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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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zurück.« Er dreht sie zu sich herum, Luna hebt ihren Kopf, um ihn anzusehen, sucht in seinen Augen nach Spuren von Zorn. Er zieht sie an sich und hält sie umschlungen, lange stehen sie so, ohne ein Wort zu reden. Lunas Herz schlägt wild und stolpernd gegen ihre Brust, noch kann sie sich nicht ganz fallen lassen, so gern sie sich auch gegen seine Brust lehnen würde, weich und warm werden und nur noch genießen, wieder bei ihm zu sein. Sie hat sich erschrocken, viel zu plötzlich war er da, er muss sie beobachtet haben, wer weiß, wie lange schon, vielleicht war er es doch, den sie vor der Cocktailbar wahrgenommen hatte, oder hat er hier vor dem Haus in seinem Auto gewartet? Er hätte mich doch rufen können,
denkt sie, von der Straße aus, statt so heimlich aufzutauchen, ich hätte mich gefreut, in seinem Auto ist es bestimmt warm, vielleicht hat Falk dort Musik gehört. Es gelingt ihr nur langsam, sich zu beruhigen, es ist Falk, versucht sie sich einzureden, Falk ist bei mir, mein Freund, ich bin in Sicherheit, alles ist in Ordnung. Er beginnt, ihre Schultern zu massieren, selbst durch die dicke Jacke spürt sie seine geschickten Griffe, anfangs läuft noch ein Schauer über ihren Rücken, der noch von dem Schrecken herrührt, sie denkt an Jaron, der vielleicht im Hard-Rock-Café nach ihr gesucht hat, verdrängt seine aufmerksamen, besorgten Blicke, auch er würde sich wundern, wo Falk jetzt herkommt, wenn er sie beide sehen könnte.
    Falk nimmt Luna den Schlüsselbund aus der Hand.
    »Komm«, sagt er. »Gehen wir rein, du zitterst ja.« Mühelos sperrt er die Tür auf und schaltet das Licht im Treppenhaus ein, das er mit zielstrebigen Schritten durchmisst, gleich darauf stehen sie in Lunas Flur, Falk hilft ihr aus dem Mantel und hängt ihn auf.
    »Leg dich hin«, fordert er sie sanft auf, begleitet sie bis zum Sofa, hebt ihre Beine an, als sie sitzt, schlingt ihre Fleecedecke um sie, sorgsam darauf achtend, dass kein Luftzug ihren Körper weiter auskühlen kann. Anschließend macht er sich in der Küche zu schaffen, Luna hört das anschwellende Rauschen ihres Wasserkochers, das Öffnen einer Pappschachtel, ehe Falk zwei Teebeutel herausfischt und in ihre Glaskanne hängt. Mit dem fertigen Tee und zwei Bechern kehrt er zurück, setzt sich zu ihr auf die Sofakante, schenkt ein, prüft die Temperatur mit seinen Lippen, ehe er Luna einen Becher reicht, massiert ihre Füße.
    »Besser?«, erkundigt er sich nach einigen Minuten, ein Lächeln fliegt über sein Gesicht, als Luna nickt. Seine
Augen blicken warm, denkt sie; er ist mir nicht böse. Erst jetzt breitet sich wirklich Wärme in ihr aus, sie spürt, wie auch ihr Herzschlag sich verlangsamt.
    »Bleibst du?«, fragt sie, die Augen drohen ihr zuzufallen, jetzt in der plötzlichen Wärme spürt sie ihre Müdigkeit doppelt. Falk richtet sich auf und schüttelt den Kopf.
    »Ich wollte nur sichergehen, dass du heil nach Hause kommst«, erwidert er. »Du hast morgen Uni, ich muss zur Arbeit. Lass uns am Nachmittag treffen, so früh wie möglich.«
    »Um drei müsste ich fertig sein«, verspricht Luna und unterdrückt ein Gähnen.
    »Schön«, meint er. »Dann mache ich zur selben Zeit Feierabend.« Er beugt sich herab und drückt Luna einen Kuss auf die Stirn, seine Lippen fühlen sich warm und locker an, er löscht das Deckenlicht. »Schlaf gut, bis morgen.«
    Dann hört Luna die Wohnungstür zuklappen, lauscht seinen Schritten, als er vom Hauseingang auf die Straße tritt und seinen Wagen ansteuert, verfolgt das Starten des Motors, das Knirschen der Reifen beim Ausparken auf dem schmutzigen Asphalt, sieht die Scheinwerfer ein letztes Mal die Fassade streifen. Ich kann so noch nicht schlafen, denkt sie; in meiner Kleidung, mit ungeputzten Zähnen, habe nicht einmal meine Hände gewaschen oder war auf der Toilette. Er hat mich nicht gefragt, wie es heute war, es war einfach zu spät zum Reden. Sie weiß nicht, wie lange sie auf dem Sofa verharrt, so wie Falk sie gebettet hat; erst als ihr vom Tee die Blase drückt, schlägt sie die Decke zurück, steht auf und geht ins Bad. Morgen, denkt sie; morgen sehe ich ihn wieder. Er hat keine Fragen gestellt. Liebe kann alles überbrücken.

7.
    A n der Uni begegnet Luna am nächsten Tag weder Sarah noch Jaron. Sie versucht, sich ganz auf die Vorlesungen zu konzentrieren, wieder hat sie das Gefühl, sich nicht auszukennen, kommt sich vor wie ein Kind kurz nach der Einschulung. Mittags geht sie nicht in die Mensa, sondern

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