diesmal war der Schrei noch lauter als zuvor. Wallers Männer, die draußen vor der Tür warteten, schauten einander an und wichen dann nervös einen Schritt zurück. Nur Pascal blieb, wo er war.
»Du blutest an einer Stelle, die dir ganz bestimmt nicht gefällt, Abdul«, sagte Waller und begutachtete seine Arbeit.
Zur Antwort bekam er eine Flut von Schreien in der Muttersprache des Mannes zu hören.
»Jaja«, sagte Waller, »aber meine Eltern sind schon lange tot. Vielen Dank auch.«
Tränen rannen über Abdul-Majeeds gequältes Gesicht, und an seinem gefesselten Hals traten die Sehnen hervor. So groß war seine Not, dass er in der Tat versucht hätte, sich den Schädel am Tisch einzuschlagen, hätte Waller ihn nicht festgeklebt.
Waller fuhr ruhig fort: »Bei der katastrophalen Invasion der Sowjets in dein Land habe ich ein wenig Paschtu und Dari gelernt. Es sind schwere Sprachen, aber nicht so schwer wie Englisch, das so viele Ausnahmen hat, dass kaum noch Regeln existieren.« Er schaute auf den Monitor. »Dein Puls liegt bei einhundertneununddreißig. Das habe ich schon höher gesehen. Tatsächlich erreiche ich beim Laufen manchmal über einhundertvierzig, und ich bin dreiundsechzig. Du bist ein junger Mann; das ist nichts. Dein Blutdruck liegt allerdings bei einhundertfünfzig zu neunzig. Das ist in der Tat ein wenig hoch. Nun denn, schau’n wir mal.«
Waller setzte die Zange ein wenig höher an, und das Becken des Muslim zuckte nach oben, als er wieder vor Schmerzen schrie.
»Puls bei einhundertsiebenundfünfzig. Okay, jetzt habe ich wohl deine Aufmerksamkeit. Wir haben gerade über Namen gesprochen.«
Abdul-Majeed keuchte: »Du … Du wirst mich doch ohnehin töten, sobald ich es dir gesagt habe.«
»Nun, das nenne ich doch mal einen Fortschritt. Das ist gut. Das ist schon fast ein echtes Verhandlungsgespräch. Aber jetzt mal ehrlich: Willst du wirklich, dass ich dich einfach gehen lasse, wenn du mir alles erzählt hast? Würde ich das nämlich tun, dann könntest du die warnen, die mich verraten haben. Das ist ja wohl kaum einen Gedanken wert.«
»Dann sterbe ich also so oder so.«
»Das habe ich nicht
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