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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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wahrhaftig, gemeinsam in schönen Erinnerungen zu schwelgen. Und doch, ich weiß, was du meinst. Ja, stimmt, es war so, wie du es sagst.«
    »Und warum war das so? Gut, dass wir hier in Italien noch keinen Sex hatten, hast du begründet, auch wenn ich die Begründung bescheuert finde, aber … von mir aus. Trischen, nach dem Karatetraining, na ja, vielleicht die Vorstufe für die Askese, oder?« Ich äugte zu ihm hoch und er wedelte lässig mit der Hand, um mir zu sagen, dass ich fortfahren könne. »In Ordnung, Askese. Aber im Wald bei den Wölfen, da hätten wir es tun können. Uns war klar, dass wir Tessa locken würden, wir hatten sogar darüber gesprochen und ich war noch berauscht von der Erinnerung, niemals hätte ich Angst vor dir bekommen!«
    Colin setzte sich im Schneidersitz auf den Sand. Ich folgte ihm. Unsere Knie berührten sich, als er sacht über meinen nackten Oberarm strich.
    »Es gab zwei Gründe. Den einen kennst du. Es ist der, weshalb ich dich jetzt auch noch nicht angerührt habe, obwohl du es mir in deinen knappen Röcken reichlich schwer machst. Aber es gibt noch einen anderen. Ich wollte nicht, dass du dich sorgst, du könntest schwanger sein.«
    »Dass ich – was?« Ich war plötzlich atemlos – nicht, weil mich seine Worte überraschten, sondern weil mir in der Zeit nach unserem Abschied am Meer genau diese Befürchtung durch den Kopf gegangen war und ich sie nur mit dem beruhigenden Wissen über Colins Unfruchtbarkeit ad acta legen konnte. Ich wollte Colins Blick ausweichen, als er sich vorbeugte und mich forschend ansah, doch meine Schultern verweigerten sich meinem Befehl. Errötend senkte ich meine Lider.
    »Blutest du noch, Ellie?«, fragte Colin leise.
    Es dauerte einige angestrengte Atemzüge, bis ich aufspringen und mich so echauffieren konnte, wie es meine aufgewühlte Seele von mir verlangte. »Das geht dich einen feuchten Kehricht an, Colin Blackburn!« Ich drehte mich auf dem nackten Absatz herum und stapfte an ihm vorbei den Strand hinab. Der leichte Abendwind konnte mein flammendes Gesicht kaum kühlen. Nach ein paar Schritten ahnte ich, warum ich mich dermaßen aufregte. Es war nicht nur das pikante Thema, sondern auch Colins Formulierung gewesen, die mich aus der Haut fahren ließ. So direkt, so treffsicher und so … so indiskret! Niemand durfte mich derlei Sachen fragen, nicht mit diesen unverblümten Worten.
    »Autsch!« Ich hatte nicht gesehen, wo ich hinlief, und war frontal gegen seine harte Brust gekracht. Natürlich. Er war schneller als ich, lautloser, gewiefter. Er machte mich verrückt damit.
    »Lassie … es ist nur eine Frage. Und überdies eine berechtigte. Wenn ich nicht danach fragen darf, wer denn dann? Ich hatte dich als weniger verklemmt eingeschätzt.«
    »Das hat nichts mit Verklemmtheit zu tun!«, widersprach ich heftig. »Überhaupt nichts! Es geht niemanden etwas an, niemand anderen außer mir, das ist meine ureigene Sache, ich rede mit niemandem darüber, auch mit meinen Freundinnen habe ich das nicht getan, nicht mit meiner Mutter und nicht mit meinem Vater, weil es nur mir gehört, es ist meine Auszeit, meine Zeit für meinen Körper und mich!« Ich verschränkte meine Arme so fest vor der Brust, dass meine Muskeln sich verkrampften. »Keiner hat mich in diesen Tagen anzurühren oder mir nahe zu kommen und ich hatte nie das Bedürfnis, das auszudiskutieren, nie!«
    Ich übertrieb nicht. Es war die Wahrheit, auch wenn meine Mutter dieses Verhalten während meiner Pubertät sehr persönlich genommen hatte und auch meine Freundinnen nie hatten verstehen können, warum ich mich konsequent aus ihren Frauengesprächen ausschloss. Doch Colin hörte mir aufmerksam zu und sah mich dabei unvermindert offen an, als würde ihm einleuchten, was ich zu erklären versuchte.
    »Deine Auszeit, sagst du?«
    Ich nickte und lockerte meine Arme ein wenig.
    »Und jetzt fehlt sie dir, diese Auszeit. Wie lange schon?«
    »Seit … ich hatte kurz nach Trischen das letzte Mal eine Blutung, aber nur schwach und dann … nicht mehr.« Ich wusste nicht, warum ich auf einmal weinte. Es gab nichts Beklagenswertes an dieser Situation, ich hatte es sogar als praktisch empfunden, wäre da nicht die unterschwellige Angst vor einer Schwangerschaft oder einer Erkrankung gewesen. Doch was ich jetzt fühlte, war Trauer und eine quälende Angst vor dem, was Colin mir sagen würde.
    »Weißt du, Ellie …« Colin versuchte nicht, mich zu berühren, doch ich fühlte, wie er mir geistig

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