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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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das sicher mit der Zeit warm wird, dann steigt es noch schneller in den Kopf, Luna hat es schon richtig gemacht und Jaron soll nicht so tun, als wäre er ihr Aufpasser, zumindest nicht, wenn er nicht mehr mit ihr reden will. Sarah kommt nicht mehr in ihre Nähe, sie hat sich ebenfalls in die Fangemeinde zu Füßen der Musiker eingereiht und scheint jeden Song zu kennen, singt mit und jubelt,
wenn wieder ein letzter Ton verklungen ist und der Gitarrist den nächsten Titel ankündigt. Lunas Augen schließen sich ganz von allein wieder, gern würde sie sich ausstrecken, schlafen, Müdigkeit überkommt sie und lässt sie gleichgültig werden. Sie spürt eine leichte Gereiztheit, sie weiß nicht, was sie Jaron getan hat, irgendetwas muss Sarah gesagt haben, das ihn stört, aber Luna kann nichts dafür, sie haben sie vorher weggeschickt, jetzt fühlt sie sich zu müde, um darüber nachzudenken. Gerade ist sie am Wegdämmern, da rüttelt Jaron an ihrer Schulter.
    »Der letzte Song, Luna!«, ruft er dicht an ihrem Ohr, sie erschrickt, hat die Musik nicht mehr gehört, nichts wahrgenommen, muss wirklich sekundenlang eingeschlafen sein. Ruckartig richtet sie sich auf und starrt Jaron an, ihr Kopf schmerzt, sie muss sich erst orientieren, vielleicht hat sie geträumt, die meisten Träume dauern nicht annähernd so lange, wie sie dem Schläfer erscheinen. Inzwischen hat sich der Saal etwas geleert, neben Luna sind jetzt noch mehr Plätze frei, auf die sich niemand setzt, sie fröstelt leicht. Jarons Hand liegt noch immer auf ihrer Schulter, vorn dreht sich Sarah nach ihnen um, gibt beiden mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie den Songtitel aufschreiben sollen, die vorletzte Aufgabe ist dann gelöst. Luna versucht, sich zusammenzureißen, wach zu werden, wühlt in ihrer Tasche nach einem Stift, den Aufgabenzettel hat Jaron hervorgekramt.
    »Warte doch noch«, schlägt sie vor. »Wenn sie eine Zugabe spielen, ist es noch nicht das letzte Lied.«
    »Es gibt keine Zugaben«, widerspricht Jaron und probiert auf der Rückseite aus, ob sein Kugelschreiber noch funktioniert, tut so, als habe er den Fineliner in Lunas Hand nicht bemerkt. »Jede Band hat genau eine halbe Stunde Spielzeit, danach muss sie von der Bühne, egal wie erfolgreich ihr Gig ist.«

    »Die letzte Band auch?«
    »Für die werden keine Ausnahmen gemacht. Garantiert hören die nach diesem Song auf, weil sowieso kaum noch jemand da ist.«
    Luna nickt und redet weiter, um ihre Müdigkeit zu überspielen, fragt etwas, macht ein paar Bemerkungen über die Lichtanlage, die Bar, das Publikum. Jaron notiert den Songtitel auf seinem Zettel, dann steht er auf und winkt die anderen zum Ausgang, wartet auf Luna, die als Letzte nachkommt, legt seinen Arm um ihre Schulter, ganz kurz nur, sie weicht ihm aus.
    In der U-Bahn zum Ku’damm schläft Luna erneut ein. Auch den Fußweg zur letzten Kneipe des Abends bekommt sie kaum noch mit, nur undeutlich nimmt sie wahr, dass Jaron auch jetzt wieder unablässig an ihrer Seite geht, er und Sarah haben sie untergehakt, keiner von ihnen redet mehr viel, ihnen voraus gehen Ole, Katharina, Judith und Parviz, die laut lachend und singend durch die nächtlichen Straßen ziehen. Clara, Luise, Merete und Hanna haben sich verabschiedet und sind in den Nachtbus gestiegen.
    »Im Hard-Rock-Café scheint sich die ganze Stadt versammelt zu haben«, bemerkt Luna.
    »Zumindest die ganze Uni; hier wird nachher noch die Siegergruppe gekürt und danach ist Party bis zum Abwinken angesagt«, kontert Jaron grinsend. Vergeblich sieht sich Luna nach einem Sitzplatz um, es ist vollkommen aussichtslos. Sämtliche Stühle sind besetzt, selbst an der Bar stehen die Leute so dicht gedrängt, dass es bestimmt eine halbe Stunde dauern würde, bis sie etwas zu trinken bekäme. An einem Tisch neben dem Toilettenbereich rückt ein junger Mann auf seinem Stuhl so, dass er die Sitzfläche nur noch halb ausfüllt, und winkt; Katharina ist mit wenigen schnellen Schritten bei ihm und lässt sich
nieder, bedeutet anderen am Tisch, ebenfalls Platz für die Neuankömmlinge zu machen, einige lassen sich darauf ein, wenig später sitzt auch Sarah. Lachend nimmt sie sich das Bierglas eines etwas älteren Studenten und nippt daran, mit gespielter Entrüstung erobert er es zurück, schon ist Sarah mitten im Geschehen. Sie scheint überhaupt nicht müde zu sein, denkt Luna; vielleicht lerne ich das auch noch, wenn ich erst länger in Berlin lebe.
    »Ich hol dir einen Kaffee,

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