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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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Katharina. »Ist doch ganz schön viel zu pauken. Streu ihr mal nicht zu viel Sand in die Augen.«
    »Ist schon gut«, erwidert Luna. »Das Seltsamste ist, dass man wieder zu den Jüngsten gehört, genau wie nach dem Wechsel aufs Gymnasium.«
    »Daran denken wir heute nicht«, beschließt Sarah und hebt ihr Glas. »Heute feiern wir!«
    Sie lachen und reden weiter miteinander, Luna versucht, den Gedanken an Falk zu verdrängen. Ganz gelingt es ihr nicht. Sie vermisst ihr Handy, sehnt sich danach, ihm eine zärtliche Nachricht zu schicken, ihm zu schreiben, wie sehr sie ihn liebe und dass er nicht böse sein solle. Ihm einen schönen Abend für morgen versprechen. Zweimal fragt sie Sarah leise nach ihrem Handy, doch von Falk ist keine Nachricht drauf. Ole fragt den Barkeeper nach der angekündigten Band, dann ziehen sie weiter, fahren mit der Straßenbahn in den Stadtteil Pankow und von dort weiter nach Norden, in eine Cocktailbar im Bezirk Reinickendorf. Auf der Straße schließt sich Jaron erneut an Luna an, geht eine Zeit lang neben ihr.
    »Wenn du in der Uni mal Schwierigkeiten hast, kannst du dich immer an mich wenden«, bietet er an. »Ich bin nicht Doktor Allwissend, aber manches lässt sich gemeinsam besser lösen als allein.«

    »Danke«, antwortet Luna. »Im wievielten Semester studierst du?«
    »Drittes. Hab also schon ein Jahr auf dem Buckel. Man gewöhnt sich schnell an alles, aber ich habe ja auch schon immer in Berlin gewohnt und kannte von Anfang an ein paar Leute. Für dich ist es bestimmt nicht einfach - ganz neu und allein in der Stadt.«
    »Deshalb wollte ich heute auch mitkommen. Ich wohne ja sogar allein.«
    »Und was studierst du?«
    »Englisch und Kunst auf Lehramt. Aber ob ich wirklich in dem Beruf arbeiten will, weiß ich noch gar nicht. Erst mal von zu Hause weg, das war das Wichtigste. Und meine Eltern finden es gut, wenn ich Lehrerin werde, also lasse ich sie erst mal in dem Glauben.«
    »Lehrer ist nicht verkehrt«, entgegnet Jaron. »Es gibt fünf Gründe für den Beruf: Osterferien, Pfingstferien, Sommerferien, Herbstferien, Weihnachtsferien und Winterferien.«
    »Das sind sogar sechs«, lacht Luna. »Ich habe mitgezählt.«
    »Siehst du.« Jaron grinst. »Ist doch bestimmt ganz locker. Sonst machst du eben deinen Magister und siehst dich erst mal in der Welt um, ehe du dich festlegst. Ist doch furchtbar, wenn man mit zwanzig schon sein ganzes Leben vorausplant.«
    »Finde ich auch. Und du - kommst du gut klar in eurer WG? Ich denke nämlich immer, für mich wäre das überhaupt nichts.«
    »Geht so. Du glaubst nicht, wie spießig man wird - ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Kumpel anmotzen würde, weil er vergessen hat einzukaufen. Wie ein schlecht gelaunter Pascha.«
    »Aber du hast immer jemanden zum Reden.«

    »So wie du jetzt lebst - das hat auch was für sich«, wendet er ein. »Ein richtiger Neuanfang: keine Eltern, die immer beobachten, was du machst, obwohl du längst volljährig bist; keine Freunde, die dich vielleicht auch schon hier und da enttäuscht haben - du bist vollkommen frei. Vielleicht lernst du dich selber ganz neu kennen, so weit weg von allem.«
    »So ähnlich denke ich auch manchmal darüber, zumindest wenn ich mich gerade besonders mutig fühle.«
    »Aber du bist mutig!«, sagt Jaron schwärmerisch. »Du kannst deine eigenen Gedanken entfalten, und niemand ist da, der dich so gut kennt, dass er sie schon an deinem Gesichtsausdruck errät. Du kannst alles ausprobieren, ohne dass jemand dir davon abrät, weil er meint, besser zu wissen als du, was für dich gut ist. Jeden Tag kannst du allein entscheiden, wann und was du essen willst, mit wem du dich triffst, wie lange du abends wegbleibst, ob du Risiken eingehst oder ob du lieber vorsichtig bleibst. Ich finde das toll. Wenn ich es mir so recht überlege, würde ich sogar gern mit dir tauschen.«
    Luna lächelt in sich hinein; Jarons Augen haben zu strahlen begonnen, während er wild gestikulierend weiterredet, fixiert er sie damit wie zwei Bühnenscheinwerfer, die gleich darauf wieder weiterschwenken, um alles auszuleuchten, was es zu sehen gibt.
    »Tausch abgelehnt«, erwidert sie lachend. Ihr Blick schweift die Straße entlang, die Lichter der abendlich belebten Straßen, das Geruchsgemisch aus Autoabgasen, Herbstlaub und den vielen Imbissbuden mit Gerichten aus den verschiedensten Ländern, dazu die Menschen um sie herum vermitteln ihr das Gefühl, endlich ein Teil dieses pulsierenden Lebens zu

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