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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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aufragen, noch immer steht er starr, hoch über ihr sein heftiges Atmen.
    »Du behauptest, du liebst mich, ja?«, keucht er, Verachtung in seiner Stimme, Schmerz, Vorwurf. »Ich habe mich in dir getäuscht, Luna. Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du ein Gefühl dafür gehabt, dass ich mit diesem Zimmer nichts zu tun haben will. Dass es mir zuwider ist und ich es verabscheue. Du hättest spüren müssen, dass ich es am liebsten aus meinem Leben streichen will.«
    Luna setzt sich auf, es kommt ihr grotesk vor, vor Falk am Boden zu kauern, dennoch wagt sie nicht ganz aufzustehen,
aus Angst, er könnte sich noch einmal vergessen, sie stoßen oder gar schlagen.
    Aber jetzt regt sich etwas in ihr, plötzlich weiß sie, dass sie sich nicht wieder entschuldigen kann, nicht erneut klein beigeben, um Falk zu besänftigen.
    »Was heißt das: Ich hätte es spüren sollen«, gibt sie zurück. » Du wolltest, dass wir dieses Zimmer aufräumen, hast mich fast alles allein machen lassen. Ich habe eingekauft, geputzt, geschleppt, alles so hergerichtet, dass jedes Finanzamt der Welt dir das Arbeitszimmer glauben würde. Und jetzt stellst du dich hin und sagst, ich hätte irgendwas spüren sollen? Was denn, bitte?«
    Falk bückt sich. Mit einer einzigen Bewegung reißt er Luna hoch, packt sie an den Schultern und schüttelt sie, schleift sie hinter sich her bis zur Wand, drückt sie mit dem Rücken gegen die kalte weiße Raufasertapete, ich hätte den Heizkörper aufdrehen sollen, denkt Luna. Beim Arbeiten habe ich nicht gemerkt, wie kalt es hier ist.
    »Sieh dich um«, keucht Falk. »Das hier war früher mein Schlafzimmer. Mein Schlafzimmer mit meiner Exfreundin Teresa. Es ist voller hässlicher Erinnerungen, die ich nie wieder hochkommen lassen wollte. Nie wieder, hörst du? Und du hast geglaubt, du könntest eine Puppenstube daraus machen mit deinen albernen Kerzenhaltern und der dämlichen Bananenpflanze.« Abrupt lässt er Luna los, geht zum Fenster und versetzt dem Blumentopf einen Tritt, dass er umkippt, die frisch gegossene schwarze Erde fällt in groben Brocken heraus und die Blätter der Pflanze neigen sich zum Boden. »Du verstehst nichts, Luna. Du hast nicht die geringste Ahnung von mir. Nicht den leisesten Funken Gefühl. Ganz davon abgesehen, dass du das Haus verlassen hast; sicher, um dich mit jemand zu treffen. Wer war es?«
    »Ich war deinetwegen unterwegs«, erinnert ihn Luna.
»Aber gut, ich habe zwei Leute aus der Uni getroffen. Da ist nichts dabei, Falk. In der Innenstadt können einem immer Bekannte über den Weg laufen.«
    »Leute aus der Uni«, wiederholt Falk und schiebt seine Hände in die Hosentaschen; Luna sieht, dass er sie zu Fäusten geballt hat. »Es war ein Kerl dabei, sonst hättest du gesagt, dass es Mädchen waren. Du sagst mir sofort seinen Namen.«
    Luna schüttelt den Kopf. »Das ist albern, Falk. An der Uni gibt es unzählige Jungs. Was nützt es dir, wenn ich dir von jedem, mit dem ich auch nur ein Wort gewechselt habe, den Namen nenne?«
    »Ich finde es heraus«, sagt er, stößt sie von sich, sodass ihr Kopf hart gegen die Wand prallt, und beginnt, im Zimmer auf und ab zu gehen wie ein eingesperrter Tiger. »Du kannst dich darauf verlassen, Luna. Früher oder später finde ich heraus, mit wem du dich herumtreibst.« Mit einer einzigen Handbewegung fegt er einen der blauen Kerzenhalter vom Schreibtisch, dann den zweiten, der auf dem Vertiko steht, geht wieder zurück, reißt das Fenster auf und schließt es wieder, schaltet die Deckenlampe ein und die indirekten Lichter aus, schlägt mit der Faust gegen den Pfosten eines der Bücherregale. Dann geht er von Fenster zu Fenster, sperrt eines nach dem andern zu. Neben der Tür bleibt er abrupt stehen, den Fensterschlüssel in der einen, die Klinke in der anderen Hand.
    »Du hintergehst mich nicht mehr«, bestimmt er. Mit einem einzigen Schritt verlässt er das Zimmer und wirft die Tür hinter sich zu, Luna steht noch immer am selben Fleck und reibt sich den Hinterkopf, der mehr schmerzt, als sie im ersten Augenblick wahrgenommen hatte. Dann hört sie, wie sich ein Schlüssel im Türschloss dreht und sich Falks Schritte entfernen, sie eilt zur Tür und drückt die Klinke herunter, nichts regt sich, vielleicht klemmt
sie, denn das kann er nicht getan haben, er hat sie bestimmt nicht eingesperrt, sie rüttelt noch einmal daran, zieht und drückt, klopft. Nichts.
    Sie versucht, ruhig zu bleiben. Falk wird sich beruhigen, überlegt sie;

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