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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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mich sehr wohl verstanden. Sobald du zur Vernunft gekommen bist, gibt es vielleicht auch wieder mehr Freiheiten.« Ehe Luna noch etwas entgegnen kann, ist er fort und die Tür verschlossen.

14.
    D ieses Mal verharrt Luna nicht untätig, wartet nicht ab, ruft nicht nach Falk, damit er ihr öffne. Eine Weile steht sie im Zimmer und blickt sich um, aufzuräumen gibt es nichts mehr, sie überlegt, was sie tun kann. Ein Blatt Papier nehmen und etwas schreiben, Briefe an ihre alten Freundinnen zu Hause, die sie in den letzten Monaten so vernachlässigt hat. Falks Zeitschriften durchblättern, doch er hat nur Fachzeitschriften herumliegen und für Immobilien interessiert sie sich nicht, ebenso wenig für die Fachbücher in seinem Regal. In den alten Tageszeitungen stöbern? Besser als nichts.
    Falks Schlafzimmer mit Teresa. Lunas Blick fällt auf den Vertiko, ein antikes Möbelstück, ein Schrank mit Geschichte, wer weiß, in wie vielen Wohnungen er schon gestanden hat und was alles in ihm gelagert wurde. Sie berührt sein dunkles Holz mit ihrer rechten Hand und bemerkt, dass seine Türen nicht verschlossen sind, auch fehlt der Schlüssel. Luna öffnet den Schrank, beinahe fällt ihr alles entgegen, was sich darin verborgen hatte. Mit beiden Händen fängt sie einen Stapel Briefe auf, der nur von den Schranktüren daran gehindert wurde herauszurutschen, ein paar fallen auf den Boden. Luna will die Briefe nicht lesen, sie sind an Falk adressiert, als Absender steht auf fast allen Umschlägen Renate Wolter. Falks Mutter. Luna legt den Stapel wieder zusammen, will ihn zurücklegen, doch im Inneren des Schranks sind noch andere
Dinge von ihrem Platz gerutscht, die nur durch die Enge der hineingepferchten Sachen Halt gefunden hatten. Dieser Schrank passt gar nicht zu Falk, denkt Luna. Vorne in der Wohnung ist alles modern, puristisch und unpersönlich eingerichtet; sein ganzes Privatleben scheint Falk hier in diesem Vertiko abgelegt zu haben. Es kann nicht nur Teresa gewesen sein, die er hinter sich lassen will. Renate Wolter. Luna nimmt noch einmal einen der Briefe in die Hand, betrachtet die Handschrift, die eng und wie kleine gezeichnete Türme aufwärts ragt, sehr kontrolliert wirkt, sogar der Rest einer wegradierten Linie ist noch zu sehen, auf der Falks Mutter offenbar ihren Namen geschrieben hatte.
    Luna richtet sich auf und legt die Briefe auf den Schreibtisch, sie muss sie nicht sofort lesen, der Tag ist noch lang. Vom Kaffee fühlt sie wieder ihre Blase drücken, schüttelt den Kopf über Falk, er muss sich doch denken können, dass sie in seinen Sachen herumwühlt, sie muss sich schließlich ablenken, sonst hält sie es nicht aus.
    Die Briefe. Die gestochene Handschrift von Falks Mutter. Luna muss etwas tun, sie nimmt erneut eines der Kuverts auf und zieht den darin liegenden Briefbogen heraus, innen die gleichen Buchstaben, sie faltet den Brief auseinander, überfliegt ihn mit flatterndem Herzen, will das alles gar nicht wissen, klappt ihn rasch wieder zu. Renate Wolter hat geschrieben, es wäre lächerlich, dass Falk ihr die alten Geschichten noch vorwerfe, andere Kinder bekämen ebenfalls Stubenarrest, wenn sie etwas ausgefressen hätten.
    » Ebenso wenig verstehe ich deine Vorwürfe, du hättest zu wenig Liebe bekommen «, schreibt sie weiter. » Es hat dir an nichts gefehlt, du hattest ein eigenes Zimmer, jeden Tag eine warme Mahlzeit oder auch zwei, wenn du das so wolltest. Wir haben dir jeden Wunsch von den Augen abgelesen, erinnere dich nur daran,
dass man kaum in dein Zimmer hereinkam, so viele Spielsachen hattest du. Und die Gebühren für die Sportvereine, die mussten wir ja auch irgendwoher nehmen. Für lange Kuschelabende blieb eben keine Zeit mehr, weil der junge Herr so viele Sonderwünsche hatte .«
    Weiter unten: » Komm mir doch nicht immer damit, du wärst traumatisiert. Schließlich warst du noch ein Baby, als der Papa und ich dich in dem Pappkarton fanden, der morgens in der Toreinfahrt gestanden hat, gerade als Papa zur Arbeit fahren wollte. Du warst nur ganz leicht unterkühlt, du hast maximal zwanzig Minuten da draußen gelegen und geschrien, und ich habe auch sofort Babynahrung besorgt, wo sollte denn da bitte schön ein Trauma herkommen? Dankbar sein solltest du uns, deinen Adoptiveltern, andere Findelkinder werden von einem Heim ins andere gereicht. Und bilde dir bitte nicht ein, es wäre immer leicht mit dir gewesen! Wir mussten viele Entbehrungen hinnehmen, um dich durchbringen zu

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