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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Aber ich weiß nicht, ob ich mich noch einmal zurückhalten kann, und … und sie soll glauben, dass ich sie liebe. Irgendein Teil von mir tut das ja, das habe ich dir gesagt, doch mein Verstand wehrt sich dagegen. Und mein Verstand ist sehr stark.«
    »Ja, das weiß ich«, entgegnete ich ruhig.
    »Es ist ein Spagat, aber es kann hinhauen. Es wird eine Sache von Sekunden sein, ich muss zustechen, bevor die Wirkung völlig verflogen ist, denn es muss ja jemand tun, der sie liebt. Aber sie darf mich vorher auf keinen Fall verwandeln können. Deshalb der Rausch. Es gibt verschiedene Sorten von Psychopilzen, doch ihre Wirkung ist ähnlich. Die mexikanischen Indianer nennen ihre Pilze das Fleisch Gottes und nehmen sie für ihre religiösen Rituale ein, sie achten sie als Geschenk der Natur und betrachten sie als heilig, ähnlich wie die nordamerikanischen Indianer ihre halluzinogenen Kakteen. Ich kann schlecht beschreiben, was sie auslösen, aber es ist … fantastisch. Mystisch. Als würden Träume wirklich werden, Träume, in denen alles möglich wird. Es muss unwiderstehlich schmecken für einen Mahr. Ich glaube nicht, dass Tessa den Unterschied erkennt. Schließlich ist es reine Natur, was wir uns da reinpfeifen …«
    »Wir? Hast du eben wir gesagt?«
    »Ja. Ich brauche einen Kopiloten, Ellie.« Tillmann sah mich ernst an. »Ich möchte dich als Kopiloten.«
    »Kopilot? Kannst du mal deutsch reden? Ich kenne mich im Drogenslang nicht aus!« Und ich würde es sowieso nicht tun. Auf gar keinen Fall würde ich es tun. Tillmann sollte sich gefälligst alleine in andere Sphären beamen und dem Fleisch Gottes frönen. Ich hatte von klein auf eine immense Angst vor Drogen verspürt. Ich fand die Vorstellung, dass durch sie etwas Unberechenbares mit mir passierte und mir die Klarheit meiner Gedanken nahm, seit jeher unheimlich. Mir war stets schleierhaft gewesen, warum die Menschen sich freiwillig so etwas aussetzten und das auch noch unter der Gefahr, abhängig zu werden. Bewusstseinserweiterung? Mein Bewusstsein war mir erweitert genug. Mehr wollte ich gar nicht. Mehr würde ich nicht ertragen können. Ich hätte es lieber begrenzt anstatt erweitert.
    »Kopilot bedeutet, dass man sich gemeinsam auf den Trip begibt. Das ist besser, als wenn man es allein tut. In unserer Situation trifft das doppelt und dreifach zu.«
    »Warum?« Ich fragte mich, wozu ich mir das überhaupt anhören sollte. Ich würde nicht den Kopiloten spielen.
    »Okay, pass auf … Ich will einen künstlichen und dennoch natürlichen Rausch erzeugen. Wenn ich mich allein in diesem Rausch befinde, bin ich isoliert. Alle nüchternen Menschen befinden sich außerhalb meines Radius. Ich nehme sie zwar noch wahr, aber sie dringen nicht mehr zu mir durch. Keine gemeinsame Basis. So wie ich dich einschätze, wird dein Rausch schwächer sein als meiner, weil deine Vernunft sich weniger gut ausschalten lässt. Außerdem liebst du Tessa nicht und hast sie nie geliebt. Du wirst dich rechtzeitig darauf besinnen, was wir eigentlich mit ihr tun wollten, und mich im Notfall daran erinnern können. Du hast es schon einmal geschafft …«
    Ja, aber in einer komplett anderen Situation. In letzter Sekunde hatte Tillmann registriert, dass auch die menschliche Welt etwas Lohnenswertes an sich hatte, und auf mich gehört.
    »Kann das nicht jemand anderes tun, den Kopilot spielen?«
    Tillmann schnaubte abfällig. »Wer sollte das denn sein? Gianna? Oder etwa Paul? Ausgeschlossen. Gianna und Paul kommen für mich als Kopiloten nicht infrage. Und sonst haben wir niemanden. Bei Colin werden Drogen nicht wirken.«
    »Aber ich hab Angst davor!«, versuchte ich das Unvermeidliche aufzuhalten. »Ich kann keine Drogen nehmen!«
    »Das hast du doch schon. Freiwillig.«
    Erstaunt blickte ich auf. Tillmann nickte.
    »Ja, hast du, Ellie. Vor Colins Kampf mit Tessa, im Wald. Du hast anschließend sogar halluziniert!«
    Verflucht, er hatte recht. Ich hatte Blüten von Nachtschattengewächsen zerrieben, mit Wasser und Erde vermischt und getrunken, ein widerliches Gebräu. Trotzdem konnte man diese Sache nicht mit dem vergleichen, was Tillmann mir nun abverlangen wollte.
    »Das zählt nicht. Ich habe das gemacht, damit Tessa mich nicht bemerkt, und nicht, um high zu werden. Ich wusste doch gar nicht, dass die Blüten mich in einen Rausch versetzen würden! Mir war außerdem speiübel. Ich kann echt nicht begreifen, warum du ausgerechnet mich dabei brauchst.«
    »Weil wir manchmal eine

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