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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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fortbestehen, bis einst die Sonne aller Zeiten zum letzten Mal hinter dem Horizont versinken wird?«
    »Ja!«
    »Dann geht hin und fasst euer Herz fest mit der Hand eures Glaubens. Der morgige Sonnenaufgang wird nicht der letzte sein, den unser Volk sieht. Viele Tausend Sonnenaufgänge werden wir noch erblicken.
    Aus den Reihen von Fjeldings Männern erhob sich eine einzelne Stimme und krähte nach Leibeskräften. Ich konnte ihren Ursprung nicht ausmachen.
    »Lang lebe König Fjelding!«
    Doch hundertfach antworteten die Harjenner: »Lang lebe König Fjelding!«
    »Auf dann!«, knurrte der König grimmig. »Lasst uns unseren Feinden einen Empfang bereiten, der noch lange besungen werden wird!«
    Während sich die Menge verstreute, um eifrig Befehle und Anweisungen entgegenzunehmen, lenkte Fjelding sein Pferd zu Lemander und mir herüber.
    »Wie bekämpft man am besten einen Riesen?«, fragte er leise. »Was richtet man gegen eine Kreatur aus, die dreimal so hochgewachsen ist, wie der größte Krieger?«
    Das war eine gute Frage. Und sie traf mich hart, denn diese bedächtigen Worte Fjeldings im kleinen Kreis, sprachen davon, dass der König selbst nicht wusste, ob und wie lange, man den Riesen würde standhalten können. Die Zuversicht, die er seinen Männern gegenüber noch ausgestrahlt hatte, war nichts als Fassade.
    »Man könnte ihnen etwas Schweres auf den Kopf werfen«, schlug Lemander vor.
    »Wie steht es mit Belagerungswaffen?«, wollte er vom König wissen.
    Fjelding sah ihn an. Irritation lag in dem Blick.
    »Ich weiß nicht, ob die Riesen Belagerungswaffen haben. Verdammt, ich weiß überhaupt nichts von der Kriegskunst der Riesen. Niemand tut das, weil niemand, der noch lebt, jemals einen Krieg gegen die Riesen geführt hat.«
    »Nein, Herr. Du missverstehst mich«, schüttelte Lemander den Kopf. »Wie steht es auf unserer Seite mit Belagerungswaffen?«
    »Warum fragst du?«
    »Wir könnten den zur Halle hin verlaufenden Anstieg der Hügel innerhalb der Stadt nutzen, um aus dem äußeren Ring über den ersten Wall zu schießen. Wenn ein Pfeilhagel die Riesen nur bedingt beeinträchtigen kann, dann müssen wir zusätzlich schwereres Gerät auffahren. Die wuchtigen Steingeschosse eines Tribocks oder die großen Speere einer Balliste müssten in der Lage sein, einen Riesen ernsthaft zu verletzen.«
    »Das ist ein guter Einfall«, stimmte Fjelding ihm zu. »Ich werde meine Baumeister beauftragen, alles Belagerungsgerät bis morgen früh aufgestellt zu haben. Unsere Triböcke können bis zu dreihundert Schrittlängen weit schießen, weit genug, um den Vormarsch der Riesen zu beeinträchtigen.«
    »Gut«, meinte Lemander weiter. »Testet die Reichweite der Maschinen unbedingt und dann markiert sie mit großen Steinen oder Holzpfählen. Wenn die Riesen die jeweilige Markierung passieren, könnt ihr zuverlässiger auf sie schießen.«
    »Woher weißt du so viel über Kriegskunst, alter Mann?«, wollte der König wissen.
    Lemander grinste verschmitzt. »Spielt das eine Rolle, solange du davon profitieren kannst, Herr?«
    Fjelding legte den Kopf schief.
    »Sagen wir einfach, ich bin sehr belesen«, meinte Lemander mit einem vielsagenden Blick.
    Zuversicht erhielt wieder Einzug in das Minenspiel des Harjenner Königs.
    »Hast du noch etwas für mich und meine Männer?«
    »Wenn du mich schon fragst, Herr. Deine Männer sollen in Reichweite eines Bogens ein Geflecht aus dünnen, knietiefen Gräben ziehen und sie mit in Pech getränktem Stroh füllen. Das ist leicht entflammbar. Pechgräben stiften Panik und Verwirrung unter anrückenden Feinden und ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Riese immun gegen ein allesverzehrendes Pechfeuer sein könnte.«
    »In Ordnung.«
    »Und, König?«
    »Ja?«
    »Bitte sende einige mutige Truppen auf die Straßen hinaus nach Osten. Sie sollen den Strom derer aufhalten, die wegen der Nollonin auf dem Weg nach Lukae sind. Sie dürfen nie und nimmer in die bevorstehende Schlacht geraten. Und …«
    »Ja?«
    »Gibt es hier in Lukae einen schnellen und zuverlässigen Schmied, Herr?«
    Zwar hatte weder der König noch ich irgendeine Vorstellung davon, was Lemander vorhatte, aber der König nannte ihm einen Namen und eine Adresse und ich ließ Lemander gewähren. Stattdessen machte ich mich auf, einem Treffen mit Prinz Leonhrak und einigen der Nordmann-Offiziere beizuwohnen. Später würde ich wohl am sinnvollsten bei der Vermessung der Schussweite der Kriegsgeräte mithelfen. Ich hatte

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