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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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auf das Lager von Gamar besiegelt das Schicksal der Harjenner.«
    »Das ist nicht richtig!«, rief Leonhrak voller Verzweiflung. »Es muss doch einen Weg geben.«
    »Und wenn sie wirklich den Weg um die Sümpfe herum nehmen würden?«, fragte ich besorgt.
    Eklipto schüttelte den Kopf. »Auch das wäre zu riskant. Gramenfeld und Gamar wissen bescheid, dass tatkräftige Unterstützung unterwegs ist und könnten unberechenbar darauf reagieren. Momentan begnügen sie sich damit, uns nach und nach zu dezimieren. Fjelding weiß genau wie ich, dass er Anselieths Untergang riskieren würde.«
    »Danebenstehen und zusehen könnte mein Vater niemals«, betonte Leonhrak. »Und riskieren, vor verschlossenen feindlichen Toren zu stehen, auch nicht.«
    Das war das Dilemma. Fjelding würde wohl handeln, sobald seine Truppen an Land und einsatzbereit waren. Draußen tobte die Schlacht um die Stadt. Und hier drinnen zerbrachen wir uns den Kopf, was zu tun war.
    »Was ist mit einem Ausfall?«, fragte ich also.
    »Einem Ausfall?«
    Lemander fasste meinen Gedanken sofort auf. »Das stimmt. Was wäre, wenn die gesamte Reserve Anselieths auf einmal gegen Gamar ausrücken würde? Die Ordensleute sind die fähigsten Krieger und Kriegerinnen im Reich. Was wäre, wenn wir Gamar überraschen und von zwei Seiten zugleich angreifen würden?«
    Eklipto wiegte den Kopf.
    »Wir würden alles auf eine Karte setzen«, knurrte er. »Und unser Blatt wäre selbst dann nicht einmal besonders gut. Auch wenn unsere Schlagkraft pro Kopf vielleicht höher ist als die unserer Gegner … Wie viele Männer und Frauen mögen für Serion kämpfen? Zehntausend? Zwölftausend? Den Tross nicht mitgerechnet, der zwar unorganisiert, aber zahlenmäßig nicht besonders klein sein dürfte. Und diese gewaltige Menschenzahl sollen wir mit tausend Ordensleuten von der einen Seite und höchstens zweitausend Harjennern von der anderen Seite angreifen? Das ist schon sehr gewagt.«
    »Aber es wäre eine Möglichkeit, die Insignien zusammenzuführen«, meinte Lemander nachdenklich.
    »Die Insignien?«, fragte Eklipto irritiert nach. »Was für Insignien?«
    Also erklärte Lemander es ihm kurz und bündig.
    »Hm«, verfiel Eklipto ins Nachdenken. »Das ist eine hübsche Legende.«
    »Und es ist eine Chance«, verteidigte Lemander das Gesagte.
    »Als Feldstratege kann ich dem nicht zustimmen«, gab Eklipto zu bedenken und rückte sein Monokel zurecht. »Dagegen stehen allerdings die Umstände, die uns in diese Situation gebracht haben. Wenn ich an die Nollonin denke und daran, wie der Elbenprinz sie benutzt hat, kann ich nicht von der Hand weisen, dass an der Sache etwas Wahres dran sein könnte. Auch die Jahre, die ich als Marschall durch die Verlorenen Lande gestreift bin, haben mich viele eigenartige Dinge sehen lassen. Aber die Informationen sind mir zu vage. Ich weiß nicht, ob und was passiert, wenn wir die Insignien zusammenführen.
    Deshalb kann ich einem Ausfall nicht zustimmen.«
    »Nein!«, flehte Leonhrak entsetzt. »Bitte! Ihr könnt eure tapferen Verbündeten nicht ohne jede Hilfe ins Verderben stürzen lassen. Das würde euch niemand verzeihen. Ich nicht, eure Nachkommen nicht und die Götter würden es auch nicht. Man würde euch auf der sonnenlosen Straße mit Schimpf und Schande bedecken.«
    Die tiefe Trauer auf Ekliptos Gesicht war nicht gespielt, als er sagte: »Ich kann es nicht tun, Prinz. Ich muss die Hoffnung meiner eigenen Leute hochhalten, dass die Truppen aus Lilienbach irgendwann eintreffen und wir bis dahin durchhalten.«
    Leonhrak fiel auf die Knie. »Königin Ellyn! Bitte! Ich bitte dich inständig! Ich habe die größten Wagnisse auf mich genommen: Mein Volk gerettet, den Riesen standgehalten, die anderen Völker vom Fluch der Nollonin erlöst. Nur um auf deinen Zinnen zu stehen und meinem Volk und meinem König und Vater letztlich doch beim Sterben zuzusehen. Das kannst du nicht zulassen!«
    Ellyn schwieg und blickte mit Entsetzen auf den Prinzen herab. Ihr Herz war entzweigerissen. Ich sah, wie ihre Augen glänzten, als sie die Tränen darin zurückhielt. Welche Entscheidung sie auch immer treffen würde, sie würde Schmerz verursachen.
    Da schwang eine Seitentür der Ehernen Halle auf und ein abgehetzter Bote kam hereingestolpert. Puterrot war sein Gesicht angelaufen und er rang nach Luft.
    »Königin«, rief er außer Atem. »Herrin. Es kommen weitere Schiffe an.«
    »Weitere Schiffe?«, rief Eklipto mit erstaunter Miene.
    »Ja, Herr«,

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