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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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Blockbuchstaben schreit er Teresa an.
    DU GEHÖRST MIR.
    DU WEISST NICHT, WO ICH ÜBERALL AUGEN HABE.
    NICHTS, WAS DU TUST, BLEIBT MIR VERBORGEN.
     
    Wie bei mir, denkt sie und blättert weiter; Teresa ist ich und ich bin sie. Erneut kriecht die Angst in Lunas Nacken hoch, dies alles könnte eine Täuschung sein und das Handy habe nicht Falks früherer Freundin gehört, sondern wäre seines, mit dem er jetzt sie terrorisiert, vielleicht sitzt er nebenan und schickt Luna all diese Botschaften, die Buchstaben verschwimmen vor ihren Augen, sie spürt die Erschöpfung, zu den Halsschmerzen hat sich ein trokkener Husten gesellt, der sie immer wieder schüttelt, nicht verrückt werden, nicht. Die nächsten SMS sind älteren Datums. Nicht an Luna gerichtet.
     
    MEINE PRINZESSIN, liest sie. FÜR DICH GIBT ES NUR MICH UND FÜR MICH NUR DICH. DU UND ICH ZUSAMMEN, MEHR BRAUCHEN WIR NICHT. DU KANNST DEN HIMMEL AUF ERDEN HABEN, WENN DU NUR MIR GEHÖRST. ICH BETTE DICH AUF ROSEN. FALK
     
    Und in einer anderen Nachricht:
    DU BIST AUSERWÄHLT; MEINE PRINZESSIN. DU BIST BEI MIR FÜR
DEN PREIS DEINER FREIHEIT, DOCH DIE BRAUCHST DU AB JETZT NICHT MEHR. ICH HABE AUFGEHÖRT, DER LIEBE HINTERHERZU-RENNEN, DER LIEBE MEINER ELTERN, DER VERWANDTEN, DIE NICHT MEINE SIND, DER MÄDCHEN. JETZT HABE ICH DICH, UND ICH WERDE DICH BESITZEN UND NACH MEINEN WÜNSCHEN FORMEN, DU WIRST MIR GEHÖREN. ICH MACHE DICH ZU DEM, WAS ES HEISST, MEINE FRAU ZU SEIN, DU BIST MEIN LEBEN, UND FÜR DICH GIBT ES AUCH KEIN LEBEN MEHR AUSSER AN MEINER SEITE. FALK
     
    Teresa in einem Rapunzel-Turm. Falk ist krank, denkt Luna und blickt auf das Datum. Die Nachrichten müssen wenige Wochen vor Teresas Tod versendet worden sein. Falk hat sie formen, sie an sich ketten, nach und nach jede eigene Regung, jedes Interesse, das von seiner Person abweicht oder darüber hinausgegangen wäre, auslöschen wollen. Die blumigen Worte hat er sich später erspart, die Nachrichten wurden kürzer, bedrohlicher. Bei Luna schließlich hat er ganz auf seine Versprechen verzichtet, sie niemals Prinzessin genannt. Es gibt kein Umwerben mehr. Es gibt nur noch Kontrolle.

    Luna will telefonieren, mit irgendjemandem sprechen, um nicht durchzudrehen und um nicht allein nach einer Möglichkeit suchen zu müssen, hier herauszukommen. Das restliche Guthaben auf Teresas Handy ist noch nicht verbraucht, sie wird ihre Eltern anrufen, wird ihnen schildern, wie sich alles mit Falk entwickelt hat. Dass es aus ist. Da sie ihn nicht kennen, von seiner einzigen E-Mail abgesehen, würden die Eltern deshalb keinen großen Aufstand machen, binde dich nicht zu früh, hat die Mutter immer schon gesagt. Um Hilfe bitten, um Rat fragen. Sie wählt die Nummer, atmet auf, als sie das Freizeichen
hört, legt sich die Sätze zurecht, in kurzer Zeit muss sie möglichst genau schildern, was passiert ist, muss es so vermitteln, dass sie glaubhaft wirkt, obwohl sie selbst fast meint, verrückt zu werden, so etwas wie das hier erlebt niemand wirklich, noch immer hat Luna Angst, sich alles nur einzubilden, zu übertreiben.
    Niemand hebt ab. Nach dem achten Klingeln springt der Anrufbeantworter an, die Stimme ihres Vaters verspricht, er werde später zurückrufen. Luna hinterlässt Teresas Handynummer, sie erschauert dabei. Teresa ist tot. Luna stellt das Anrufsignal auf lautlos, damit Falk es nicht hört, wenn die Eltern zurückrufen, dann fällt ihr ein, dass sie sie vielleicht auf dem Handy erreichen kann. Der Vater hat seines meistens ausgeschaltet, will nicht rund um die Uhr erreichbar sein, nur einmal am Tag schaut er nach, ob Anrufe eingegangen sind, doch bei ihrer Mutter könnte sie mehr Glück haben. Viermal Klingeln, dann die Mailbox. Luna spricht drauf.
    Ihr fällt ein, dass sie vielleicht schon in den Skiurlaub gefahren sind. Seit sie und Thore klein waren, haben die Eltern das vorgehabt. Langlauf in Skandinavien, endlose weiße Weite, rustikale Möbel in einem Blockhaus mit Kamin und ohne Telefonanschluss. Für das erste Weihnachten allein bietet es sich an, sich diesen Wunsch zu erfüllen, den sie sich zu zweit eher leisten können als früher mit den Kindern. Ihre Handys haben die Eltern schon immer nur im Notfall benutzt; der schlimmste alle Notfälle vom letzten Sommer kann nicht mehr übertroffen werden, jetzt denken die Eltern an sich, jetzt ist ein Tapetenwechsel vonnöten. So lassen sich das erste Weihnachtsfest, der erste Jahreswechsel ohne den Sohn leichter ertragen. Vielleicht hatten sie Luna noch

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