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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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exakt gleichen Moment aussprachen, und wir blickten uns einige Sekunden zweifelnd an, bis wir begriffen, was der andere meinte. Colin würde sich mit Charlotte treffen? Noch einmal? Er hatte doch eben erst mit ihr geredet!
    »Das tust du nicht, Ellie. Du triffst dich nicht mit ihm. Das ist lebensmüde.«
    »Du bist lebensmüde, wenn du dich mit ihr triffst«, gab ich drohend zurück. »Was willst du denn noch? Du hast hier mit ihr geredet, das genügt. Oder stehst du neuerdings auf klimakterische Britinnen mit Übergewicht?«
    »So, es reicht jetzt.« Colin warf einen Geldschein auf den Tisch, obwohl ich nicht einmal an meiner aranciata genippt hatte, und nahm meine Hand, um mich mit sich zu ziehen. Ich schüttelte sie ab, eine störrische Geste, die erneut die Blicke der Gäste auf uns zog. Mit hängenden Armen folgte ich Colin ein paar Schritte, dann blieb ich wieder stehen. Colin atmete tief durch.
    »Liebe Elisabeth, ich habe noch nie einer Frau eine öffentliche Szene gemacht, aber du bist kurz davor, es zu erleben«, warnte er mich in leisem, aber umso beschwörenderem Ton.
    »Ich will nur die Musik hören, bitte.« Das wollte ich wirklich. No need to run and hide, it’s a wonderful, wonderful life … Was war das für ein Lied? Warum hatte ich es früher nie gehört? Es passte zu mir. Schöner, sehnsüchtiger Text, traurige Melodie – wie konnte Colin von mir verlangen, jetzt zu gehen? Er konnte. Er hatte bessere Tricks als ich. Ich trippelte ihm hinterher wie ein Lämmchen seiner Herde, zum zweiten Mal, und versuchte gähnend, mir den Text zu merken, um den Song irgendwann googeln und kaufen zu können. Ich musste ihn haben.
    Wir stritten die gesamte Heimfahrt über. Es war ein Machtspiel. Wir wollten beide das Gleiche und keiner war bereit, es dem anderen zu gönnen. Schließlich gab ich nach, aus taktischen Gründen, obgleich ich eine höllische Angst hatte vor dem, was Colin bei diesem Treffen widerfahren konnte. Charlotte war immer noch eine hübsche Frau und Erinnerungen konnten mächtig sein. Siehe Grischa. Ich wusste, wovon ich redete. Bei Colin und Charlotte war sogar Liebe im Spiel gewesen, nicht nur eine einseitige Teenagerschwärmerei und Tagträume …
    Im Gegenzug hatte ich kein einziges gutes Argument, mit dem ich Colin überzeugen konnte, mich allein zu Angelo gehen zu lassen, aber er hatte unzählige gute, warum ich ihm das Treffen mit Charlotte erlauben sollte – mal die Tatsache außer Acht lassend, dass er gar nicht erst um Erlaubnis bat. Ich musste aufgeben. Und ich tat es auch deshalb, weil ich es verabscheute, mit ihm zu zanken.
    »Wir führen uns schrecklich auf. Für so ein Paar würde ich mich normalerweise fremdschämen«, sagte ich schließlich geschafft, als ich merkte, dass die Streiterei keinen Sinn hatte. Noch immer saßen wir nebeneinander in Colins Auto, das er schon vor zehn Minuten in der Einfahrt unseres Hauses geparkt hatte.
    »Du kannst mitkommen, wenn du magst, Ellie. Du bist meine Freundin und ich bin für sie der Sohn von Jeremiah. Es spricht nichts dagegen.«
    »Danke, nein«, lehnte ich kategorisch ab. »Das möchte ich mir lieber nicht antun.«
    »Und wie kann ich mir sicher sein, dass du nicht zu Angelo spazierst und wieder einmal dein Leben aufs Spiel setzt?«
    Ich schwieg verdrossen. Weil ich vielleicht noch einen Überrest von Intelligenz besaß? Ich hatte mich spontan über Angelos Einladung gefreut – bis ich über die Sache mit dem Haus hinter der Tankstelle nachgedacht hatte. Die Umschreibung seines verehrten Anwesens hatte mir die Lust genommen, ihn zu besuchen. Gleichzeitig wusste ich, dass ich mir eine wichtige Chance entgehen ließ, wenn ich es nicht tat. Was hatte Tillmann damals zu mir gesagt, als ich ihn wegen Colin um Rat gefragt hatte? Dass ich mir von anderen niemals vorschreiben lassen dürfe, wie ich meine Entscheidungen zu fällen hatte.
    Nur diesem Ratschlag hatte Colin es zu verdanken, dass ich ihn eines Nachmittags besucht hatte, ebenfalls in seinem Haus, mitten im Wald, weitab von anderen Menschen. Wieder einmal wurde mit zweierlei Maß gemessen – jedoch mit dem bedeutenden Unterschied, dass ich nun wusste, was es mit den Mahren auf sich hatte. Damals hatte ich gehofft, dass Colin harmlos war. Wäre ich zu ihm gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass er ein Cambion war? Nein, ich durfte Angelos Angebot nicht annehmen.
    »Ich will noch leben«, beendete ich mein verbissenes Schweigen mit fester Stimme. Colin spürte, dass es die Wahrheit

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