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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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waren beide da. Neben ihnen stand Timerion, Ellyns jüngerer Bruder, an der Seite ihres Vaters. Langes rabenschwarzes Haar flatterte um sein Gesicht. Und natürlich Linus, das Ungeheuer in Gestalt eines Elben. Der teuflische Elbenprinz, mit dem alles begonnen hatte und unter dessen Einfluss unsere Gegenüber standen. Ich war insgeheim froh, dass Ellyn sowohl Lia als auch Lemander das Mitkommen untersagt hatte. Auch ich hätte mir sehr gut vorstellen können, dieser schwierigen Szene fernzubleiben.
    »Deckard von Falkenberg«, blaffte Serion hasserfüllt, wenn auch nicht ohne Überraschung in der Stimme. »Das sieht dir ähnlich, du verräterischer Hund. Wegen dir hat das hier doch alles angefangen.«
    »Ich freue mich auch nicht, dich zu sehen, Serion«, presste ich voll bitterer Ironie zwischen den Zähnen hervor.«
    »Ruhe!«, zischte die Königin unwirsch und sowohl ich als auch ihr Vater hörten darauf.
    »Ihr wollt also verhandeln?«, eröffnete sie mit einer rhetorischen Frage die Runde.
    »Ja«, räumte Serion ein. »Es widerstrebt mir, gegen meine eigene Tochter ins Feld zu ziehen. Also muss ich die Gelegenheit nutzen, Bedingungen auszuhandeln.«
    Ein äußerst strenger Blick von Eklipto traf mich wie ein Peitschenhieb und ich hielt den Mund. Der Großmeister wusste genau, dass ich mich auf ein hässliches verbales Stelldichein mit Serion eingelassen hätte.
    »Bedingungen?«, fragte Ellyn ehrlich erstaunt und ich war beeindruckt von ihrer Selbstbeherrschung. »Ich sehe keinen Grund, zu verhandeln«, erklärte sie laut. »Die Fürstentümer von Gamar und Gramenfeld begehen einen unfassbaren Affront. Mit einer Streitmacht vor die Hauptstadt des Reiches zu ziehen, entbehrt jeglichen Respekts für das eine Eherne Reich, dem wir alle angehören.«
    »Unsinn«, schaltete Pelikor von Gramenfeld sich ein. »Respektlos ist, was hier in Anselieth geschieht. Mein Sohn wurde von ihm ermordet.«
    Mit dem Finger zeigte er auf mich. »Und seine Königin deckt ihn einfach so? Woher soll denn bitte dein Herrschaftsanspruch rühren, Ellyn von Gamar, wenn du es nicht einmal fertigbringst den überführten Mörder meines Sohnes zur Rechenschaft zu ziehen?«
    »Deckard hat Delan nicht umgebracht«, sagte Ellyn ruhig. »Warum um alles in der Welt hätte er das auch tun sollen?«
    »Um sich den Thron unter den Nagel zu reißen?«
    »Rede nicht so einen Unsinn, Pelikor! Ich sitze auf dem Ehernen Thron, niemand sonst. Und ihr wart es, die mich dazu bestimmt habt. Ihr habt mich im Konklave dazu gewählt.«
    Ihr Blick in die Runde war vernichtend und er verbreitete mehr Unsicherheit, als das gesamte Heer Bewaffneter am Horizont es in diesem Moment zu tun vermochte. »Und jetzt steht ihr mit einer Streitmacht vor meinen Toren, weil ich mich weigere, meine politischen Entscheidungen nach euren Interessen auszurichten? Ich werde Gamar nicht übervorteilen, nur weil ich von dort stamme. Ich werde Falkenberg in kein anderes Fürstentum eingliedern, nur weil seine politische Gleichberechtigung den anderen gegen den Strich geht. An Gramenfeld werde ich niemanden ausliefern, der des Mordes nicht überführt ist – zumal ihr bereits Amondo Lakarr getötet habt.«
    »Sie waren damals alle im selben Raum«, beteuerte Pelikor mit zornig geballter Faust. »Man hat Deckard und Amondo mit blutigen Händen und dem Dolch in der Hand gesehen.«
    »Und ich habe ein halbes Dutzend Zeugen, die gesehen haben, dass Delan von Gramenfelds tödliche Verletzungen durch grausame Magie beigefügt wurden und ihn niemand auch nur angerührt hat. Zufällig kurz bevor ausgerechnet mein Vater den Raum betrat, der Deckard von Falkenberg ohnehin nicht ausstehen kann? Das klingt doch auf unheimliche Weise nach einem ekelhaften Kalkül.
    Aussage steht gegen Aussage.
    Ich frage also noch mal: Welchen Sinn soll die Ermordung Delans gehabt haben, außer die Gemüter im Reich gegeneinander aufzuhetzen? Niemand der angeblich Beteiligten hatte einen Groll auf Delan oder hätte durch seinen Tod einen Vorteil erlangt. Im Gegenteil, der damalige Großmeister des Ordens der Steinernen Hand ist tot. Ein hoch angesehener Mann.«
    Ich bemerkte, wie sich Ellyns und Linus’ Blicke kreuzten. Der Elb zwinkerte ihr boshaft zu und ich sah die Hoffnung aus den Zügen meiner Königin weichen. Sie wusste, dass es egal war, was sie hier vorzutragen hatte. Die Entscheidung über das, was uns bevorstand, war schon vor Wochen gefällt worden.
    Ellyn schnaubte.
    »Also gut«, meinte sie

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