Doppelspiel
Wirkung nach wenigen Stunden nach, und dann wirst du natürlich verdammt viel spüren.«
»Bitte, bitte«, schluchzte Abdul-Majeed.
Waller lächelte ihn an. »Dann willst du also nicht gehäutet werden, ja? Nun denn … Hast du gewusst, dass ein Mann seine Eingeweide stundenlang in den eigenen Händen halten kann, wenn sie fachmännisch herausgeschnitten werden? Du denkst vermutlich, dann verblutet man doch, aber das stimmt nicht. Du wirst sicher an irgendetwas sterben, aber nicht an Blutverlust, denn ich weiß, was ich tue. Dabei habe ich mir angewöhnt, dem Delinquenten so viele Eingeweide wie möglich in den Mund zu stopfen. Vielleicht bin ich ja zu weich, aber es ist schon irgendwie übel, einen Sterbenden zu zwingen, seine eigenen Innereien festzuhalten. Du hast zwanzig Sekunden, mir zu sagen, was du vorziehst, sonst werde ich die Entscheidung für dich treffen. Und ich will dir nicht verschweigen, dass ich eher zum Häuten neige.«
Schließlich sagte Abdul-Majeed unter lautem Schluchzen: »Ich … Ich werde dir sagen, was … was du wissen willst.«
Waller lächelte. »Das nenne ich mal Ironie, denn ich will dir zuerst was sagen. Ich weiß, wer meine Ermordung befohlen hat. Tatsächlich sind sie schon tot. Dich habe ich mir bis zum Schluss aufgespart.«
»Warum hast du mir das dann angetan?«, kreischte der Gefangene.
»Weil ich es konnte. Außerdem darf man nicht aus der Übung kommen. Du hast gesagt, ich könne dich nicht brechen; aber ich habe es geschafft.« Wallers Stimme verlor den gelassenen Unterton. »Und wenn dich jemand schlägt, mein Freund, dann musst du zurückschlagen, sonst werden sie dich für schwach halten. Und ich bin vieles, aber mit Sicherheit nicht schwach.«
»Dann töte mich«, brüllte der entstellte Mann. »Bring es zu Ende.«
Waller ließ sich Zeit. Erst einmal räumte er seine Gerätschaften ordentlich wieder weg. »Du bist nicht wichtig genug für mich, als dass ich noch mehr Zeit mit dir verschwenden würde. Grüß Allah von mir. Und frag ihn, warum er dir nicht zu Hilfe gekommen ist. Vielleicht hatte er ja Besseres zu tun – genau wie ich.« Er hob noch einmal das Skalpell. »Was ich jetzt tun werde, ist ein Gnadenakt, Abdul-Majeed. Du wirst gleich verstehen warum.« Er zerschnitt das rechte Auge des Mannes und machte ihn so endgültig blind. »Es wäre wahrlich grausam, dich sehen zu lassen, was als Nächstes kommt.«
Die Schreckensschreie des Mannes folgten Waller aus dem Raum. Seine Männer nahmen Haltung an, als sie ihn aus der Hütte kommen sahen. Waller nickte. »Ich bin fertig.«
Pascal und ein weiterer Mann liefen zu einem SUV, der vor wenigen Minuten eingetroffen war. Sie öffneten die Heckklappe und holten zwei Tiere heraus: stämmige Pitbull-Terrier, die an lange Eisenstangen gefesselt waren. Lederne Maulkörbe schützten die Männer vor den gefährlichen Zähnen. Mithilfe der Stangen manövrierten die Männer die beiden Hunde zur Tür. Dann lösten sie die Drahtschlingen an den Stangen, rissen im selben Augenblick die Maulkörbe herunter und stießen die Tiere durch die Tür.
Als Waller in seinen Wagen stieg, waren das Knurren der angreifenden Hunde und Abdul-Majeeds Schreie deutlich über dem Lärm des Motors hinweg zu hören. Waller steckte sich den Kopfhörer ins Ohr und wählte einen fröhlichen Song auf seinem iPod. Seine Gedanken wanderten wieder zu der schönen jungen Frau, mit der er heute Abend gegessen hatte. Er freute sich schon darauf, sie wiederzusehen.
Bald.
Kapitel achtunddreißig
D ie Luft war kühl, aber seltsam schwer, und die Dunkelheit hier war vollkommener als alles, was Reggie je erlebt hatte. Nur alle paar Sekunden konnte sie kurz die Taschenlampe einschalten, um zu sehen, wo sie hinging. Zweimal stieß sie gegen einen harten Gegenstand, schürfte sich den Arm auf und stauchte sich den Zeh. Sie ging weiter nach unten, blieb aber immer wieder stehen und lauschte. Nachdem sie durch eine Tür gegangen war, wurde sie von irgendwas gepackt.
»Himmelherrgott noch mal!«
»Sch, sch, sch! Mit deinem Geschrei weckst du ja die Toten auf.«
Ein Licht fiel auf das Gesicht neben ihr. Whit grinste.
»Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, dich so an mich heranzuschleichen? Hätte ich eine Waffe dabeigehabt, ich hätte dich erschossen.«
Whit lenkte den Lichtstrahl wieder weg von seinem Gesicht. »Tut mir leid, Reg. Der Ort macht irgendwas mit einem.«
»Ist er wenigstens sauber ?«, verlangte Reggie in strengem Ton zu wissen, während
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