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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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ich ihm getan, dass er all diese Verbrechen begangen hat? Was? Sag es mir, du weißt es!«
    In Morpheus’ hellen Augen schien das Meer gemächlich auf- und abzubranden, als er sie mir zuwandte. Es besänftigte mich ein wenig.
    »Es zählt nicht, was du getan hast. Sondern das, was du tun könntest und wozu du in der Lage wärest.«
    »Was ich …?« Meinte er, dass ich irgendwann die Nachfolge meines Vaters übernehmen würde? Danke, die Lust dazu war mir gerade endgültig vergangen und ich hatte niemals ernsthaft darüber nachgedacht; weder über Papas noch über Dr.   Sands Bitte, der mich ebenfalls für seine Nachfolge auserkoren hatte, wenngleich diese wesentlich ungefährlicher sein würde. Außerdem …
    »Nein«, beantwortete ich meine Frage selbst. »Das kann es nicht sein. Das konnte er nicht ahnen, als ich vierzehn war. Ich wusste doch noch gar nichts von den Mahren, das habe ich erst im vergangenen Sommer erfahren!« Und wenn ich Colin nicht begegnet wäre, hätte ich es nie erfahren. Oh nein – nein … Colin … auch kein Zufall? Sondern eine weitere Intrige? Hatte Angelo Colin in mein Leben geschickt, damit die beiden guter Cop, böser Cop spielen konnten? Erst sollte Colin mich in Angst und Schrecken versetzen und mir Schaden zufügen, damit Angelo mit seiner vermeintlich reinen Weste ordentlich Eindruck schinden konnte? Hatte Colin wissentlich mitgespielt oder es ebenso wenig bemerkt wie ich?
    »Colin … bitte nicht auch Colin.«
    Ich nahm die Hände von der Wand und legte sie auf meine Wangen, bis nur noch meine Augen frei waren. Ich musste mich vor dem schützen, was ich jetzt hören würde. Fragend blickte ich Morpheus an. Doch er lächelte, als würde er sich freuen, von ihm zu hören.
    »Ach, Colin, der junge Cambion mit dem Pferd?« Na ja, jung war relativ. »Wie dein Vater der Einzige seiner Art.«
    Ich hielt den Atem an. Colin war der einzige Cambion? Es gab keinen anderen? Morpheus’ Lächeln vertiefte sich.
    »Ja. Viele Mahre haben versucht, sich einen Gefährten zu erschaffen und sein Dasein von der ersten Sekunde an zu bestimmen, doch dazu bedarf es nicht nur großer Macht, sondern auch eines großen Schmerzes.«
    Ich schloss für einen Moment die Augen, um diese neuen Erkenntnisse sacken zu lassen. Was hatte Paul gesagt? Tessa sei schwanger gewesen und habe stümperhaft abgetrieben, mehrmals? Vielleicht sei sie auch dazu gezwungen worden? Es bedurfte eines großen Schmerzes …
    »Colin ist der einzige Cambion unter den Mahren und auch der einzige Zufall in diesem Spiel. So geplant und unglückselig seine Zeugung auch war, so schicksalhaft und glücklich ist eure Begegnung gewesen.«
    Unter »glücklich« hatte ich mir zwar immer etwas anderes vorgestellt, aber trotzdem ließen mich Morpheus’ Worte erzittern. Colins und meine Beziehung war zerstört, das wusste ich, aber dass unsere Begegnung reines Kismet gewesen war, erschien mir wie ein Fels in der Brandung. Daran konnte ich mich für eine kleine Weile festklammern, um dem Sturm meiner zornigen Fragen standhalten zu können. Wir hatten uns gefunden und verliebt, von ganz allein, ohne das Zutun anderer – so, wie es sein sollte.
    »War er dabei, auf den Felsen, als mein Vater getötet wurde?«
    »Nein.«
    Erneut lief ein Zittern durch meinen Körper. Mein Ausatmen glich einem Stoßseufzer. Colin war nicht dabei gewesen. Auch diese Antwort verlieh mir Halt. Es gab für mich keinen Grund, Morpheus nicht zu glauben. So wie er durch mich hindurchsehen konnte, konnte ich auch durch ihn sehen – nicht weil ich die Fähigkeit dazu hatte, sondern weil er es mir gestattete. Seine Gedanken waren für mich ein offenes Buch. Deshalb fühlte ich auch das väterliche Schmunzeln in seinen Worten und Erinnerungen, wenn er von Colin sprach. Aber genauso deutlich spürte ich eine umsichtige, stille Achtung, wenn er von mir sprach. Er wusste etwas von mir und über mich, was mir selbst verborgen geblieben war, und ich hatte Angst, es zu erfahren. Ich musste es jedoch erfahren, um zu verstehen, warum Angelo es auf mich abgesehen und unsere ganze Familie beeinflusst hatte mit seinen gerissenen Winkelzügen. Ich konnte mich davor nicht verstecken. Ich hatte mich nicht im Spiegel ansehen wollen und fand auch nicht den Mut, mein Gesicht abzutasten, selbst meine Haare wollte ich nicht berühren, doch ich konnte nicht länger vor der Wahrheit weglaufen.
    »Was ist es?« Meine Stimme war nur noch ein Hauchen, das sich knisternd an den Wänden

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