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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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bevorzugten Aktivitäten gehörte und völlig unnötig war. Colin musste gejagt haben; seine Haut war wärmer als sonst und sein Duft verführerisch. Ich musste mich beherrschen, ihn nicht zu beißen. Irgendwann tat ich es doch. Es war reine Notwehr.
    »Mein Gott, wie viele Hände hast du eigentlich? Siebzehn?«, seufzte ich nach ein paar stillen, geschäftigen Minuten.
    »Nur zwei, allerdings zwei sehr erfahrene und geschickte.«
    »Äußerst geschickt, du alter Angeber«, lobte ich gnädig und lauschte auf das Rauschen in seiner Brust. Es pochte im gleichen Rhythmus wie mein jagender Puls.
    »Ich spüre dein Herz schlagen, Lassie.«
    »Das hier ist nicht mein Herz«, berichtigte ich ihn. Nein, es war nicht mein Herz, aber auch die intimsten Regionen meines Körpers hatten sich mit seinen Schlägen vereint. Colin lachte leise, ohne seine Hand wegzuziehen. Ich drehte mich zur Seite, damit ich meine Stirn, wie ich es so gerne tat, an seine Schulter lehnen konnte, die langsam kühler wurde. Ich hatte definitiv nur zwei Hände, aber auch sie waren weder ungeschickt noch vollkommen unerfahren – und sie wollten Eroberungszüge unternehmen.
    Ich überlegte, ob ich meine Augen offen lassen oder schließen sollte, und entschied mich fürs Schließen, damit mich der Mut auf halber Strecke nicht verließ. Ich hatte Colins Körper zwar schon einmal erforscht, und das offenen Auges, und damals war von Liebe noch keine Rede gewesen. Nicht einmal geküsst hatten wir uns. Doch ich hatte geglaubt, nur seine Hülle vor mir zu haben, und mich flugs darangemacht, sie gründlich auf Herz, Nieren und Körperbehaarung zu untersuchen. Colins höchst anwesender Geist hatte mich glücklicherweise unterbrochen, bevor ich zu kühn werden konnte. Trotzdem hatte es mir die Angelegenheit leichter gemacht zu glauben, er sei gar nicht richtig da. Jetzt war er da und mich ergriff eine mädchenhafte Scheu, als ich meine Finger über seine Brust und seinen Bauch wandern ließ, aber noch stärker war meine Neugierde.
    Zwanzig Zentimeter weiter Richtung Süden ließ ich meine Finger kurz verharren. Hm. Ich hatte mich immer gefragt, was der liebe Gott sich eigentlich dabei gedacht hatte, als er die unteren Regionen unseres Körpers erschaffen hatte. Vielleicht war er einfach müde gewesen von all seinen anderen Taten und hatte geschludert. Schön waren sie jedenfalls nicht geworden, weder beim Mann noch bei der Frau – eben nicht das, was man unter traditioneller Ästhetik verstand. Sie passten nicht zum Rest der menschlichen Anatomie, fand ich. Nur hatten wir Frauen den eindeutigen Vorteil, dass wir unser Kabinettstückchen der Schöpfung besser verbergen konnten. Bei einem nackten Mann war es nicht zu übersehen. Es musste ein seltsames Gefühl sein, ständig etwas zwischen den Beinen baumeln zu haben, ohne es dabei großartig steuern zu können. Andererseits … Ich strich verzückt über die samtige Stelle, auf der bei anderen Männern zumindest Stoppeln sprossen, und griff dann mutig nach unten, um meine Untersuchungen fortzusetzen.
    Colins Oberkörper erbebte. Überrascht hielt ich inne. Das bisschen reichte aus, um ihn in Ekstase zu versetzen? Ich hatte doch noch gar nichts gemacht. Sein unterdrücktes Stöhnen ging in ein herzhaftes Lachen über. Er lachte über mich!
    »Himmel, Ellie …«
    »Könntest du mir erklären, was gerade so überaus witzig ist?«
    »Deine Gedanken …« Colin schob sich die Hand auf seinen Bauch, der immer noch von seinem Lachen geschüttelt wurde. »Jeder andere hätte ein akutes Potenzproblem, wenn er sie lesen könnte …«
    »Dann ist es ja gut, dass ich nicht mit jedem anderen ins Bett gehe«, konterte ich und suchte nach geschickten Verteidigungsstrategien. »Ich finde nur, dass es eine sehr seltsame Konstruktion ist.«
    »Es? Es ist ein Er.«
    »Ein Er?« Ich musste erneut kichern. »Deine zweite Persönlichkeit, was? Nein, ein Es.«
    »Wieso es?«
    »Das Teil.«
    »Sehr charmant, Ellie. Du solltest besser keine Liebesromane schreiben.«
    »Habe ich auch nicht vor«, entgegnete ich kühl. »Jedenfalls … es hat ein Eigenleben. Völlig unabhängig von allem anderen, wie es scheint …« Denn Colins Heiterkeit irritierte es nicht im Geringsten.
    »Oh, im Moment sind wir beide ganz auf einer Wellenlänge, es und ich, glaub mir«, entkräftete Colin meine semiwissenschaftlichen Ausführungen.
    »Hmmmm … ich habe heute Mittag übrigens geträumt, ich sei eine Giftschlange«, erzählte ich schläfrig, weil es

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